Saga von Dray Prescot 18 - Vallian-Zyklus 04 - Goldenes Scorpio
Sieg gebracht hatte. Wir schlugen zu, als sie sich noch formierten, als sie ihren Benhoffs noch nicht die Sporen gegeben hatten. Wir stürmten in sie hinein, und die Lanzen fanden ihr Ziel, und die Hellebarden zuckten herum, und wir rollten den gesamten Komplex auf und zerschlugen die Eisernen Reiter ein für allemal.
Den Sabbator im Rücken, blieb ihnen nichts anderes übrig, als zwischen Zelten und Wagen Widerstand zu leisten, bis sie starben.
Nun schwärmten auch unsere Freischärler heran. Unsere Bogenschützen widmeten sich allen, die fliehen wollten. Entkommen konnte nur jene eine Gruppe, die gnadenlos unsere Ambulanzeinheit niedermachte; später wurden sie verfolgt und zur Rechenschaft gezogen; anders wollten es die Kämpfer nicht haben.
Relianch um Relianch kamen die Brumbytes von der Front zurück, die Lanzen hochgestellt, die Formation eng geschlossen, intakt, bereit zu neuen Taten.
Bei Vox – dies war eine Armee!
Daß sie ausgesprochen anachronistisch war, hieß zugleich, daß sie um so mehr Ehre errungen hatte. Von Ruhm will ich hier gar nicht sprechen. Jedenfalls hatte ich mit Unterstützung Nazab Nalgres ein System von Medaillen und Ehrenzeichen geschaffen, die die Männer sich voller Stolz anhefteten.
In der Geschichte jener unruhigen Tage, die von Enevon Ob-Auge geschrieben werden sollte, steht dieser Kampf als ›Die Schlacht am Sabbator‹ verzeichnet; unter Kämpfern wird einfach nur vom ›Sabbator‹ gesprochen. Es war ein großer Sieg – der auf unserer Seite Dank Zair nur wenige Opfer forderte. Beim Ausklingen des Kampfes hob ich den Kopf und erblickte hoch über der Phalanx den rotgoldenen Gdoinye.
Ich legte eine Hand an den Helm, hob die Gesichtsmaske und starrte aus zusammengekniffenen Augen empor. Der Raubvogel wirbelte herum, glitt herab und breitete schließlich – als sei er zufrieden – die Flügel aus und entschwebte.
Am nächsten Tag sagte ich zu Nath: »Du hast ab sofort das Oberkommando über die Armee, Kyr Nath. Nev wird dich loyal unterstützen. Als Nachfolger für deine Phalanx kannst du dir erwählen, wen du willst, auch wenn ich das Gefühl habe, daß wir beide Kyr Derson für besonders geeignet halten. Führe die Armee an die Südgrenze zurück und sorge dafür, daß das ganze Land frei wird. Dann kannst du den Verband auflösen und die Männer nach Hause schicken. Wir müssen dringend an den Wiederaufbau denken.«
»Aber ... Ja.«
»Ich habe anderswo etwas zu erledigen.«
»Aber wo – bei Vox?«
Ich schaute aus der Zeltöffnung und erblickte die Brumbytes. Wir verfügten inzwischen über vier volle Kerchuris, deren scharlachrote Schilde nicht mehr das Braun Thermins aufwiesen. Vielmehr waren wir eine herrschaftliche Armee und präsentierten auf den roten Schilden die gelben Insignien. Der Abschied fiel mir nicht leicht. Wie ich zu Barty gesagt hatte: »Die Organisation ist so einfach, daß selbst der größte Dummkopf sie begreift. Zwölf Lanzenträger in einer Reihe, zwölf Reihen auf eine Relianch. Sechs Relianches ergeben eine Jodhri, und sechs Jodhris eine Kerchuri. Und die Offizierspositionen vom Laik-Faxul bis hoch zum Kerchurivax bilden eine Kette. Rang und Funktion sind untrennbar.« Verbringt man eine gewisse Zeit seines Lebens damit, etwas aufzubauen, fällt es natürlich schwer, diese Entwicklung zurückzudrehen; man verspürt Bedauern und Sehnsucht, alle die dummen und schwächenden Gefühle, die wohl andererseits bezeugen, wie wertvoll einem das Geschaffene ist.
Ich sagte also zu Nath: »Wahrscheinlich werde ich in Vondium landen; aber ich weiß es nicht.«
»Dann ...«
»Führe die Armee gut. Sorge dafür, daß das ganze Land geräumt wird. Dein Vater wird dir Geld vorstrecken. Was die Grenzen angeht ...«
»Layco Jhansi ist ein Verräter!«
»Aye. Und er wird von den Ractern gestützt, die nördlich von ihm hausen. Schick die Brumbytes nach Hause, Nath. Und die Hakkodin und die Bogenschützen. Was die Freischärler angeht, so werden sie von allein verschwinden, nachdem es nun keine Kämpfe mehr geben wird.«
Auf diese Weise empfahl ich mich. Im Osten mußte die Insel Vellin befreit werden, einmal vorausgesetzt, daß die Radvakkas dorthin geflohen waren, was ich bezweifelte. Der Gdoinye würde mich erst gehen lassen, wenn die Arbeit getan war. Der eigentliche Abschied entwickelte sich zu einer sehr gefühlsbetonten Angelegenheit, und es gelang mir nicht, unbemerkt zu verschwinden. So gab es eine ausgewachsene Parade mit Trompetenschall und
Weitere Kostenlose Bücher