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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Cantho fahren?“
    „Nein.“ Guy senkte seine Stimme. „Ich möchte Miss Maitland heute Nachmittag zum Flughafen bringen. Vielleicht …“
    „Ich fahre nach Cantho“, sagte Willy.
    Guy schüttelte den Kopf. „Die Dinge haben sich geändert.“ Er wandte sich an den Fahrer. „Entschuldigen Sie mich, während …“
    Doch Willy war bereits aufgestanden. „Geben Sie sich keine Mühe!“, rief sie, ging ins Bad und schloss die Tür. „Ich bin Wild Bill Maitlands Tochter, schon vergessen?“, schrie sie.
    Der Fahrer sah Guy mitfühlend an. „Ich hole jetzt den Wagen.“
    Die Straße aus Saigon hinaus war mit Lastwagen verstopft. Die meisten davon waren alt und stießen schwarze Wolken aus dem Auspuff. Durch die offenen Fenster des Wagens kamen die Gerüche von Rauch und sonnendurchglühtem Pflaster und verfaulenden Früchten. Werktätige trabten neben der Straße her, eine auf und ab wippende Reihe konischer Hüte vor dem hellen Grün der Reisfelder.
    Fünf Stunden und zwei Flussüberquerungen mit Fähren später standen Guy und Willy auf einem Pier von Cantho und beobachteten die Vielzahl vonBooten, die über den schlammigen Mekong glitten. Flussfrauen schwankten vor und zurück, während sie ruderten, ein fremdartiger und anmutiger Tanz an den Riemen. Und am Flussufer wirbelten der Lärm und das Durcheinander eines lebhaften Marktortes. Schulmädchen, deren Zöpfe im Sonnenschein schimmerten, flitzten auf Fahrrädern vorbei. Hafenarbeiter wuchteten Säcke mit Reis und Kisten mit Melonen und Ananas auf kleine Boote, die Sampans.
    Überwältigt von dem Chaos, fragte Willy tonlos: „Wie sollen wir ihn da jemals finden?“
    Guy zuckte nur die Schultern.
    Es wurde sehr schwierig. Alle Nachfragen erbrachten dieselben Antworten. „Ein großer Mann?“, sagten die Leute. „Und blond?“ Dann kam unvermeidlich ein Kopfschütteln.
    Guys Einfall führte sie letztlich zu einer Reihe von Schneidern. „Vielleicht ist Lassiter nicht mehr blond, aber sicher noch groß. Bei einsneunzig braucht ein Mann in diesem Land maßgeschneiderte Sachen.“
    Die ersten drei Schneider erbrachten gar nichts. Der vierte Laden war in einer Seitenstraße in einer der Hütten mit Blechdächern untergebracht. In der höhlenartigen Dunkelheit kauerte eine alte Näherin über einem Ballen Kunstseide.
    Zuerst schien sie Guys Frage nicht zu verstehen. Dann blickte sie zu Guy hoch. Bei ihrem klagenden Blick nickte er, fasste in seine Tasche und legte einen Zwanzig-Dollar-Schein vor ihr auf den Tisch. Sie starrte staunend auf den Geldschein. Amerikanische Dollars. Für sie war es ein Vermögen.
    Endlich schrieb sie etwas. Guy schob das Papier sofort in seine Tasche. „Gehen wir“, flüsterte er Willy zu.
    „Was schreibt sie?“, wisperte Willy, als sie an der Reihe von Hütten entlangeilten.
    Guy antwortete nicht, sondern beschleunigte seinen Schritt. In der Stille der Nebenstraße wurde Willy sich plötzlich der Augen gewahr, die sie beide von überall her beobachteten, aus Fenstern und Toreingängen.
    Willy zog an Guys Arm. „Guy …“
    „Es ist eine Adresse. Am Markt.“
    „Lassiters Adresse?“
    „Reden Sie nicht, gehen Sie. Wir werden verfolgt.“
    „Was?“
    Er packte sie am Arm, bevor sie sich umdrehen konnte. „Ruhe bewahren. Tun Sie, als wäre er gar nicht hier.“
    Wie konnte Guy so ruhig bleiben? Jetzt pfiff er sogar! Sie erreichten das Ende der Seitenstraße, undein Gewirr von Straßen lag vor ihnen. Zu Willys Überraschung blieb Guy stehen und begann eine fröhliche Unterhaltung mit einem Jungen, der an der Ecke Zigaretten verkaufte. Das Geplauder dauerte endlos.
    „Was machen Sie da?“, stieß Willy hervor.
    „Vertrauen Sie mir.“ Guy kaufte ein Päckchen Winston und zahlte zwei amerikanische Dollar. Der Junge strahlte. Guy ergriff plötzlich Willys Hand. „Machen Sie sich bereit.“
    Die Worte waren kaum ausgesprochen, als er sie um die Ecke und durch eine andere Seitenstraße zerrte. Sie bogen scharf links ab, dann rechts, vorbei an einer Reihe Wellblechhütten, und duckten sich in eine offene Tür.
    Drinnen war es zu dunkel, um die Umgebung zu erkennen. Eine Ewigkeit kauerten sie da und lauschten auf Schritte. In der Ferne hörten sie Kinder lachen und ein Auto unaufhörlich hupen. Aber direkt draußen in der Seitenstraße herrschte Stille.
    „Sieht so aus, als hätte der Junge seinen Job erledigt“, flüsterte Guy.
    „Sie meinen den Zigarettenjungen?“
    Guy spähte nach draußen. „Kommen Sie, wir müssen

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