Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sag niemals nie

Sag niemals nie

Titel: Sag niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
Vom Netzwerk:
Er lächelte und zeigte dabei blitzend weiße, perfekte Zähne.
»Seit heute.«
    Unter dem Tisch stieß Blair
Vanessa an, die sofort feuerrot anlief. »Was hab ich dir gesagt!«, flüsterte
Blair verzückt und so leise, dass nur Vanessa es mitkriegte. Sie klaubte eine
Salamischeibe von ihrer Pizza und warf sie sich in den Mund. »Jetzt ich.
Pflicht.«
    Alle dachten nach. Das Dumme an
den Pflichten war, dass die Aufgaben meistens total albern waren. Wahrheiten
machten immer viel mehr Spaß.
    Och, nicht immer.
    »Küss mich!« Stan 5 rückte mit
seinem Stuhl seelenruhig ein Stück zurück, damit Blair an ihn herankam. »Und
zwar exakt fünf Minuten lang.«
    Wie rührend siebtklässlermäßig.
    »Okay.« Blair stand auf und
strich sich die dunklen Haare hinter die Ohren. Dachte er etwa, sie brauchte
eine Extra-Ermunterung? Dabei hatte sie doch fest eingeplant, nachher sogar
weit mehr mit ihm zu tun, als ihn nur zu küssen. Sie setzte sich auf seinen
Schoß und schlang ihm die Arme um den Hals. In seinem Mundwinkel hatte sich ein
kleiner Klecks Pizzasoße gesammelt, und weil sie ein bisschen zu viel getrunken
und ihre Pizza ein bisschen zu schnell gegessen hatte, musste sie bei diesem
Anblick kurz würgen. Sie schloss die Augen und atmete den Duft von Polo for Men
ein. »Okay, guckt auf die Uhr«, befahl sie.
    Sie presste den Mund auf seinen
und versuchte, sich zu entspannen und Geschmack an dem Kuss zu finden, was aber
gar nicht so einfach war, erst recht nicht vor Publikum. Stan 5 schmeckte
salzig und unvertraut und seine Lippen waren eklig feucht. Sie wollte sich
gerade von ihm losmachen, um Atem zu holen, als sie sich an den Kusswettbewerb
auf einer von Serenas Partys Ende der siebten Klasse erinnerte. Sie und Nate
hatten sich dazu in Serenas begehbaren Kleiderschrank gesetzt und Serena hatte
die Zeit gestoppt. Sie hatten siebenundvierzig Minuten durchgehalten, aber in
Wirklichkeit hatten sie gar nicht die ganze Zeit nur geküsst, sondern sich
dabei gleichzeitig auch ganz leise mit aufeinander gepressten Lippen unterhalten.
Was sogar noch viel romantischer gewesen war, als sich bloß zu küssen.
    »Fertig!«, rief Aaron.
    Blair riss sich von Stan 5 los.
Die Erinnerung an Nate hatte den Geschmack des Kusses entscheidend verbessert.
»Ich hätte noch viel länger gekonnt«, behauptete sie lässig und rutschte von
seinem Schoß. Sie setzte sich wieder an ihren Platz und trank ihr Glas aus. »Du
bist dran«, sagte sie zu Stan. »Wahrheit oder Pflicht?«
    »Wahrheit.«
    Blair hätte ihm gern eine
richtig peinliche Frage gestellt, aber dafür kannte sie ihn zu wenig, sie
wusste nur, dass er in Yale studieren würde. »Wenn dein Großvater in Yale nicht
so viel Einfluss hätte, meinst du, du hättest dann an einer anderen Uni
studiert?«
    Stan 5 räusperte sich und
lockerte seinen rosa-grün gestreiften Schlips. Sein Hals war gerötet. »Die
Wahrheit?«, fragte er. Er sah Blair an und fuhr sich mit beiden Händen übers
Gesicht. »Ich werde gar nicht in Yale studieren«, sagte er leise. »Die haben
mich nicht genommen.«
    Niemand sagte etwas. Blair
spürte, wie ihr Gallenflüssigkeit in den Mund schoss. Sie rutschte mit ihrem
Stuhl zurück, sprang auf und stürzte ins Bad.
    Serena lächelte Stanford Parris
V mit dem liebenswürdigen Verpiss-dich-und-verrecke-Lächeln ihrer Mutter an.
»Ich erlege dir die Pflicht auf, jetzt sofort zu gehen«, sagte sie freundlich.
    Stan 5 zuckte mit den
Schultern. Er schien nicht ganz zu begreifen, was die Aufregung bedeutete. »Hat
sie irgendwas?«
    Als würde ihn das wirklich
interessieren.
    »Ihr geht's bald wieder gut«,
versicherte Serena ihm.
    »Um die Ecke ist ein
Taxistand«, sagte Vanessa freundlieh. Sie war viel zu aufgeregt, um überhaupt
mitgekriegt zu haben, was passiert war.
    Stan 5 stand auf und strich
seine Krawatte glatt. Serena brachte ihn zur Tür. »Danke für die Pizza«, sagte
er noch, bevor er ging.
    Unter der Tischplatte berührten
sich Vanessa und Aa- rons Fingerspitzen. »Wahrheit oder Pflicht?«, flüsterte
sie.
    »Wahrheit«, antwortete Aaron.
    »Findest du, ich sollte mir die
Haare wachsen lassen?«
    Aaron beugte sich vor und
hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. »Bloß nicht.«
    Serena ging ins Bad, um nach
Blair zu sehen. Sie war darauf gefasst, sie kniend vor der Kloschüssel zu
finden, wie schon unzählige Male zuvor. Stattdessen lag Blair unter Bergen von
grünem Badeschaum in der Wanne, hatte sich einen gefalteten, nassen Waschlappen
auf die Augen gelegt

Weitere Kostenlose Bücher