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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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sage ich Mom?“
    „Ich weiß es nicht. Vielleicht gar nichts.“
    „Sie hat ein Recht, Bescheid zu wissen.“
    „Vielleicht wäre es gnädiger, sie weiß nichts.“
    „Gnädiger für wen? Dich oder sie?“
    Er blickte auf seine Füße in schmutzigen Pantoffeln. „Ich habe das wahrscheinlich verdient. Was immer du zu sagen hast, ich habe es verdient. Aber ich wollte es an ihr wiedergutmachen. Und an dir. Ich habe Geld geschickt – zwanzig-, vielleicht dreißigtausend Dollar. Ihr habt es doch bekommen?“
    „Wir wussten nicht, wer es geschickt hat.“
    „Ihr solltet es nicht wissen. Nora Walker hat dasüber eine Bank in Bangkok arrangiert. Es war alles, was ich hatte. Alles, was von dem Gold übrig war.“
    Sie warf ihm einen verwirrten Blick zu. „Du hattest Gold?“
    „Ich wusste es damals nicht. Es war unsere kleine Regel bei Air America. Nie Fragen nach der Ladung stellen. Bloß fliegen. Aber nachdem die Maschine heruntergegangen war, nachdem ich aus dem Wrack gekrochen war, sah ich es. Goldbarren waren überall auf der Erde verstreut. Es war verrückt. Da war ich, hatte das halbe Gesicht weggebrannt, und ich dachte: Ich bin reich. Wenn ich das überlebe, verflucht noch mal, bin ich reich!“ Er lachte über seinen eigenen Irrsinn, über die Absurdität eines Sterbenden, der sich inmitten der Trümmer freute. „Ich vergrub einen Teil des Goldes, warf einiges ins Buschwerk. Ich dachte, das wäre meine Fahrkarte nach draußen. Dass ich es für den Fall einer Gefangenschaft benutzen konnte, um meine Freiheit zu erkaufen.“
    „Was passierte?“
    Er blickte zu den Bäumen hoch. „Sie fanden mich. Soldaten der nordvietnamesischen Armee. Und sie fanden das meiste Gold.“ Er zuckte die Schultern. „Sie haben beides behalten.“
    „Aber nicht für immer. Du musstest nicht bleiben …“ Sie unterbrach sich. „Hast du denn nie an unsgedacht?“
    „Ich habe nie aufgehört, an euch zu denken. Nach dem Krieg, nachdem all dieser … dieser Irrsinn vorüber war, kam ich hierher zurück, grub das Gold aus, das sie nicht gefunden hatten. Ich bat Nora, es euch zu schicken.“ Er sah Willy an. „Verstehst du denn nicht? Ich habe euch nie vergessen. Ich …“ Seine Stimme sank zu einem Flüstern. „Ich konnte nur einfach nicht zurück.“
    In den Bäumen über ihnen raschelten die Zweige im Wind. Blätter trieben in einem weichen grünen Regen herunter.
    Er wandte sich ab. „Ich nehme an, du willst zurück nach Hanoi. Ich werde dafür sorgen, dass dich jemand …“
    „Dad?“
    Er blieb stehen, wagte jedoch nicht, zu ihr zurückzublicken.
    „Deine kleinen Jungen. Du … sagst, sie verstehen Englisch?“
    Er nickte.
    Sie machte eine Pause. „Dann sollten wir uns verstehen, die Jungen und ich. Ich meine, falls sie mich kennenlernen wollen …“
    Ihr Vater fuhr sich rasch mit der Hand über die Augen. Aber als er sich umdrehte und sie ansah,erkannte sie noch die Tränen. Er lächelte … und streckte ihr die Hand entgegen.
    Sie war schon zu lange weg.
    Drei Stunden waren vergangen, und Guy war mehr als besorgt. Er verlor fast den Verstand. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Es war sein alter Instinkt, diese Vorahnung eines Verhängnisses. Als er endlich den Jeep hörte, war er einer Panik nahe.
    „Guten Morgen, Mr. Barnard!“, rief Dr. Andersen fröhlich.
    „Wo ist sie?“
    „In Sicherheit.“
    „Beweisen Sie es!“
    Andersen stieß die Beifahrertür auf. „Ich bringe Sie zu ihr.“
    Guy stieg ein und knallte die Tür zu. „Wohin fahren wir?“
    „Es ist eine lange Fahrt. Seien Sie geduldig.“
    Der nächtliche Regen hatte den Pfad in Schlamm verwandelt, und auf beiden Seiten drängte der Dschungel heran und rückte erstickend näher. Sie mochten einige Meilen oder Dutzende von Meilen gefahren sein. Auf einer vom Dschungel abgeschlossenen Straße konnte man unmöglich Entfernungen schätzen. Als Andersen endlich auf die Seite fuhr, sah Guy keinen erkennbaren Grund. Erstals er ausgestiegen war und zwischen den Bäumen stand, entdeckte er den schmalen Fußweg, der in das Dickicht führte. Er konnte nicht sehen, was vor ihnen lag. Der Wald verbarg alles.
    „Von hier an gehen wir“, sagte Andersen, während er lose Zweige suchte.
    „Wozu die Tarnung?“, fragte Guy und sah zu, wie Andersen die Zweige über dem Jeep ausbreitete.
    „Schutz für das Dorf.“
    „Wovor haben die Leute Angst?“
    Andersen griff unter die Plane auf den Rücksitz und zog eine AK-47 hervor. Lässig hängte er sie über seine

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