Sag niemals STIRB
„Würde es Sie überraschen?“
Irgendwie nicht, aber Willy versuchte sich vorzustellen, was all die alten Freunde der Familie sagen würden, die ihren Vater für einen Helden hielten.
„Er war einer der Besten“, sagte Gérard.
Sie blickte hoch. „Der Besten?“ Ihr war nach Lachen zumute. „In was? Drogenschmuggel?“
„Fliegen. Es war seine Berufung.“
„Die Berufung meines Vaters war es“, sagte siebitter, „zu tun, was immer er wollte, ohne einen einzigen Moment an andere zu denken.“
„Trotzdem“, beharrte Gérard, „er war nun mal einer der Besten.“
„Als seine Maschine abstürzte“, sagte Guy, „hatte er da etwas von Ihnen bei sich?“
Der Franzose antwortete nicht. Er rutschte in seinem Sessel herum, stand dann auf und ging an das Fenster.
„Gérard?“, drängte Guy.
Gérard drehte sich um und sah sie beide an. „Warum seid ihr hier? Was sollen diese Fragen?“
„Ich muss wissen, was mit ihm passiert ist“, sagte Willy. Gérard drehte sich zum Fenster und spähte durch einen Spalt in den Vorhängen hinaus. „Fahren Sie heim, Miss Maitland, bevor Sie Dinge erfahren, die Sie nicht wissen wollen.“
„Was für Dinge?“
„Unangenehme Dinge.“
„Er war mein Vater! Ich habe ein Recht … “
„Ein Recht?“ Gérard lachte. „Er war in einem Kriegsgebiet. Er kannte die Risiken. Er war einfach einer von den Männern, die nicht lebend wiedergekommen sind.“
„Ich will wissen, warum. Ich will wissen, was er in Laos gemacht hat.“
„Seit wann weiß irgendjemand, was die wirklich in Laos gemacht haben?“ Er ging durch den Raum und berührte seine Schätze. „Sie können sich nicht vorstellen, was damals vor sich gegangen ist. Unser geheimer Krieg. Laos war das Land, über das wir nicht sprachen. Aber wir alle waren dort. Russen, Chinesen, Amerikaner, Franzosen. Freunde und Feinde in denselben schmierigen Bars von Vietniane. Alles gute Soldaten, die was verdienen wollten.“ Er blieb stehen und sah Willy an. „Ich verstehe diesen Krieg noch immer nicht.“
„Aber Sie wussten mehr als die meisten“, sagte Guy. „Sie haben für den Geheimdienst gearbeitet. Sie haben an der Untersuchung des Absturzes mitgewirkt. Die Leitung hatte ein amerikanischer Colonel namens Kistner, der später zum General befördert wurde. Er bezeichnete sich selbst als Militärattaché.“
„Was bedeutet, dass er bei der CIA war“, sagte Willy.
„Was eine ganze Menge bedeutet. Ich war Verbindungsmann zum französischen Geheimdienst. Mir hat man nur das Minimum erzählt.“
„Was wissen Sie über den Absturz?“
Gérard zuckte die Schultern. „Sie nannten es einen ‚Routineverlust‘. Feindliches Feuer. AufDrängen der anderen Piloten wurde eine Suche eingeleitet, aber kein Überlebender gefunden. Nach einem Tag gab Colonel Kistner den Befehl, das Wrack einzuschmelzen. Ich weiß nicht, ob der Befehl ausgeführt wurde.“
Willy schüttelte irritiert den Kopf. „Das Wrack einzuschmelzen?“
„Das ist der Jargon für Zerstörung“, erklärte Guy. „Das machen sie immer, wenn eine Maschine während einer Geheimmission abstürzt. Um die Beweise zu vernichten.“
„Aber mein Vater war auf einem routinemäßigen Nachschubflug.“
„Diese Flüge wurden alle als routinemäßige Nachschubflüge geführt“, entgegnete Gérard.
„Auf der Frachtliste stehen Flugzeugteile“, sagte Guy. „Kein Grund, die Maschine einzuschmelzen. Was war also wirklich an Bord?“
Gérard antwortete nicht.
„Es gab einen Passagier“, sagte Willy.
Gérards Blick zuckte zu ihr. „Wer hat Ihnen das denn gesagt?“
„Luis Valdez. Dads Frachtmann. Er stieg aus, als die Maschine abstürzte.“
„Sie haben mit diesem Valdez gesprochen?“
„Es war nur ein kurzer Anruf, gleich nachdem eraus dem Kriegsgefangenenlager entlassen worden war.“
„Dann … lebt er noch?“
Sie schüttelte den Kopf. „Er hat sich einen Tag nach seiner Rückkehr in die Staaten erschossen.“
Gérard begann wieder, im Raum herumzugehen und jeden Einrichtungsgegenstand zu berühren. Er erinnerte Willy an einen gierigen Gnom, der seine Schätze befingerte.
„Wer war der Passagier, Gérard?“, fragte Guy.
Gérard griff nach einer Lackdose, stellte sie wieder weg.
„Militär? Geheimdienst? Was denn nun?“
Gérard blieb stehen. „Wissen Sie, er war ein Phantom, Mr. Barnard.“
„Was heißen soll, dass Sie seinen Namen nicht kennen?“, wollte Guy wissen.
„Oh, er hatte viele Namen, viele Gesichter. So ist
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