Saga von Dray Prescot 17 - Vallian-Zyklus 03 - Dayra von Scorpio
ich meinen Riesenteller durch den Saal und schloß mich der Gruppe um den Herrscher an. Einige sahen mich und traten zurück, um mich durchzulassen. Die Aufmerksamkeit dieser Leute galt weniger dem Herrscher als der Frau, mit der er sich angeregt unterhielt, ein Gespräch, das ihn immer wieder zum Lachen brachte und sein Gesicht sichtlich rötete.
Sie erblickte mich in dem gleichen Augenblick, wie ich sie.
Nun ja.
Der Herrscher drehte sich halb herum und starrte mich mit gerunzelter Stirn an.
Die Frau begann zu lachen – ein leises, boshaftes, samtiges Lachen, bei dessen Klang ich am liebsten mit den Zähnen geknirscht hätte.
Plötzlich stand Delia neben mir.
Die Frau konnte sich nicht beruhigen. »Wenigstens fliehst du nicht mehr, Prinz. Und hier riecht es auch angenehmer.«
Ich sagte nichts, denn mir steckte ein Stück Squishkuchen im Hals.
»Du kommst spät, Schwiegersohn!« sagte der Herrscher tadelnd. »Man hat dich hergerufen, um der Ehre teilhaftig zu werden, ihrer Hyr-Durchlaucht, Königin Lushfymi, vorgestellt zu werden, Königin von Lome.«
Ich schluckte den Kuchen herunter. Dann warf ich Delia einen verzweifelten Blick zu.
»Du wußtest Bescheid!«
»Ja.«
Bei Zim-Zair, was für Prinzessinnen es doch in Vallia gibt!
8
Die Atmosphäre knisterte einen Augenblick lang; Delia musterte mich lächelnd, während Königin Lushfymi mich aus ihren violetten Augen über den Rand ihres Weinkelches hinweg spöttisch anblickte.
Der Herrscher merkte nichts; er fuhr mich an, was ich mir denn, bei Vox, dabei dachte, nicht rechtzeitig zu erscheinen!
Ich deutete auf meine Kleidung und sagte, ich wäre sehr gern gekommen, wenn er mir gesagt hätte, es ginge bei diesem inoffiziellen Empfang um die Königin.
Der Herrscher bedachte mein Rapier und das Langschwert mit vielsagendem Blick.
»Die Wachen vertrauen dir, und Kov Layco hat für dich gebürgt. Ich vergesse Ashti Melekhi nicht.«
»Melekhi ist tot«, sagte ich aufgekratzt, »Kov Layco hat sie umgebracht.« Der Erste Pallan stand aufmerksam an der Seite des Herrschers und fingerte an seiner goldenen Amtskette. »Ich überlasse es dir, dich daran zu erinnern, wie ihre Freunde umgekommen sind.«
»Was soll dieses Gerede vom Tod«, schaltete sich Königin Lushfymi ein. »Sprechen wir lieber von fröhlicheren Dingen.«
»Dabei ist der Tod allgegenwärtig«, bemerkte Kolo York, der Vad von Larravur, ein mächtiger Mann, der sehr hager war. Er trug eine geschmackvolle Brosche in der Form eines Krahnik. Nach meinen Informationen war er dem Herrscher treu ergeben.
»Die Befehle der Königin sind sofort und auf der Stelle zu befolgen!« rief der Herrscher. Er war außer sich vor Freude über die Gesellschaft dieser Frau.
Ich muß zugeben, Königin Lushfymi war eine beeindruckende Erscheinung. Ihr weißer Hals, die Fülle ihrer Lippen, die breite Masse ihres Haars und die großen violetten Augen – dies alles war geeignet, einen Mann zu beeindrucken. Ihr dunkelblaues Gewand, grün und weiß bestickt, bildete einen deutlichen Kontrast in dieser vallianischen Gruppe, in der Blau nur selten vorkommt. Für meinen Geschmack trug sie ein wenig zuviel Schmuck. Aber sie verströmte Charme und eine überwältigende Fraulichkeit, einen genau bemessenen sexuellen Reiz. Zugleich spürte ich in ihr einen verborgenen, irgendwie unterdrückten Geist, als wären ihre äußere Gestalt und die Pracht ihrer Person und ihres Charakters nur Fassade für einen Abgrund von Gefühlen, den sie nur widerstrebend offenbaren würde – und auf Gefahr all jener, die sich zu sehr damit beschäftigten.
Sie ließ keine Gelegenheit ungenutzt, mich mit unserer ersten Zusammenkunft zu necken – unter vier Augen. Und sie gab sich Mühe, nicht zu lange dicht neben Delia zu stehen. Dafür hielt sie sich an den Herrscher. Sie trank Wein, aß Miscils und Palines und lachte kehlig zu ihm auf. Die Absicht, die sie damit verfolgte, lag für mich auf der Hand.
Delia war von natürlicher Schönheit; sie konnte nichts dafür, daß andere Frauen neben ihr verblaßten – für mich strahlte sie heller als jeder Stern. Sogar Königin Lust kam gegen meine geliebte Delia nicht an. Aber ich muß fair sein – Königin Lust war eine Schönheit.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs kam es zu einigen ernsten Andeutungen über den möglichen Friedensvertrag zwischen Vallia und Lome. Ich sprach mich dafür aus. Viele anwesende Edelleute meldeten Bedenken an. Von den mir bekannten Ractern war nur Nath
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