Saga von Dray Prescot 18 - Vallian-Zyklus 04 - Goldenes Scorpio
das wahrlich nicht behagte. »Aye, Hulus!« hieß es. »Denkt daran, dies ist Jak der Drang! Er ist Herrscher von Vallia und wird eines Tages auf dem Thron in Vondium sitzen und Draks Schwert in der Hand halten. Denkt daran und erbebt, wenn ihr seinen Namen hört!«
Und als wir uns der Hauptstadt näherten, konnten wir feststellen, daß uns der Name Jak des Drang vorausgeeilt war und sich immer mehr Leute bereit zeigten, meinen Worten zu folgen. Der Plan, den ich zu verwirklichen begann, setzte voraus, daß alle Frauen und Kinder aus den reichen Zentralprovinzen in den Nordosten zogen. Regelmäßig erreichten mich Berichte Nazab Nalgres und der anderen Edelleute aus dem Hawkwa-Gebiet, die mich jetzt ohne Vorbehalt Herrscher nannten. Ihre Grenzen waren sicher. Die erste neue Ernte war hervorragend ausgefallen. Meine Unternehmung sollte uns in doppelter Hinsicht helfen; die Leute, die in den Nordosten reisten, verließen ihre eigenen karg gewordenen Felder und betraten ein Land, in dem sie sich sattessen konnten, und Nalgre und die anderen lieferten uns Nahrungsmittel zur Unterstützung unserer guten Absichten. Außerdem gab es einen dritten und alles in allem viel wichtigeren Aspekt (sofern überhaupt etwas wichtiger sein kann als der innere Zustand eines Mannes oder der einer Frau): Die Dinge, die in Hawkwa vorgefallen waren, sprachen sich natürlich herum.
Denn kaum fiel der Name Jak, da faßten diese elenden unterdrückten Menschen, die sich vor Hamaliern und Söldnern gleichermaßen fürchteten, neuen Mut. Was Jak der Drang im Nordosten erreicht hatte, mochte sich hier wiederholen lassen. Es war nur eine Frage der Zeit. Mehr als einmal mußten wir uns auf freiem Feld formieren und ganze Masichieri-Horden bekämpfen, um einige wenige Leute zu verteidigen. Aber unser Name und unsere Taten sprachen sich herum.
Als die Hamalier eine Einheit gegen uns losschickten, machten wir uns dünne.
Als wir auf echte Drikinger stießen, Banden, die schon vor den Unruhen räubernd herumgezogen waren, kanzelten wir sie rücksichtslos und summarisch ab. Die Horden, die nun durch das Land zogen, waren tödlich für alle Invasoren des Landes, während sie einheimische Vallianer sehr rücksichtsvoll behandelten. Auf unseren Wanderungen stieß natürlich so mancher wackere Kämpfer neu zu uns, so daß wir bald eine tüchtige kleine Streitmacht hatten, die täglich anwuchs und selten an einem Ort verhielt; gab es irgendwo ein Problem zu klären, so taten wir dies und zogen weiter.
Das Kanalvolk leistete uns unschätzbare Hilfe. Die Vens und Venas, die Vener, erwiesen sich als aufgeschlossen, soweit es die besonderen Vorteile und Möglichkeiten der Kanäle betraf, so daß schließlich lange Flotten von Schmalbooten Flüchtlinge in den Nordosten beförderten. Natürlich wurde gelegentlich ein solcher Transport angehalten. Manchmal kam es zu Tragödien. Doch gelang es uns im Laufe des Sommers allmählich, das Land der meisten Frauen und Kinder zu entblößen. Es war eine kolossale Aufgabe, die natürlich niemals ganz erfüllt werden konnte; dazu lebten in den Ländern rings um die Hauptstadt einfach zu viele Menschen.
Aber wir befreiten so viele, daß die Hamalier schließlich gezwungen waren, die restlichen Bauersleute streng bewachen zu lassen. Niemand kümmerte sich um die Felder, und so wuchs keine Ernte, was die Nahrungsmittel knapp machen mußte – und zwar bald. Die Rast-Horden, die nach Vallia hineingesprengt und die in Scheunen und Lagerhäusern gespeicherten Schätze verzehrt hatten, würden bald Hunger leiden – wenn sie sich nicht zum Abrücken entschlossen.
Ich nehme an, ich glaube sogar fest daran, daß der wahre Dray Prescot, der ich bin, nicht identisch ist mit der Person, die sich damals Jak der Drang nannte. Jak der Drang kämpfte Banditen nieder, belästigte hochstehende Persönlichkeiten und zögerte nicht, Mörder und Vergewaltiger streng abzuurteilen und all jene, die sich am Elend des vallianischen Volkes bereichert hatten. Der Name Jaks des Drang wurde geflüstert – angstvoll von seinen Feinden und stolz und begeistert von Freunden und Kameraden.
Doch sah ich wenig Ähnlichkeit mit mir, dem neuen Dray Prescot. Wenn ich allerdings ehrlich sein will, muß ich zugeben, daß verdammt viel des alten unwilligen Dray Prescot in Jak dem Drang steckte.
Als wir Olordigs Brunnen erreichten und die kleine Siedlung dem Boden gleichgemacht fanden, tobte ich und hätte wohl etwas äußerst Gewalttätiges angeordnet –
Weitere Kostenlose Bücher