Sag niemals nie
Sein Selbstbewusstsein war entmutigend.
Und einfach unwiderstehlich.
Sie spürte Fliss’ Hand auf ihrem Arm. „Bist du sicher, dass du dich nicht verrennst? Du machst das sicher einfach nur, um etwas Neues anzufangen … und vielleicht, um es deinem Vater heimzuzahlen.“
Unvermittelt richtete Anna sich auf und löste ihr Haar, sodass es ihr Gesicht in hellrote Strähnen rahmte.
„Meine Güte, Fliss, vielleicht. Ich weiß es nicht. Ich bin immer noch wütend auf Dad. Er hat mich all die Jahre belogen. Und Mum auch. Das ist noch schlimmer, weil sie nicht mehr bei uns ist. Ich vermisse sie immer noch schrecklich. Deswegen kann ich das Château auch nicht einfach aufgeben. Es ist mein letztes Band zu ihr. Es hat ihr alles bedeutet, war ein Teil von ihr.“
„Ich glaube, da irrst du dich. Das Schloss ist doch nur ein Gebäude. Sie würde verstehen, warum ihr es verkaufen müsst. Du hast ihr alles bedeutet. Du warst ein Teil von ihr.“
Steif stand Anna auf. Fliss war erschrocken über den schmerzlichen Ausdruck in den Augen ihrer Freundin. Selbst nach all den Jahren hatte sie den Verlust noch nicht überwunden. „Das ist es ja eben. Ich habe ihr nicht alles bedeutet!“ Unbeholfen streifte sie sich die Tasche über die Schulter, schob ihren Stuhl unter den Tisch und rang sich ein Lächeln ab. „Wie dem auch sei, Fliss. Du solltest dich jetzt für Saskias schreckliche Party fertig machen.“
„Warum kommst du nicht mit?“ Ihre Freundin stand ebenfalls auf und blickte sie beschwörend an. „Ich weiß, du kannst sie nicht ausstehen, Anna, aber die Party findet unten im Nachtklub statt. Dort ist es stockdunkel, und vermutlich hat sie so viele Leute eingeladen, dass du sie überhaupt nicht zu Gesicht bekommst.“
Anna zog ein Gesicht und begann, sich zwischen der Menge hindurch einen Weg zur Hotelhalle zu bahnen. „Die anderen von GreenPlanet lassen später eine Strandparty steigen. Ich finde, dorthin passe ich besser, meinst du nicht?“
„Ach was! Du passt überall hin, wenn du willst, Anna. Hör auf, dir Gedanken zu machen, wer oder was du bist. Entspann dich einfach!“ Fliss musste nun fast rennen, um mit ihrer Freundin Schritt halten zu können. Unwillkürlich sprach sie lauter, um gehört zu werden. Dennoch fiel sie bald einige Schritte zurück.
In der Hotelhalle blieb Anna stehen. Sie lehnte sich an den Stamm einer riesigen goldenen Palme, damit Fliss sie einholen konnte. Eine Stimme hinter ihr ließ sie aufmerken.
Ihre Kehle wurde trocken und ihr Magen verkrampfte sich, als sie den dunklen Ton erkannte.
Sie brauchte sich nicht einmal umzudrehen, um zu wissen, wo Angelo Emiliani war. Alle Damen in der Halle hatten nur Augen für ihn.
Dennoch konnte Anna der Versuchung nicht widerstehen und riskierte einen Blick.
Auch Emiliani lehnte an einer künstlichen Palme, den blonden Kopf leicht vorgebeugt. Er telefonierte. Das lebhafte Treiben um ihn her schien ihn nicht zu berühren. Nur seine Finger, mit denen er ungeduldig gegen den goldenen Palmenstamm trommelte, verrieten, dass er ungeduldig war.
Blitzschnell zog Anna sich wieder hinter ihre schützende Palme zurück und überlegte. Am liebsten wäre sie in diesem Moment unsichtbar gewesen. Wenn sie jetzt ging, würde Angelo Emiliani sie sehen. Er würde wissen, dass sie gelogen hatte und nicht im Hotel abgestiegen war. Früher oder später würde er es vermutlich sowieso herausfinden, aber diese Genugtuung gönnte sie ihm noch nicht.
Fliss tauchte auf und wollte ihr Vorhaltungen machen, doch Anna legte ihr warnend einen Finger auf den Mund. „Hör zu, ich komme doch mit zu der Party“, flüsterte sie ihrer verblüfften Freundin zu. „Kannst du mir etwas zum Anziehen leihen?“
Fliss nickte.
„Danke. Du bist ein Schatz, Fliss. Und jetzt gehen wir ganz schnell durch die Hotelhalle zu den Aufzügen, ohne uns umzusehen, verstanden?“
Wieder nickte Fliss, obwohl ihr anzusehen war, dass sie Anna für komplett verrückt hielt. „Warum?“
„Das erkläre ich dir später. Los, gehen wir!“
Langsam verließ Anna den Sichtschutz der Palme. Bewundernswert gelassen schlenderte sie an Angelo Emiliano vorbei. Dabei blickte sie unbeteiligt geradeaus. Fliss konnte sich weniger beherrschen. Sie konnte es nicht lassen, den attraktiven Mann anzustarren.
„Das war er, nicht wahr? Angelo Emiliani! Ein toller Mann! Ob er wohl auch hier im Hotel wohnt?“ Sie lachte leise. „Vielleicht könnte ich seine Zimmernummer herausfinden.“
Doch Anna hörte
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