Saga von Dray Prescot 17 - Vallian-Zyklus 03 - Dayra von Scorpio
würde, mußte sie eine imaginäre Linie um die Stadt längst überschritten haben und mir begegnet sein. Ich hatte sie also verfehlt.
Offensichtlich näherte sie sich auf einem leicht abweichenden Kurs.
Ohne zu zögern riß ich den Voller herum und stellte den Hebel auf höchste Geschwindigkeit – etwas, das ich in letzter Zeit immer häufiger getan hatte. Ob eine Dauerbelastung bei Höchsttempo die Leistungsfähigkeit eines Vollers beeinträchtigte, wußte ich nicht. Jedenfalls gab es in Vallia noch immer bestürzend häufig Schäden an Flugbooten. Wir kauften unsere Voller in Hamal, das uns nach wie vor minderwertige Modelle lieferte, trotz der Niederlage, die wir diesem Land bei der Schlacht von Jholaix beigebracht hatten. Ich hing meinen düsteren Gedanken nach, während der nächtliche Wind mir ins Gesicht peitschte, Gedanken, die um das mächtige und stolze hamalische Reich kreisten und seine wahnsinnige und grausame Herrscherin Thyllis.
Es gab so viele üble Bestrebungen auf Kregen, denen Einhalt geboten werden mußte. Vierhundert Lichtjahre von meinem Geburtsplaneten Erde entfernt, ist Kregen eine wunderbare Welt, bevölkert von großartigen Lebewesen, angefüllt mit Licht und Lärm und voll ausgekostetem Leben. Kregen hat aber auch eine dunkle Seite, Orte, da über unschuldige Lebewesen Schrecknisse hereinbrechen, da Zauberkräfte den Verstand verwirren, da Ungerechtigkeit das Licht schwinden läßt.
Ja, es gab auf Kregen noch viel zu tun.
Ich bin nur ein einfacher Sterblicher – wenn ich auch ein tausendjähriges Leben zu erwarten habe. Obwohl meine Schultern als breit gelten, gibt es doch eine Grenze für die Last, die sie zu tragen vermögen. Mit wachsender Verzweiflung dachte ich an die Dinge, die ich bisher unerledigt gelassen hatte. Aber bei Zim-Zair! Ich würde sie anpacken. Sie alle, beim Schwarzen Chunkrah!
Die schnelle Fahrt des Vollers wurde abgebremst.
Ringsum die winddurchtoste Leere des Himmels, über mir Sterne und der rosa Schein des Mondes, dahinwehende Wolkenschatten. Das Flugboot verlor an Höhe.
Der Wind versuchte mich zu packen; pfeifend schoß er am zerbechlichen Holz- und Leinengestell des kleinen Zweisitzers entlang. Das Gefährt begann zu ruckeln, begann kreiselnd zu fallen. Immer tiefer stürzte ich, raste dem sicheren Tod entgegen.
Die Steuerung gehorchte nicht mehr. Ich zog verzweifelt an den Hebeln und glaubte zu meiner großen Erleichterung plötzlich eine Reaktion wahrzunehmen. Die Abdeckung über den Silberkästen flog davon, die den Voller in der Luft hielten. Ich schaute in das Behältnis und versuchte mir darüber klar zu werden, wo der Schaden lag. Wenn die Silberkästen schwarz angelaufen waren, gab es keine Hoffnung mehr, denn dann hatten sie ihre Kraft verbraucht. Aber ich nahm im Dämmerschein ein mattes Blinken wahr. Mit fliegenden Händen tastete ich die Verbindungsstege aus Bronze und Balassholz ab, die Kreise, auf denen sich die Bewegungen der beiden Silberkästen abspielten, das Vaol und das Paol.
Das Boot gewann wieder ein bißchen an Höhe und flog ein Stück geradeaus. Ich richtete mich keuchend auf; im gleichen Augenblick schmierte das Boot zur Seite ab.
Im rosa Mondlicht entdeckte ich ein zweites Flugboot, das tief unter mir auf Westkurs war. Es handelte sich um ein großes Gefährt mit hochgeschwungenem Poopdeck – es konnte also nicht Delias Voller sein.
Das Mondlicht funkelte auf den Beschlägen und Verzierungen. Flaggen wehten im Wind, bloße Stoffetzen im unsicheren Licht. Erneut verlor mein Flugboot an Höhe, zur Seite ausbrechend. So schwankte ich durch die Luft wie ein Betrunkener nach einer langen Nacht in Sanurkazz.
Wieder hantierte ich verzweifelt an den Kontrollen und brachte den Voller noch einmal in die Waagerechte. Doch es konnte nur noch eine Sache von Minuten sein, bis mein Fluggerät den Geist ganz aufgab und mit mir ein hübsches Loch in die Kregische Landschaft bohrte.
Das Flugboot unter mir bewegte sich parallel zu mir dahin. Nach der Form zu urteilen, handelte es sich um ein erstklassiges Schiff hamalischen Ursprungs. Allerdings zeigte sich keine Spur von Leben an Bord; zweifellos schliefen die Passagiere in der Achterkabine, während sich die Besatzung irgendwo niedergelassen hatte.
Darin lag eine Chance – eine minimale Chance, aber mehr hatte ich nicht.
So sanft es ging, steuerte ich den Voller tiefer und hoffte auf meine alte Geschicklichkeit als Seemann.
Mich auf die eigenen Kräfte zu verlassen, ist nichts
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