Sag niemals STIRB
Markierung des Feindes, die amerikanische Flagge. Unser Zellenkommandant befahl uns, die Maschine auszuladen. Wir trugen kistenweise Waffen und Munition weg. Dann beluden wir das Flugzeug mit Opium, Beutel um Beutel. Ein Warenaustausch, dachte ich. Das muss ein gestohlenes Flugzeug sein. Aber dann stieg der Pilot aus, und ich sah sein Gesicht. Er war weder Laote noch Vietnamese. Er war wie ihr. Ein Amerikaner.“
„Bruder Tuck“, sagte Guy leise.
Die Frau sah sie mit dunklen Augen an, in denen man nicht lesen konnte.
„Ich habe ihn auch gesehen“, sagte Maitland. „Ich wurde in einem Lager westlich von hier gefangengehalten, als er für einen Austausch landete. Ich sage euch, das ganze verdammte Land war eine einzige Opiumfabrik, und auf beiden Seiten war überall Geld zu verdienen. Alles unter der Tarnung des Krieges. Ich glaube, deshalb wurde Lo Van getötet. Um das Land in Aufruhr zu halten. Es gibt nichts Besseres als einen schmutzigen Krieg, um Profite zu verschleiern.“
„Wer hat noch das Gesicht des Piloten gesehen?“, fragte Guy auf Vietnamesisch und blickte sich im Raum um. „Wer erinnert sich daran, wie er aussieht?“
Ein Mann und eine Frau, die in einer Ecke kauerten, hoben langsam die Hand. Vielleicht gab es noch andere, die jedoch zu ängstlich waren, um sich zu bekennen.
„Es gab außer mir noch vier andere Kriegsgefangene in diesem Lager“, sagte Maitland. „Sie haben das Gesicht des Piloten gesehen. Soviel ich weiß, ist kein einziger lebend heimgekommen.“
Die Räucherstäbchen waren zu Asche verbrannt, aber der Rauch hing noch immer in der Dunkelheit. Niemand gab einen Laut von sich, nicht einmal die Kinder.
Deshalb also habt ihr Angst, dachte Willy und betrachtete den Kreis aus Gesichtern. Selbst jetzt, nach all diesen Jahren, wirft der Krieg noch einen Schatten auf euer Leben. Und auf meines.
„Kommen Sie mit uns, Maitland“, sagte Guy. „Erzählen Sie Ihre Geschichte. Nur so können Sie frei sein.“
Maitland stand in der Tür seiner Hütte und starrte auf die spielenden Kinder im Garten.
„Guy hat recht“, sagte Willy.
Ihr Vater sah sie an. „Was ist mit Lan? Den Kindern? Woher soll ich wissen, dass mich die Vietnamesen jemals wieder ins Land lassen?“
„Dieses Risiko müssen wir eingehen“, sagte Guy.
„Ich soll ein Held sein, wollen Sie das sagen?“ Maitland schüttelte den Kopf. „Ich sage Ihnen etwas, Barnard. Die wahren Helden dieser Welt sind nicht die Kerle, die losziehen und alberne Risiken auf sich nehmen. Nein, es sind diejenigen, die dort aushalten, wo sie gebraucht werden, wo sie hingehören. Vielleicht wird das Leben ein wenig stumpf. Vielleicht treiben Frau und Kinder sie zum Wahnsinn. Aber sie halten durch.“ Er sah bedeutungsvoll zu Willy und dann wieder zu Guy. „Glauben Sie mir, ich habe genug Fehler gemacht, um es zu wissen.“ Maitland sah wieder seine Tochter an. „Heute Abend fährst du zurück nach Hanoi. Du musst heimkehren und mit deinem Leben weitermachen.“
„Sofern sie heimkommt“, sagte Guy.
Maitland schwieg.
„Wie schätzen Sie ihre Chancen ein?“, drängte Guy gnadenlos. „Denken Sie nach. Glauben Sie, die lassen sie in Ruhe bei allem, was sie weiß? Glauben Sie, die lassen sie am Leben?“
„Dann nennen Sie mich einen Feigling!“, fuhr Maitland auf. „Nennen Sie mich, was Sie wollen. Es wird nichts ändern. Ich kann jetzt nicht weg.“ Er floh aus der Hütte.
Durch die Tür sahen sie, wie er über den Platz zu Lan ging, die unter den Bäumen saß. Lan lächelte und reichte ihr Baby ihrem Mann. Lange saß er da, wiegte seine Tochter und hielt sie so fest an seine Brust gedrückt, als fürchtete er, jemand könne sie ihm entreißen.
Du hältst die Welt in deinen Armen, dachte Willy, während sie ihn beobachtete. Du wärst verrückt, sie loszulassen.
„Wir müssen ihn umstimmen“, sagte Guy.
In diesem Moment blickte Lan hoch und sah Willy an. „Er kommt nicht zurück, Guy“, sagte Willy. „Er gehört hierher.“
„Du bist auch seine Familie“, protestierte Guy.
„Aber nicht die Familie, die ihn jetzt braucht.“ Sie lehnte den Kopf gegen den Türrahmen. Ein Blatt flatterte von den Bäumen und tanzte über den Platz. Ein nacktes Baby tappte hinterher. „Zwanzig Jahrelang habe ich diesen Mann gehasst …“ Sie seufzte. „Es wird Zeit, dass ich endlich erwachsen werde.“
„Etwas stimmt nicht. Andersen sollte schon zurück sein.“
Maitland stand am Rand des Dschungels und blickte die
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