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Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Titel: Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg F. Gifune
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Drecksau, bringe ich dich um . Sag es genauso, aber leise und ruhig. Ich parke vorher um die Ecke, wenn du also fertig bist, gehst du – und rennst nicht – hinüber zum Auto und steigst ein. Du tust nichts anderes und du sagst sonst nichts. Du gehst den Block hinauf und steigst zwanglos ins Auto, als wäre es keine große Sache. Dann fahren wir weg. Es sind sowieso nicht viele Leute unterwegs, aber wenn jemand dich sieht, ist alles, was er weiß, dass du einen Kampf ausgetragen hast und danach weggegangen bist. Wenn später jemand nachfragt, hattet ihr Jungs nur einen Streit. Er ist dir in der Schule irgendwie blöd gekommen oder irgendetwas in der Art – denk dir was aus, aber du hältst Angela da raus, verstanden? Du hast ihm ein paar verpasst und bist dann gegangen, es war keine große Sache, und du gibst nicht zu, dass du ihn mit etwas anderem als den Fäusten bearbeitet hast, kapiert? Wenn er verletzt ist, schön, du weißt nichts davon. Du hast ihn einfach ein paar reingehauen und er ist hingefallen, aber es ging ihm gut, als du weggegangen bist.«
    Ich lachte ein wenig, nicht weil irgendetwas auch nur im Entferntesten komisch an der Situation gewesen wäre, sondern weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. »Onkel, das kann ich nicht – ich kann das alles nicht tun.«
    »Schau ihn dir an und denk daran, was er deiner Schwester angetan hat. Denk an Angie.«
    Ich versuchte zu schlucken, fing aber an zu würgen. Ich war in meinem gesamten Leben in genau drei Faustkämpfe verwickelt gewesen, und obwohl mir Onkel beigebracht hatte, wie ich mich verteidigen konnte, war Michael Ring mir körperlich haushoch überlegen und hatte in der Schule den Ruf, ein harter Kerl zu sein. Ich hatte ihn in der Schule mehrfach kämpfen sehen und hatte nie erlebt, dass er in Gefahr geraten wäre, zu verlieren. Die meisten Kinder in der Schule hatten panische Angst vor ihm.
    »Wir sollten zur Polizei gehen.« Ich ließ die Messingschlagringe auf den Sitz zwischen uns fallen. »Er sollte für das, was er getan hat, verhaftet werden und …«
    »Hast du ein Wort von dem verstanden, was ich gesagt habe?«
    »Onkel, ich …«
    »Was, hast du Schiss?«
    Ich nickte.
    »Es ist in Ordnung, Angst zu haben, Andy. Ab und zu fürchten wir uns. Aber es gibt einen Unterschied zwischen sich fürchten und ein Feigling sein.« Er nahm einen letzten Zug aus seiner Zigarette und warf sie aus dem Fenster. »Was ist mit dir. Hast du Angst? Oder bist du ein Feigling?«
    Ich blinzelte durch das Blenden der Sonne, sah Michael auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen, und das Geräusch des Aufpralls seines Basketballs auf dem Asphalt hallte in meinen Ohren wider.
    » Bitte, Onkel«, sagte ich voller Abscheu darüber, wie schwach meine Stimme klang. »Ich will das nicht tun.«
    »Dann sieh verdammt noch mal zu, dass du aus dem Auto kommst.«
    »Was? Ich …«
    »Du hast mich verstanden.«
    »Aber, Onkel ...«
    Der Ausdruck, der plötzlich in seine Augen trat, ließ mich mitten im Satz verstummen. Er war kalt und ohne Leben, fast böse. »Mach dir keine Sorgen deswegen«, sagte er leise. »Steig einfach aus dem Auto, Andy.«
    Ich drückte die Tür auf und stieg aus, mein Kopf schwamm.
    »Vergiss, dass du je hier warst.« Onkel setzte seine Sonnenbrille auf. »Meinst du, das bekommst du hin?«
    Bis auf Michael Ring war die Straße so gut wie leer. Nichts schien mehr real.
    Ich beobachtete vom Parkplatz aus, wie Onkel losfuhr und sich der Ecke näherte, an der Michael stand. Er fragte nach dem Weg zum Rathaus, und bevor Michael beim Auto angelangt war, um zu antworten, hatte ich mich schon umgedreht und rannte in Panik in die entgegengesetzte Richtung, ohne zu wissen wohin – oder warum –, ich wusste nur, dass ich so weit wie möglich von dort weg musste. Ich sah nicht zurück. Nicht ein einziges Mal.

6
    Der Blue Slipper lag in der Nähe des Gewerbegebiets der Stadt, nicht weit vom Hafenviertel entfernt. Ironischerweise war er nur wenige Blocks von der Wohnung entfernt, in der Onkel gelebt hatte, als ich noch jünger war. Die Gegend war nie besonders spektakulär gewesen, doch in den Jahren, seit ich die Stadt verlassen hatte, war es noch schlimmer geworden. Es war eine schmutzige und trostlose, abgelegene Straße, hauptsächlich mit alten Textilmühlen und Fischverarbeitungsbetrieben – die beiden größten Arbeitgeber in Warden –, unterbrochen von einer Handvoll primitiv wirkender Bars, einem Pornogeschäft und dem Club, in dem Louise

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