Saga von Dray Prescot 17 - Vallian-Zyklus 03 - Dayra von Scorpio
langsam die normale Farbe zurückkehrte. »Und jetzt, Prinz, müssen wir über den Rest deiner Zahlung an mich sprechen.«
Ich starrte ihn an. Ich hätte zuhören sollen. Ich hätte mir anhören sollen, was er wollte. Vielleicht wären damit einige tausend Menschenleben gerettet worden, etliche brennende, geplünderte Städte. Aber ich alter Onker sagte nur barsch: »Was die Bezahlung angeht, San, so wirst du dein Gold erhalten. Aber wenn du wirklich meinst, ich habe dir das Leben gerettet, sollte deine Leistung mehr als entgolten sein, sollte ich nicht mehr in deiner Schuld stehen.«
Damals kam mir diese Äußerung durchaus fair vor.
Aber Fairness und Gerechtigkeit haben wenig mit Nützlichkeit und Schläue und Stolz zu tun. Als Onker aller Onker nickte ich dem Mann also herablassend zu, raffte meine Waffen und den Mantel auf und stapfte hinaus.
Damals war ich in vielen Dingen wahrlich noch ein Idiot.
Andererseits plagte mich die Angst um Delia, wie Sie ermessen können. Wenn der heimtückische Phu-Si-Yantong neue finstere Pläne schmiedete und meine Delia allein unterwegs war ... Ich schwitzte und zitterte und eilte auf die hohe Plattform, auf der ihr Flugboot landen würde.
Wenn ich vernünftig gewesen wäre, hätte ich gewartet. Ich war schon lange auf den Beinen. Ich hatte im Schlafzimmer des Herrschers einen Kampf ausgefochten, den manche als Jikai bezeichnet hätten – auch wenn ich selbst nicht so weit gehen wollte. Ich hatte die Chuliks abgewehrt, die den Herrscher töten wollten, während Ashti Melekhi, ihr Auftraggeber, von Kov Layco Jhansi erstochen worden war. Ich war also rechtschaffen müde. Aber Müdigkeit ist eine Todsünde.
So brüllte ich die Wache zusammen und tobte herum wie ein hoher Prinz, der ich ja auch war, beschaffte mir ein Flugboot und jagte in die sternenhelle Nacht hinaus.
Geradewegs nach Osten steuerte ich, auf direktem Kurs nach Valka, in der Hoffnung, daß sich Delias Voller auf genauem Gegenkurs befand und ich ihn im hellen Schein der Sterne ausmachen würde. Die Frau der Schleier, Kregens vierter Mond, versteckte sich hinter Wolken, doch je weiter ich nach Osten kam und den großen Kreis der Stadt hinter mir ließ, desto mehr lösten sich die Wolken auf, und rosagoldenes Mondlicht fiel herab. Meine Sicht besserte sich. Das Land schoß unter mir dahin. Der Wind fuhr mir ins Gesicht und brauste in meinen Ohren. Immer weiter flog ich, den Himmel nach einer Spur des Flugbootes absuchend.
Dabei kam mir Deb-sa-Chius Lupu-Schilderung in den Sinn, von der mir ein Wort besonders im Kopf herumging: »Kharrna«. Mit dieser Bezeichnung konnte ich nichts anfangen. Ich würde meinen Zauberer Khe-Hi-Bjanching fragen müssen.
Aber der war weit.
Nachdem meine Freunde dem Herrscher und sich selbst im Heiligen Taufteich am Zelph-Fluß im fernen Aphrasöe zu einem tausendjährigen Leben verholfen hatten, waren sie von Vanti, dem Wächter des Teichs, an ihren Ausgangspunkt zurückversetzt worden. Das hatte zur Folge, daß Bjanching sich irgendwo in Loh befand, auf jenem geheimnisvollen Kontinent im Südwesten Vallias. Es bedeutete, daß Seg Segutorio sich zu Hause in Erthyrdrin aufhielt, einer gebirgigen Landzunge an der Nordspitze Lohs. Es bedeutete, daß Inch in Ng'groga war, im Südosten Lohs. Es war seltsam – fast alle kamen aus Loh, ein Umstand, der mir bisher kaum bewußt geworden war. Und meine anderen Freunde, meine Gefährten der Expedition, waren ebenfalls zu Hause – Gloag in Mehzta, Hap Loder auf den Großen Ebenen von Segesthes, Turko der Schildträger in Herrelldrin im fernen Havilfar, Tilly, Oby, Naghan die Mücke wieder in Hyrklana. Und Balass der Falke in Xuntal.
In dem bevorstehenden Kampf war von ihnen keine Hilfe zu erwarten. Sie waren nicht erreichbar.
Viele meiner Freunde hatten bei Delia und mir in Valka eine neue Heimat gefunden. Ich nahm mir vor, ihnen bei ihrer Rückkehr zu helfen, denn ich ging davon aus, daß sie zu mir zurück wollten, woran ich angesichts der engen Freundschaft zwischen uns keinen Zweifel hatte.
Aber zuerst gab es dringlichere Dinge zu erledigen.
Die Kreiselbewegungen der Sterne und die Wanderung der Frau der Sterne bezeichneten das Vergehen der Stunden, die auf Kregen Burs genannt werden und etwa vierzig terrestrische Minuten lang sind. Als ich den Punkt erreichte, da ein Weiterfliegen sinnlos war, stoppte ich den schnellen Flug des Vollers. Wenn Deb-sa-Chiu die Wahrheit gesprochen hatte und Delia Vondium bei Sonnenaufgang erreichen
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