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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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sie auf sein Bett. Dann holte er einen Waschlappen und säuberte ihr schmutziges Gesicht. Ihre Wangen waren bleich. Er verspürte den irren Drang, sie zuküssen.
    „So“, murmelte er. „Jetzt ist schon alles besser.“
    Sie blickte mit benommenen Augen hoch. „Danke.“
    „Wofür denn, Willy?“
    „Dafür …“ Sie suchte nach den richtigen Worten. „Dafür, dass Sie hier sind.“
    Er berührte sanft ihr Gesicht. „Ich werde die ganze Nacht hier sein. Ich lasse Sie nicht allein, wenn Sie das wollen.“
    Sie nickte. Es schmerzte ihn, sie so müde, so geschlagen zu sehen. Er legte den Arm um ihre Schultern.
    „Sie werden sicher sein, Willy“, flüsterte er an ihrem weichen Haar. „Gleich morgen fliegen Sie nach Hause und wenn ich Sie auf Ihrem Sitz festschnallen muss.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht.“
    „Was heißt, Sie können nicht?“
    „Mein Vater …“
    „Vergessen Sie ihn. Er ist es nicht wert.“
    „Ich habe ein Versprechen gegeben …“
    „Sie haben Ihrer Mutter nur eine Antwort versprochen, keine Leiche, keinen offiziellen Bericht mit Brief und Siegel. Nur eine einfache Antwort. Geben Sie ihr eine. Sagen Sie, er ist tot, starb beim Absturz. Das ist wahrscheinlich die Wahrheit.“
    „Ich kann sie nicht belügen.“
    „Sie müssen.“ Er ergriff sie an den Schultern. „Willy, jemand will Sie töten. Er hat zweimal versagt. Was ist beim nächsten Mal?“, sagte er eindringlich.
    Sie schüttelte den Kopf. „Es lohnt sich nicht, mich zu töten. Ich weiß nichts.“
    „Vielleicht geht es nicht darum, was Sie wissen, sondern was Sie herausfinden könnten.“ Er seufzte matt. „Wenn wir doch mit Oliver reden könnten, um herauszufinden, für wen er arbeitet!“
    „Er ist nur ein Kind!“
    „Offenbar nicht. Er könnte sechzehn, siebzehn sein. Alt genug, um ein Agent zu sein.“
    „Für die Vietnamesen?“
    „Nein. Wäre er einer der ihren, warum wäre er verschwunden?“
    Ihre Verwirrung steigerte sich. „Er hat mir das Leben gerettet, und ich weiß nicht einmal, warum.“
    Da war sie wieder, diese Verletzbarkeit in ihren Augen. Sie mochte Wild Bill Maitlands Kind sein, aber sie war auch eine Frau, und Guy hatte Schwierigkeiten, sich auf das brennende Problem zu konzentrieren. Warum versuchte jemand, sie zu töten?
    Er war zu müde zum Nachdenken. Es war spät, sie war ihm so nahe, und da wartete das Bett.
    Er streichelte sanft über ihr Gesicht. Sie schien sofort zu fühlen, was gleich passieren würde. Obwohl ihr ganzer Körper starr blieb, wehrte sie sich nicht gegen ihn. Sobald ihre Lippen sich berührten, fühlte er, wie sie und ihn ein Schock durchlief, als wären sie beide von irgendeinem herrlichen Blitz getroffen worden.
    Er hörte sie an seinem Mund „nein“ murmeln, aber er wusste, dass sie es nicht meinte, und so küsste er sie weiter.
    Sie legte ihre Hand an seine Brust und murmelte noch einmal „nein“, diesmal schwächer. Er hätte auch das ignoriert, wäre nicht der Ausdruck in ihren Augen gewesen. Sie waren groß und verwirrt, die Augen einer Frau, die von Angst und Erschöpfung an die Grenze getrieben worden war. So wollte er sie nicht. So ärgerlich sie auch sein konnte, er wollte die lebendige, atmende, echte Willy Maitland in seinen Armen.
    Er ließ sie los. Schweigend saßen sie auf dem Bett und sahen einander nur in stummem Erstaunen an.
    „Warum … warum haben Sie das gemacht?“, fragte sie schwach.
    „Sie haben so ausgesehen, als würden Sie einen Kuss brauchen.“
    „Nicht von Ihnen.“
    „Dann von irgendjemandem. Es ist eine Weile her, dass Sie geküsst wurden, nicht wahr?“
    Willy blickte in sein grinsendes Gesicht. Nicht nur war sie lange nicht geküsst worden. So war sie noch nie geküsst worden. Aus einem verrückten Grund hasste sie jede Frau, die er vor ihr geküsst hatte, hasste noch mehr jede Frau, die er nach ihr küssen würde.
    Sie warf sich auf das Bett und wandte ihm den Rücken zu. „Ach, lassen Sie mich in Ruhe!“, rief sie. „Ich will nur schlafen!“
    Er sagte nichts, strich ihr über das Haar, stand vom Bett auf und schaltete die Lampe aus. Sie lag still in der Dunkelheit, hörte, wie er Fenster und Tür kontrollierte, ins Bad ging und Wasser laufen ließ.
    Sie war noch wach, als er zurückkam und sich neben ihr ausstreckte. Sie lag da, sorgte sich, dass er sie wieder küssen könnte, hoffte verzweifelt, dass er es tat.
    „Guy?“, flüsterte sie.
    „Ja?“
    „Ich habe Angst.“
    Er griff in der Dunkelheit nach

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