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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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sollen. Stattdessen marschierte sie davon.
    Er holte sie mit ein paar schnellen Schritten ein. „Verdammt, Willy, wollen Sie mir zuhören?“
    „Wobei? Noch mehr Lügen?“
    „Nein, bei der Wahrheit.“
    „Wahrheit?“ Sie lachte. „Seit wann bedeutet dennIhnen die Wahrheit etwas?“
    Er zog sie am Arm herum. „Seit jetzt.“
    „Lassen Sie mich los!“
    „Nur, wenn Sie mir zuhören.“
    „Warum sollte ich Ihnen irgendetwas glauben?“
    „Sehen Sie, ich gebe es zu. Ich wusste von Bruder Tuck. Von der Belohnung.“
    „Warum haben Sie es mir nicht erzählt?“
    „Ich hätte es getan.“
    „Sie sind mies, Guy. Sie sind wirklich der letzte Dreck. Bedeutet Ihnen Geld so viel?“
    „Ich habe es nicht für Geld gemacht. Ich hatte keine Wahl. Man hat mich dazu gezwungen.“
    „Wer?“
    „Die Ariel Group. Sie sucht nämlich einen alten Kriegsverbrecher.“
    „Bruder Tuck.“
    Er nickte. „Ich sagte, ich sei nicht interessiert. Sie haben mir viel Geld geboten. Ich wurde ein wenig interessiert. Dann haben sie mir Schweigen geboten.“
    Sie erkannte in seinen Augen einen tiefen, dunklen Schmerz. „Das ist es also“, flüsterte sie endlich. „Erpressung. Was haben die über Sie, Guy? Was verbergen Sie?“
    „Es ist nichts …“, er schluckte, „… über das ich sprechen kann.“
    „Verstehe. Muss verdammt schockierend sein. Was vermutlich keine große Überraschung ist. Aber das rechtfertigt noch immer nicht, was Sie mir antun wollten.“ Damit ging sie angewidert weg.
    Die Straße schimmerte in der vormittäglichen Hitze. Guy war ihr direkt auf den Fersen wie ein streunender Hund, der sich nicht abschütteln ließ. Und er war nicht der einzige Streuner, der ihr folgte. Das Klatschen von nackten Füßen kündigte die Rückkehr von Oliver an, der neben ihnen herhüpfte. „Ihr wollt Rikscha? Es ist heißer Tag! Tausend Dong.“
    Sie hörte das Quietschen von Rädern, das Keuchen eines kurzatmigen Fahrers. Olivers Onkel hatten sich der Prozession angeschlossen.
    „Geht weg“, sagte sie. „Ich will keine Rikscha.“
    „Sonne heute sehr heiß, sehr stark. Vielleicht du ohnmächtig. Einmal ich sehe russische Lady ohnmächtig.“ Oliver schüttelte bei der Erinnerung den Kopf. „Was böser Anblick.“
    „Geh weg!“
    Ungerührt wandte Oliver sich an Guy. „Was ist mit dir, Daddy?“
    Guy klatschte ein paar Geldscheine in Olivers schmutzige Hand. „Da sind tausend. Und jetzt hau ab.“
    Oliver verschwand. Unglücklicherweise ließ Guysich nicht so leicht abweisen. Er folgte Willy auf den Marktplatz, vorbei an Ständen, auf denen sich Melonen und Mangos türmten und frisches Fleisch Fliegen anzog.
    „Ich wollte Ihnen das von Ihrem Vater erzählen“, sagte Guy. „Ich wusste nur nicht, wie Sie es aufnehmen würden.“
    „Ich habe keine Angst vor der Wahrheit.“
    „Sicher haben Sie die, Willy. Sie versuchen, ihn zu beschützen.“
    „Er war kein Verräter!“
    „Sie lieben ihn noch immer, nicht wahr?“
    „Warum sollte er mir etwas bedeuten? Er hat uns verlassen.“
    „Und Sie haben deshalb noch immer Schuldgefühle.“
    „Schuldgefühle?“ Sie blieb stehen. „Ich?“
    „Richtig. Vielleicht hatten Sie ja Streit, wie Kinder und Väter immer haben, und dann stürzte er ab. Und zwanzig Jahre später wollen Sie es noch immer an ihm gutmachen.“
    „Praktizieren Sie sich jetzt als Psychiater ohne Lizenz?“
    „Man braucht kein Psychiater zu sein, um zu wissen, was im Kopf eines Kindes vor sich geht. Ich war vierzehn, als mein alter Herr abhaute. Ich bin auchnie darüber hinweggekommen, dass ich verlassen wurde. Jetzt sorge ich mich um mein eigenes Kind, und das tut weh.“
    Sie starrte ihn erstaunt an. „Sie haben ein Kind?“
    „Sozusagen.“ Er blickte zu Boden. „Die Mutter des Jungen und ich, wir waren nicht verheiratet. Es ist nichts, worauf ich besonders stolz bin.“
    „Oh.“
    „Ja.“
    Du hast die beiden sitzen lassen, dachte sie. Dein Vater hat dich verlassen. Du hast deinen Sohn verlassen. Die Welt ändert sich nie.
    „Er war kein Verräter“, behauptete sie und kehrte zu dem aktuellen Thema zurück. „Er war vieles – verantwortungslos, sorglos, unsensibel. Aber er hätte sich nie gegen sein eigenes Land gestellt.“
    „Aber er steht auf der Liste der Verdächtigen. Wenn er nicht selbst Bruder Tuck ist, hat er wahrscheinlich irgendeine Verbindung zu ihm. Und es muss eine gefährliche Verbindung sein. Das ist der Grund, warum jemand versucht, Sie aufzuhalten. Deshalb treffen

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