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Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio

Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio

Titel: Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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begriff jedenfalls sehr schnell, daß ich eine ganz andere Einstellung zu ihm hatte. Ich hatte es »Schatten« getauft, erinnerte es mich doch an einen dahinhuschenden Schatten auf dem Land.
    Ich war wieder bei voller Gesundheit und Kraft, denn mein Brustkorb heilte mit wundersamer Geschwindigkeit. Was vor mir lag, wußte ich nicht, wenn ich auch einen ungefähren Anhalt darüber hatte, was ich tun mußte. Das leichte, beschwingte Gefühl, das ich seit meiner Gesundung verspürte, hielt an.
    Aber natürlich würde Kregen mir stets neue Frustrationen bereiten und meine Pläne immer wieder zunichte machen.
    Der Weg verbreiterte sich, und ich blickte über eine Ebene, bewachsen mit braunem Gras, auf der sich da und dort verdorrte Bäume erhoben. Ein weißer Punkt hoch am Firmament erweckte meine Aufmerksamkeit. Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich in die Helligkeit hinauf und fluchte.
    Die weiße Taube der Savanti flog niedriger, beschrieb einen Kreis und musterte meine Zorca mit einer Intelligenz, wie sie kein natürlicher Vogel aufbrachte.
    Mürrisch schüttelte ich die Faust. »Was willst du?« rief ich. »Ich reite nicht in die Schwingende Stadt, so sehr ich es auch möchte. Ich habe Dringendes zu erledigen!«
    Die Taube machte kehrt und flog davon, im rechten Winkel zu meinem Weg. Nach kurzer Zeit kam das Tier in einer herrlichen Kehre zurück, gewann an Höhe und umkreiste mich erneut, um nur wieder im rechten Winkel davonzufliegen. Dreimal wurde dies wiederholt, bis ich begriff, daß ich dem Tier folgen sollte. Nie zuvor hatte sich eine Taube so verhalten.
    Ich überlegte. Die Ebene war leer. Von menschlichen Gegnern drohte mir keine Gefahr. Und wenn die Savanti mich gefangennehmen wollten, hätten sie mich auch an jedem anderen Ort überwältigen können – das nahm ich jedenfalls an.
    Ich zog Schattens Kopf vorsichtig herum und trabte hinter dem Vogel her, der Mühe hatte, sich unserem geringen Tempo anzupassen. Daß ich nach all meinen Jahren auf Kregen Aphrasöe nun recht gelassen den Rücken kehrte, kam mir weniger seltsam als praktisch geboten vor, eine vernünftige Handlungsweise. Opaz allein wußte, was in Aphrasöe geschehen mochte. Vallia rief mich.
    Ich wußte jetzt, wo sich die Insel Aphrasöe befand. Wenn meine Angelegenheiten auf den Äußeren Ozeanen geregelt waren, mochte immer noch der Zeitpunkt kommen, in die Schwingende Stadt zurückzukehren. Ich hoffte, daß ich dort als Freund einziehen konnte.
    So folgte ich der weißen Taube. Bald kam eine kleine Senke in Sicht, die aus einiger Entfernung kaum wahrzunehmen war. Flatternd setzte sich die Taube auf einen Ast und neigte den zuckenden Kopf. Ich ließ Schatten anhalten und starrte das Tier an.
    Um den Hals der Taube lag ein dünnes rotleuchtendes Band. Das war mir bisher noch nicht aufgefallen.
    Die Taube plusterte ihr Gefieder auf und ließ sich von dem Ast fallen. Dabei prallte sie beinahe gegen einen Haufen Laub und schoß wieder empor. Dreimal vollführte sie diesen seltsamen Flug. So stieg ich ab, tätschelte Schatten den Hals und trat die Blätter zur Seite.
    Dann stand ich eine Zeitlang still da und starrte zu Boden. Ich sah mein Krozair-Langschwert mit dem schlichten Gehänge säuberlich in ein rotes Tuch gewickelt, dazu das Kurzschwert in seiner goldverzierten Lestenlederscheide, die die Klansleute von Viktrik mir geschenkt hatten, außerdem der Grünholz-Bogen aus Erthyrdrin, den Seg gemacht hatte, und ein voller Köcher mit blaugefiederten Pfeilen. Mein Seemannsmesser lag in seiner abgetragenen Lederscheide obenauf. Um das Bündel war mein Lestenledergürtel mit der mattsilbernen Schnalle gelegt.
    Diese Dinge hatte ich in der Kabine von Delias Voller zurückgelassen. Es gab nur eine Möglichkeit, wie sie hierhergekommen waren, an einen Ort, der mir von einer Taube gezeigt wurde. Maspero hatte gewußt, daß ich in der Höhle war! Ich erinnerte mich an seine Worte – daß er Zuneigung zu mir empfand. Ich nahm an, daß wohl jeder Lehrer der Savanti eine eigene Taube zur Verfügung hatte.
    Zu meinem Fund gehörten auch eine Wasserflasche und ein Beutel mit Brot und Fleisch, Früchten und Nüssen. Mit dem Essen kam mein Hunger, aber das lenkte mich nicht von der Last meiner Gedanken ab.
    Zwischen den Waffen fand ich ein gut passendes durchsichtiges Gesichtsstück, das ich vorsichtig zur Hand nahm. Es handelte sich nicht um Glas. Heute weiß ich, daß das Material Plastik war. Es ließ sich am Kopf festmachen und bedeckte das ganze

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