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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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versuchen, zu einer anständigen Zeit ins Bett zu gehen.“
    „Wer sagt, dass ich es nicht getan habe?“ Er lehnte sich lässig gegen den Türrahmen und grinste. „Vielleicht hatte ich aber noch nicht vor zu schlafen.“
    Lieber Himmel, hatte er eine Frau bei sich imZimmer? Automatisch blickte Willy an ihm vorbei in den abgedunkelten Raum. Das Bett war zerwühlt, aber leer.
    „Reingelegt“, sagte er lachend.
    „Ich sehe schon, Sie sind keine Hilfe.“ Sie wandte sich ab.
    „Willy!“ Er zog sie am Arm herum. „Wollen Sie meine Hilfe?“
    „Vergessen Sie es. Es war eine Fehleinschätzung.“
    „Gestern Abend musste erst die Hölle einfrieren, bevor Sie zu mir kommen, und jetzt sind Sie hier. Wieso?“
    Sie antwortete nicht gleich. Sie war zu sehr damit beschäftigt, nicht zu bemerken, dass sein Handtuch rutschte. Zu ihrer Erleichterung packte er es gerade noch rechtzeitig und schlang es sicherer um seine Hüften.
    Endlich schüttelte sie den Kopf und seufzte. „Sie hatten recht. Kein Offizieller will mit mir sprechen. Niemand beantwortet meine Anrufe. Sobald sie hören, dass ich komme, tauchen sie unter ihre Schreibtische!“
    „Sie könnten noch eine Woche warten.“
    „Nächste Woche ist Ho Chi Minhs Geburtstag.“
    Guy blickte zum Himmel. „Wie konnte ich das nurvergessen! Unglaublich!“
    „Also, was soll ich machen?“
    Einen Moment stand er da und rieb sich nachdenklich das unrasierte Kinn. Dann nickte er. „Lassen Sie uns das besprechen.“
    In seinem Zimmer setzte sie sich unbehaglich auf die Bettkante, während er sich im Bad anzog. Ihr Blick fiel auf einen Stapel Akten auf dem Nachttisch. Auf der obersten stand OPERATION BRUDER TUCK. Neugierig klappte Willy sie auf.
    „Es ist die Art, wie in diesem Land alles funktioniert“, hörte sie ihn im Bad sagen. „Wenn Sie von Punkt A nach Punkt B wollen, gehen Sie nicht in einer geraden Linie. Sie machen zwei Schritte nach links, zwei nach rechts, drehen sich um und gehen rückwärts.“
    „Was soll ich jetzt machen?“
    „Die zwei Schritte. Seitlich.“ Er kam angezogen und frisch rasiert aus dem Bad, sah die offene Akte und schloss ruhig den Deckel. „Tut mir leid, nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.“ Er schob den Stapel in seinen Aktenkoffer. „Also, was gibt es noch?“
    „Was meinen Sie?“
    „Ich habe das Gefühl, dass da noch mehr ist. Es ist acht Uhr morgens. Sie können so zeitig noch nicht mit der Bürokratie gekämpft haben. Weshalb haben Siewirklich Ihre Meinung über mich geändert?“
    Zögernd holte sie ein Stück Papier aus ihrer Handtasche. „Das habe ich heute Morgen unter meiner Tür gefunden.“
    Er faltete das Blatt auseinander. In krakeliger Schrift stand darauf STIRB, YANKEE. Er gab ihr das Blatt zurück. „Und?“
    „Und?“ Sie starrte ihn an. „Ich bekomme eine Todesdrohung, die gesamte vietnamesische Regierung versteckt sich bei der Erwähnung meines Namens, Ainh befiehlt mir praktisch die Besichtigung dieser albernen Lackarbeitenfabrik, und Sie können nichts anderes sagen als ‚Und?‘!“
    Er setzte sich neben sie. „Erstens ist das nicht unbedingt eine persönliche Todesdrohung. Es könnte bloß eine politische Aussage sein.“
    „Ach, mehr nicht?“, sagte sie tonlos.
    „Und betrachten Sie den Besuch in der Lackarbeitenfabrik wie einen Besuch beim Zahnarzt. Sie wollen nicht hingehen, aber alle finden, Sie sollten. Und was das nicht zu erreichende Außenministerium angeht, würden Sie von diesen Bürokraten ohnedies nichts erfahren. Da wir von Bürokraten sprechen, wo ist Ihr Babysitter?“
    „Sie meinen Mr. Ainh?“ Sie seufzte. „Er wartet auf mich in der Hotelhalle.“
    „Sie müssen ihn loswerden.“
    „Liebend gern.“
    Guy stand auf und zog sie hoch. „Wir können ihn nicht gebrauchen, wo wir hinfahren.“
    „Wohin fahren wir denn?“, fragte sie und folgte ihm zur Tür hinaus.
    „Wir besuchen einen Freund … denke ich.“
    „Heißt das, er will uns vielleicht nicht sehen?“
    „Es heißt, dass er vielleicht kein Freund ist.“
    Sie stöhnte, als sie den Aufzug betraten. „Großartig.“
    In der Halle fanden sie Ainh an der Rezeption. „Miss Maitland!“, rief er. „Bitte, beeilen Sie sich. Wir haben heute viel vor.“
    Willy warf Guy einen fragenden Blick zu. Er zuckte und blickte in eine andere Richtung. Zum Teufel mit dem Mann! Er überließ es ihr. „Mr. Ainh“, sagte sie, „wegen dieser kleinen Tour zu der Lackarbeitenfabrik …“
    „Es wird ganz faszinierend werden.

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