Saga von Dray Prescot 17 - Vallian-Zyklus 03 - Dayra von Scorpio
Ulverswan, Kov der Singenden Wälder, anwesend; sein schwarzweißes Abzeichen wirkte irgendwie verloren.
Vad Kolo nal Larravur hatte die Bemerkung über die Befehle der Königin persönlich genommen. Seine Tochter, Leona nal Larravur, mußte ihn am Arm nehmen und eine Zeitlang auf ihn einreden, ehe er sich mit gezwungenem Lächeln wieder in die Gruppe um den Herrscher einreihte.
Leona war schlank, gut gewachsen und hatte ein offenes freundliches Gesicht. Sie trug ein gelbes Kleid mit Silbernem Saum und einen langen dünnen Dolch am Gürtel. An ihrer linken Schulter entdeckte ich eine Brosche aus Ronilsteinen, die zum Umriß eines purpurnen Busches zusammengesetzt waren mit einem grünen Stamm aus Smaragden. Dieses Zeichen verriet mir, daß Leona nal Larravur dem Orden der Schwestern von Samphron angehörte.
Einer der Ronils fehlte, der Stein an der Spitze des Busches. Dies fiel mir auf – die Stelle war violett übermalt –, da ich mir eigentlich nicht vorstellen konnte, daß ein so wichtiges Symbol billig gearbeitet war oder sich ein Stein etwa durch Fallenlassen der Brosche lösen würde.
Wenn schon Vad Kolo nal Larravurs Laune auf dem Tiefpunkt stand, so war auch seine Tochter nicht bei bester Stimmung. Ich bemerkte auf ihrer Stirn eine kleine steile Falte, und ihr Lächeln kam mir ebenfalls ziemlich gekünstelt vor.
Mit der Zeit dröhnte das Lachen des Herrschers immer häufiger auf, und seine Wangen röteten sich. Ich blickte zu Delia hinüber. Es wurde Zeit, daß wir uns empfahlen.
Was zu dem großen Streit führte, weiß ich nicht; ich hörte den Wortwechsel nicht, bekam auch die Szene nicht von Anfang an mit. Jedenfalls wurde es in der Gruppe um den Herrscher plötzlich laut. Der Herrscher war außer sich vor Zorn. Seine große Gestalt beugte sich über den kleinwüchsigen Foke Lyrsmin, der am ganzen Körper bebte. Er war ein kleiner, drahtiger Bursche, der normalerweise sehr fröhlich auftrat: Foke Lyrsmin, Kov von Vyborg.
»... mir ist egal, was du sagen wolltest, Kov Foke! Du bezeichnest dich als meinen Freund!« Die Stimme des Herrschers dröhnte durch den ganzen Saal. »Aber ich kann niemanden zu meinen Freunden zählen, der Königin Lushfymi beleidigt.«
»Majister ... ich wollte keine Beleidigung ...«
»Ich habe es genau gehört, Lyrsmin! Ich bin nicht taub! Sei dankbar, daß ich dich nicht sofort hinrichten lasse!«
Die Kovneva von Vyborg stieß einen spitzen Schrei aus. Ihre beiden kräftigen Söhne stützten sie. Wie der alte Foke solche Nachkommen hatte zeugen können, war mir ein Rätsel.
»Aber Majister ...«
»Hinfort, Foke Lyrsmin! Geh! Zieh dich aus meiner Gegenwart zurück!«
Der arme alte Foke schien am Boden zerstört zu sein. Sein Körper bebte in dem eleganten Gewand. Mit klappernden Zähnen drehte er sich um.
»Und noch etwas, Foke na Vyborg – ich erwarte eine schriftliche Entschuldigung gegenüber der Königin von Lome, mit einem Geschenk, welches das Ausmaß deines Bedauerns angemessen ausdrückt – und dein Bestreben, das unmögliche Verhalten wiedergutzumachen.«
Foke brachte kein Wort mehr heraus. Stumm zog er sich zurück, gefolgt von seiner entzückenden Frau und den beiden Jünglingen und seinen Zwillingstöchtern.
Nach kurzer Zeit belebten sich die Gespräche im Empfangsraum wieder. Solche Szenen ereigneten sich nicht mehr so häufig wie früher. Delia bemerkte meinen Blick, und ich nickte ihr zu. Langsam näherten wir uns der Tür.
Wenn man überhaupt davon sprechen konnte, daß es damals im politischen Sinne eine für den Herrscher eintretende Partei gab, dann gehörte Foke auf jeden Fall dazu. Man mochte sie mit dem Namen Herrscher-Partei belegen. Natürlich fehlte ihr die Organisation oder die Macht, die die Racter aufgebaut hatten. Aber es waren Männer, die dem Thron ergeben dienten.
»Armer Foke«, sagte Delia.
»Er schien mir völlig vernichtet zu sein. Hast du mitbekommen, worum es eigentlich ging?«
»Nein. Jedenfalls war Königin Lushfymi sehr verstimmt.«
»O nein, mein Schatz.« Wir hatten die Türen erreicht, die von Lakaien in bunten Uniformen geöffnet wurden. »O nein. Vielmehr bestand die Verstimmung auf Seiten des alten Foke!«
9
»Und jetzt«, sagte ich zu Delia, als alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, »zu dieser Wasserflasche.«
»Ich sehe sie, mein Schatz.«
Wir befanden uns in unserer valkanischen Villa auf dem Vel'alar-Hügel, die von Nalgre dem Stab in Ordnung gehalten wurde, obwohl wir uns nur selten dort
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