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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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strengstens geheim.“
    „Aber Valdez hat es Ihnen erzählt“, sagte Willy.
    „Und ich wünschte, er hätte es nie getan.“ Lassiter nahm noch einen Schluck Bier. Seine Hand bebte wieder. „Komisch. Damals fühlten wir uns fast … nun ja, beschützt in diesem Lager. Vielleicht war es einfach nur eine Menge Gehirnwäsche, aber die Wächter sagten Valdez immer wieder, er habe Glück, dass er Gefangener sei. Dass er Dinge wisse, die ihnin Schwierigkeiten bringen könnten. Dass die CIA ihn umbringen würde.“
    „Klingt wie Propaganda.“
    „Das dachte ich auch. Kommunistenlügen, die ihn zum Zusammenbruch treiben sollten. Aber sie haben Valdez Angst gemacht. Er wachte oft nachts auf und schrie, die Maschine stürze ab …“ Lassiter starrte auf das Wasser. „Nach dem Krieg ließen sie uns jedenfalls frei. Valdez und die anderen flogen nach Hause. Er schrieb mir von Bangkok, schickte den Brief über eine Rotkreuz-Schwester, die wir gleich nach unserer Entlassung in Hanoi kennengelernt hatten. Ein Mädchen aus England, ein wenig antiamerikanisch, aber wirklich nett. Als ich diesen Brief las, dachte ich, jetzt ist der arme Bastard wirklich übergeschnappt. Er schrieb verrückte Sachen, dass er nicht ausgehen dürfe und dass seine Telefongespräche abgehört wurden. Ich dachte, er würde sich fangen, sobald er heimkommt. Dann erhielt ich einen Anruf von Nora Walker, der Rotkreuz-Schwester. Sie sagte, er sei tot. Er habe sich selbst in den Kopf geschossen.“
    „Glauben Sie, dass es Selbstmord war?“, fragte Willy.
    Zuerst herrschte Stille. Dann sagte Guy leise: „Sie glauben, dass es ein CIA-Mann war?“
    „Ich frage mich noch immer, ob es einer war. Ob er mich auch finden wird. Ich will nicht wie Luis Valdez enden. Mit einer Kugel im Kopf.“
    Auf dem Fluss glitten Boote wie Geister durch die Schatten. Ein Angestellter des Cafés machte stumm an Deck die Runde und entzündete eine Kette aus Papierlaternen.
    „Ich habe mich unauffällig verhalten“, sagte Lassiter. „Nie viel Aufsehen gemacht. Sehen Sie, ich habe mein Haar verändert.“ Er lächelte schwach, als er sich an dem Pferdeschwanz zog. „Die Farbe habe ich mir von einer örtlichen Kräuterfrau machen lassen. Ein Extrakt von Tintenfisch und weiß der Himmel von was noch. Stinkt wie die Hölle, aber ich bin nicht mehr blond. Ich hatte gehofft, die CIA würde das Interesse an mir verlieren. Dann sind Sie an meiner Tür aufgetaucht, und ich … ich denke, ich habe vor Angst die Nerven verloren.“
    Der Barmixer legte eine Schallplatte auf, und die Nadel kratzte ein vietnamesisches Liebeslied, eine Melodie, die wie Nebel über dem Fluss davontrieb.
    Lassiter bestellte sein sechstes Bier. „Es dauert eine gewisse Zeit, aber man gewöhnt sich an den Rhythmus des Lebens hier. An die Menschen, an ihre Denkweise. Man jammert nicht viel bei einem Missgeschick. Die Leute akzeptieren das Leben, wiees ist. Ich mag das. Und nach einer Weile bekam ich das Gefühl, dass hier der einzige Ort ist, an den ich je gehört habe, der einzige Ort, an dem ich mich jemals sicher gefühlt habe.“ Er sah Willy an. „Es könnte auch der einzige Ort sein, an dem Sie sicher sind.“
    „Aber ich bin nicht wie Sie“, sagte Willy. „Ich kann nicht den Rest meines Lebens hier bleiben.“
    „Ich möchte sie in die nächste Maschine nach Bangkok stecken“, sagte Guy.
    „Bangkok?“ Lassiter schnaubte verächtlich. „Der einfachste Ort der Welt, um sich umbringen zu lassen. Und es wäre auch nicht sicherer, wenn sie zurückfliegt. Sehen Sie sich nur an, was mit Valdez passiert ist.“
    „Aber warum?“, fragte Willy frustriert. „Warum wollten sie Valdez töten? Oder mich? Ich weiß nichts!“
    „Sie sind Bill Maitlands Tochter. Sie sind ein direktes Bindeglied …“
    „Zu was? Zu einem toten Mann?“
    Das Liebeslied endete in dem Kratzen der Nadel.
    Lassiter stellte sein Bier weg. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, warum Sie so eine Bedrohung für diese Leute sind. Ich weiß nur, dass auf diesem Flug etwas schiefging. Und die CIA versucht noch immer, es zu vertuschen …“ Er starrte auf die vor ihmaufgereihten leeren Bierflaschen. „Und wenn eine Kugel nötig ist, um Schweigen zu erkaufen, dann werden sie eine Kugel benützen.“
    Es war schon nach Mitternacht, als der Wagen in die Straße zum Hotel einbog. Guy erstarrte und murmelte: „Was ist das denn?“
    Willy folgte seinem Blick. Eine surreale Szene lag vor ihnen: das mitternächtliche Leuchten der

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