Sag niemals STIRB
schnappte sich das Geld. „Okay, Daddy. Du warten.“ Der Junge trabte los und drehte sich an der Ecke um. „Du warten!“ Eine Minute später kam er wieder, gefolgt von zwei von Fahrrädern gezogenen Rikschas. „Ich finde dir die besten. Sehr schnell“, sagte Oliver.
Guy und Willy starrten betroffen auf die beidenFahrer. Der eine lächelte zahnlos zurück, der andere keuchte wie ein Güterzug.
Guy schüttelte den Kopf. „Wo, um alles in der Welt, hat er denn diese Fossilien ausgegraben?“, murmelte er.
Oliver deutete stolz grinsend auf die beiden alten Männer. „Meine Onkel!“
Eine Stimme hinter der Tür sagte: „Geht weg!“
„Mr. Gérard?“, rief Guy und griff nach dem altmodischen Türklopfer, entweder einem gehörnten Löwen oder einer Ziege mit Zähnen. Er klopfte ein paarmal. „Mr. Gérard!“
Keine Antwort.
„Es ist wichtig! Wir müssen mit Ihnen sprechen!“
„Ich habe gesagt, geht weg!“
Willy murmelte: „Meinen Sie, es wäre einfach möglich, dass er nicht mit uns sprechen will?“
„Oh, er wird mit uns sprechen.“ Guy hämmerte wieder an die Tür. „Ich heiße Guy Barnard! Ich bin ein Freund von Toby Wolff!“
Der Riegel glitt zurück. Ein helles Auge spähte durch den Türspalt. Das Auge zuckte zwischen Guy und Willy hin und her. Die zu dem Auge gehörige Stimme zischte: „Toby Wolff ist ein Idiot.“
„Toby Wolff fordert auch Gefallen ein.“
Das Auge blinzelte. Die Tür öffnete sich eine Handbreit weiter und enthüllte einen kahlen, krabbenartigen kleinen Mann. „Na“, schnappte er, „wollt ihr da stehen bleiben?“
Drinnen war das Haus dunkel wie eine Höhle. Alle Vorhänge waren fest vor den Fenstern zugezogen. Guy und Willy folgten dem Franzosen durch einen schmalen Korridor in ein großes Wohnzimmer. In der erstickenden Dunkelheit waren die Formen massiger Möbel kaum zu erkennen.
„Setzt euch, setzt euch“, befahl Gérard. Guy und Willy näherten sich einer Couch, aber Gérard schnappte: „Doch nicht da! Seht ihr nicht, dass das original Queen Anne ist?“ Er zeigte auf zwei massive Holzstühle. „Setzt euch dorthin.“ Er ließ sich in einen Brokatsessel am Fenster sinken. „Was will Toby von mir?“
„Er sagte, Sie können uns Informationen liefern.“
Gérard schnaubte. „Ich bin nicht im Geschäft.“
„Sie waren es.“
„Nicht mehr. Das Risiko war zu groß.“
Willy sah sich um. In der Dunkelheit schimmerte Elfenbein, glänzte feines altes Porzellan. Sie waren von Antiquitäten umgeben. Selbst das Haus war eine Antiquität, eines von Saigons schönen, alten französischen Kolonialhäusern, das von Weinrankenüberwuchert war. Laut Gesetz gehörte es dem Staat. Sie fragte sich, was der Franzose getan hatte, um ein solches Zuhause zu behalten.
„Es geht um eine alte Sache“, teilte ihm Guy mit. „Aus dem Krieg.“
Gérard lachte. „Die Leute hier sind ständig im Krieg. Welcher Feind? Die Chinesen? Die Franzosen? Die Roten Khmer?“
„Sie wissen, welcher Krieg“, erwiderte Guy.
Gérard lehnte sich zurück. „Der Krieg ist vorüber.“
„Für einige von uns nicht“, warf Willy ein.
Der Franzose wandte sich zu ihr. „Was hat das Mädchen damit zu tun?“
„Sie ist wegen ihres Vaters hier. Vermisst seit 1970.“
Gérard zuckte die Schultern. „Mein Geschäft sind Importe. Ich weiß nichts über vermisste Soldaten.“
„Mein Vater war kein Soldat“, sagte Willy. „Er war Pilot bei Air America.“
„Wild Bill Maitland“, fügte Guy hinzu.
Die plötzliche Stille im Raum war so dick, dass man sie hätte schneiden können. Nach einer Pause sagte Gérard leise: „Air America.“
Willy nickte. „Sie erinnern sich an ihn?“
Die knotigen Finger des Franzosen tappten auf der Armlehne. „Die Piloten haben ab und zu für GeldWaren für mich befördert.“
„Welche Art von Waren?“
„Pharmazeutika“, sagte Guy.
Gérard schlug gereizt auf die Armlehne. „Kommen Sie, Mr. Barnard, wir wissen beide, wovon wir sprechen! Opium. Ich leugne es nicht. Hier tobte ein Krieg, und man konnte Geld verdienen. Also habe ich es verdient. Air America bot den zuverlässigsten Transportdienst. Die Piloten haben nie Fragen gestellt. Darin waren sie gut. Ich habe sie für das bezahlt, was sie wert waren. In Gold.“
Wieder trat Stille ein. Willy brauchte ihren ganzen Mut, um schließlich die nächste Frage zu stellen. „Und mein Vater? War er einer der Piloten, die Sie in Gold bezahlt haben?“
Alain Gérard zuckte die Schultern.
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