Sag niemals STIRB
gehen.“
Sie schlüpften auf die Seitenstraße hinaus. Nochbevor sie den Marktplatz sahen, konnten sie ihn hören – die Rufe der Händler, das hektische Grunzen von Schweinen. Sie eilten am Außenrand entlang, lasen die Straßennamen und bogen endlich in eine Seitenstraße, die nicht viel mehr als ein Durchgang zwischen zerfallenen Apartmenthäusern war. Die Hausnummern waren kaum noch lesbar.
Endlich blieben sie vor einem Haus in verblasstem Grün stehen. Guy nickte. „Das ist es.“ Er klopfte.
Die Tür öffnete sich. Ein schwarzes Auge spähte heraus. Mehr sahen sie nicht von dem Gesicht der Frau, aber es verriet, dass sie Angst hatte. Guy sprach mit ihr auf Vietnamesisch. Die Frau schüttelte den Kopf und versuchte, die Tür zu schließen. Er legte die Hand dagegen und sagte wieder etwas. „Sam Lassiter.“
In Panik drehte sich die Frau um und schrie etwas auf Vietnamesisch.
Irgendwo im Haus polterten Schritte davon, gefolgt von dem Splittern von Glas.
„Lassiter!“, schrie Guy, schob sich an der Frau vorbei und raste mit Willy auf den Fersen durch die Wohnung. Im hinteren Zimmer fanden sie ein zerbrochenes Fenster. Auf der Straße hinter dem Haus hetzte ein Mann davon. Guy kletterte hinaus, ließ sich in die Glasscherben hinunterfallen und jagtehinter dem Flüchtigen her.
Willy wollte ihm aus dem Fenster folgen, als die Vietnamesin sie hektisch am Arm packte.
„Bitte! Nicht ihm wehtun!“, schrie sie. „Bitte!“
Ihre Blicke trafen sich. „Wir werden ihm nichts tun“, sagte Willy und machte sich sanft los.
Dann zog sie sich auf das Fensterbrett und sprang in die Seitenstraße.
Guy rückte näher. Er sah sein Opfer Richtung Marktplatz hetzen. Es musste Lassiter sein. Obwohl sein Haar von einem schmutzigen Braun war, konnte er seine Größe nicht tarnen. Er überragte die Menge. Er duckte sich unter den Baldachin des Marktplatzes und verschwand im Schatten.
Verdammt, dachte Guy und kämpfte sich durch die Menge. Ich werde ihn verlieren.
Er drängte sich in das zentrale Marktzelt. Das Gleißen der Sonne wich abrupt einem abgeschlossenen, heißen Halbdunkel. Er taumelte blindlings voran, während seine Augen sich langsam an den Lichtwechsel gewöhnten. Er konnte verstopfte Gänge erkennen und von Früchten und Gemüse überquellende Theken, das fröhliche Leuchten von Windrädern, die sich auf dem Wagen eines Spielzeugverkäufers drehten. Eine hohe Silhouetteschnellte sich plötzlich zur Seite. Guy wirbelte herum und sah, wie Lassiter sich hinter einen Stapel von schimmerndem Kochgeschirr duckte.
Guy drängte sich hinter ihm her. Der Mann sprang auf und jagte davon. Töpfe und Pfannen flogen durch die Luft.
Guys Beute sprang in die Lebensmittelabteilung. Guy wandte sich scharf links, sprang über eine Kiste Mangos und rannte einen Parallelgang entlang. „Lassiter!“, schrie er. „Ich will nur mit Ihnen reden! Das ist alles! Nur reden!“
Der Mann wirbelte nach rechts, rollte sich über einen Obststand und taumelte davon. Wassermelonen klatschten auf den Boden, explodierten in einem schimmernden Regen von Fruchtfleisch. Guy glitt fast auf der roten Schmiere aus.
„Lassiter!“, schrie er.
Sie erreichten die Fleischabteilung. Lassiter stieß in seiner Verzweiflung eine Kiste mit Enten in Guys Weg. Eine Wolke von Federn stieg auf, als die aus ihrem Gefängnis befreiten Tiere hochflatterten. Guy wich der Kiste aus, sprang über eine fliehende Ente und rannte weiter. Vor ihm lagen die Theken der Metzger, auf denen sich die Fleischstücke türmten. Ein Verkäufer spritzte den Betonboden ab und ließeinen Schwall blutigen Wassers in den Rinnstein schwappen. Lassiter rutschte in vollem Lauf aus und fiel zwischen den Fleischabfällen auf die Knie. Er versuchte, sofort wieder auf die Beine zu kommen, doch da hatte Guy ihn schon am Hemdkragen gepackt.
„Nur … nur reden“, stieß Guy zwischen keuchenden Atemzügen hervor. „Das ist alles … reden …“
Lassiter schlug um sich und kämpfte darum freizukommen.
„Hören Sie mich doch an!“, schrie Guy und zerrte ihn zu Boden.
Lassiter rammte seine Schultern gegen Guys Knie und warf ihn auf den Rücken. Im nächsten Moment sprang Lassiter hoch, doch als er sich zur Flucht wandte, packte Guy ihn am Knöchel, und Lassiter stürzte nach vorne und landete kopfüber in einem Bottich mit sich windenden Aalen.
Das Wasser schien von schlüpfrigen Leibern zu kochen, die sich in Panik schlängelten. Guy zog den Kopf des Mannes aus dem Bottich.
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