Saga von Dray Prescot 17 - Vallian-Zyklus 03 - Dayra von Scorpio
herausgeputzte Gestalt lediglich mit einem Kopfnicken und Lächeln und machten weiter, ohne sich um mich zu kümmern. Was meine Feinde anging, so wurde ich von ihnen ignoriert, was mir nur recht sein konnte.
Auch Kov Layco Jhansi war anwesend, der Erste Minister des Herrschers. Er schien mit sich sehr zufrieden zu sein. Nachdem er die heilige Person des Herrschers gegen einen heimtückischen Angriff verteidigt hatte, stand er in hoher Gunst. Ich nickte ihm zu und wandte mich ab, und die Zeremonien nahmen ihren Fortgang.
Als alles vorüber war und ich sofort zum Palast zurückkehren wollte, um mich meiner lächerlichen Kleidung zu entledigen, hielt Delia mich am Arm zurück.
Ein junger Mann kam auf uns zu – schlank, geschmeidig, das braune Haar modisch, doch ansprechend geschnitten. Sein Gesicht schien frisch gewaschen zu sein und wirkte hellwach und fröhlich. Allerdings übersah ich die Furche zwischen seinen Brauen nicht, Zeichen innerer Nervosität, die er mannhaft zu überspielen suchte. Er trug graue, rote und grüne Farben, durchkreuzt von einem schwarzen Streifen, und als Symbol einen springenden Schwertfisch. Daran erkannte ich, daß er aus Calimbrev kommen mußte. Es handelte sich also um Barty Vessler, den Strom von Calimbrev.
Er verneigte sich. »Majestrix, Majister«, sagte er.
Wir standen auf einer Marmorplattform hoch über der jubelnden Menschenmenge, hinter uns die Säulen und Statuen des Tempels von Lio. Ein Stück entfernt machte eine Gruppe Edelleute Anstalten, in die Sänften oder Zorcakutschen zu steigen, um in ihre Villen auf den Hügeln zurückzukehren. Auf ihrer bunten Kleidung hoben sich die schwarz-weißen Abzeichen besonders deutlich ab, stolz, trotzig, arrogant.
Ich deutete mit einem Kopfnicken auf die Gruppe, die uns beobachtete. »Junger Barty, indem du mit mir sprichst, gewinnst du bei denen dort keine Freunde. Aber du bist willkommen.«
Überrascht hob er den Kopf. Man hatte ihm wohl allerlei über den wilden Klansmann eingetrichtert, aber so etwas hatte er nicht erwartet.
Die Schwarzweißen legen es darauf an, den Herrscher und seine Familie zu verdrängen. Und wie immer meine persönlichen Gefühle gegenüber dem Herrscher auch aussehen mögen, er ist mein Schwiegervater.
Das Rot seiner Wangen verriet ihn, doch er antwortete recht vernünftig – und bestimmt: »Ich bin auf Schlimmeres gefaßt, Prinz. Aber meine Sorge gilt einzig und allein Prinzessin Dayra.«
Ich sagte nicht: »Gut gesprochen, Bursche«, wie ich es früher wohl getan hätte. Der junge Mann mußte schon Taten vollbringen und nicht nur mit Worten um sich werfen, wenn er sich auf die Hand meiner Tochter Hoffnungen machen wollte.
Als Delia ihn einlud, uns in den Palast zu begleiten, hatte ich nichts dagegen. Wir fuhren in einer Zorcakutsche, die von Sarfi dem Peitschenschwinger gesteuert wurde. Unterwegs plauderte Barty auf das Höflichste mit uns, indem er sich nach den Mitgliedern unserer Familie erkundigte. Drak mußte sich noch in Valka aufhalten, denn Delia hatte ihn dort gesehen, als sie mich suchte. Ihre Aufregung, die Deb-sa-Chiu mir so bildhaft beschreiben konnte, hatte allein mir gegolten. Inzwischen wußte sie, daß ich dazu neigte, in den unmöglichsten Augenblicken zu verschwinden – wenn sie auch keine Ahnung hatte von meiner Verbindung zur Erde. Barty erkundigte sich nach Jaidur, und Delia erzählte ihm, der junge Bursche sei an einen Ort zurückgekehrt, den er gut kannte, um seinen Bruder Zeg zu besuchen. Daraus schloß ich, daß Jaidur ans Binnenmeer gereist war, einen Ort, von dem Barty gehört hatte, ohne viel darüber zu wissen. Unserer jüngsten Tochter Velia ging es ebenfalls gut; sie stand noch unter der Aufsicht von Tante Katri. Und Lela, nun, sie führte in Vallia ihr eigenes Leben. Und Dayra ...?
»Ich habe etwas Neues erfahren, Prinzessin«, sagte Barty zögernd, während die Zorcakutsche am Kyro der Geizigen vorbeiratterte.
Delia beugte sich vor, und ich runzelte die Stirn. Barty saß uns gegenüber und faßte sich ein Herz.
»Man hat gesehen, wie sie durch Thengelsax reiste. Eine Gruppe verließ den Großen Fluß und mietete Zorcas. Sie wurde von einem Pferdeburschen erkannt, der früher im Palast arbeitete und in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist.«
Ich unterdrückte die in mir aufkeimende Besorgnis – eine Sorge, die schon beinahe Angst war. Der ganze Nordosten Vallias hatte etwas dagegen, zum Vallianischen Reich zu gehören. Allerdings ging dieser Widerstand
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