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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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das immer bei einem Gerücht. Manche sagten, er wäre ein General. Oder ein Prinz. Oder ein Drogenkönig. Wer immer er war, er bedeutete eine Bedrohung für jemanden an einer hohen Stelle.“
    Jemand an einer hohen Stelle, dachte Willy. Wer konnte sich von diesem namenlosen Laoten bedroht gefühlt haben?
    „Was glauben Sie, wer er wirklich war, Mr.Gérard?“, fragte sie.
    Die Silhouette am Fenster zuckte die Schultern. „Das spielt keine Rolle mehr. Er ist tot. Jeder aus diesem Flugzeug ist tot.“
    „Vielleicht nicht alle. Mein Vater …“
    „Ihr Vater wurde seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen. An ihrer Stelle würde ich die Sache ruhen lassen.“
    „Aber wenn er lebt …“
    „Wenn er lebt, will er vielleicht nicht gefunden werden.“ Gérard drehte sich um und sah sie an. „Ein Mann, auf dessen Kopf ein Preis ausgesetzt ist, hat einen guten Grund, tot zu bleiben.“

5. KAPITEL
    Willy starrte Gérard an. „Ein Preis? Ich verstehe nicht.“
    „Sie meinen, niemand hat Ihnen von der Prämie erzählt?“
    „Prämie wofür?“
    „Für die Verhaftung von Bruder Tuck.“
    Sie verstummte. Worte auf einer Aktenmappe tauchten in ihren Gedanken auf. OPERATION BRUDER TUCK. Sie wandte sich an Guy. „Sie wissen, wovon er spricht, nicht wahr? Wer ist Bruder Tuck?“
    Guys Miene wirkte wie eine Maske. „Nur eineGeschichte.“
    „Aber Sie hatten seine Akte in Ihrem Zimmer.“
    „Es ist ein Spitzname für einen abtrünnigen Piloten. Eine Legende …“
    „Nicht nur eine Legende“, behauptete Gérard. „Er war real. Ein Verräter. Der Geheimdienst bietet keine Zwei-Millionen-Dollar-Prämie für eine bloße Legende.“
    Willys Blick schoss zu Guy. Du hast es gewusst, dachte sie. Wut schnürte ihr die Kehle zu. Sie brachte kaum ihre nächste Frage an Alain Gérard hervor. „Sie glauben, dieser … dieser abtrünnige Pilot war mein Vater?“
    „Der Geheimdienst glaubte es.“
    „Aufgrund welcher Beweise?“
    „Aufgrund der Zeitpunkte und der Umstände. Im Juli 1970 verschwand William Maitland. Im August desselben Jahres hörten wir zum ersten Mal von einem ausländischen Piloten, der für den Feind Waffen und Gold flog.“
    „Aber es gab Hunderte von ausländischen Piloten in Laos! Bruder Tuck hätte Franzose sein können, Russe …“
    „So viel wussten wir – er war Amerikaner.“
    Sie hob ihr Kinn an. „Sie behaupten, mein Vater sei ein Verräter gewesen.“
    „Ich sage Ihnen das nur, weil Sie es wissen sollten.Falls er lebt, ist dies der Grund, warum er nicht gefunden werden will. Sie denken, dass Sie ein Rettungsunternehmen durchführen, Miss Maitland, aber Sie könnten sich gewaltig irren. Ihr Vater könnte in eine Gefängniszelle heimkehren.“
    Willy konnte den Anblick von Guy nicht ertragen. Sie stand auf. „Danke, Mr. Gérard. Sie haben mir Dinge erzählt, die ich nicht erwartet habe.“
    „Dann stimmen Sie mir zu, dass man diese Sache ruhen lassen sollte?“
    „Ich stimme Ihnen nicht zu. Sie halten meinen Vater für einen Verräter. Offenbar sind Sie nicht der Einzige, der so denkt. Aber alle irren sich.“
    „Und wie wollen Sie das beweisen?“ Gérard schnaubte. „Sagen Sie mir, Miss Maitland, wie wollen Sie nach zwanzig Jahren das große Wunder vollbringen?“
    Darauf hatte sie keine Antwort. Sie wusste nur, dass sie allein weitermachen musste.
    Keiner sagte ein Wort, bis sie die Haustür erreichten. Dann blieb Gérard stehen. „Mr. Barnard, richten Sie Toby eine Botschaft aus?“
    Guy nickte. „Sicher. Wie lautet die Botschaft?“
    „Sagen Sie ihm, er habe soeben seinen letzten Gefallen bei mir eingefordert.“ Gérard öffnete die Haustür. Der Sonnenschein war blendend. „Von mirwird nichts mehr kommen.“
    Willy hatte noch keine fünf Schritte getan, als die Wut aus ihr hervorbrach.
    „Sie haben mich belogen! Sie Abschaum haben mich benutzt!“ In seinem Gesicht stand deutlich seine Schuld. „Sie wussten von Bruder Tuck. Von der Prämie. Sie waren nur hinter einem lebendigen Heimkehrer her? Sie waren hinter einem bestimmten Mann her – meinem Vater!“
    Guy zuckte die Schultern.
    „Wie sollte es denn laufen?“, drängte sie. „Wollten Sie mir, nachdem wir ihn gefunden hätten, eine Chance geben, meinen Vater heimzubringen, bevor er auf amerikanischem Boden verhaftet würde? Wie war denn der Plan, Guy?“
    „Es gab keinen Plan.“
    Sie starrte ihn an. „Sie hatten auch sicher einen Plan für jeden Cent dieser zwei Millionen Dollar! Sie Bastard!“ Sie hätte ihn schlagen

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