Saga von Dray Prescot 20 - Jikaida-Zyklus 02 - Ein Schwert für Kregen
dennoch zu Boden geschlagen. In sadistischer Freude hieb der Kildoi weiter auf ihn ein.
Ich stand auf.
Pompino erhob sich ebenfalls und legte mir eine Hand auf den Arm.
»Nein, Jak, er wird sich daran stören, daß du dich einmischst.«
»Wenn ich nur meine Zauberkräfte hätte«, sagte Quienyin seufzend und trank aus seinem Kelch.
Sishi atmete keuchend und preßte die Hände vor die Brust. Ihr Gesicht schimmerte im Licht der Flammen.
Bevon begann nun zu schreien, die ersten Schmerzensschreie, die über seine Lippen kamen. Das Schwert hob und senkte sich mit feucht-dumpfen Lauten. Bevon rollte hin und her, eine zusammengekauerte, bebende Masse, hilflos.
»Nein, Jak!« Pompino zerrte mich am Arm.
Ich schüttelte ihn ab und trat vor den mutigen Prinz Mefto den Kazzur hin.
»Jak! Er wird dich töten!«
Der Prinz unterbrach sein Tun und musterte mich über Bevons stöhnende Gestalt hinweg. Drohend senkte er die goldenen Augenbrauen. Seine obere rechte Hand schloß sich um den zweiten Schwertgriff.
»Na, Rast?«
»Prinz«, sagte ich, »du tust diesem Mann Unrecht an ...«
Weiter kam ich nicht. Weiche Worte gehörten nicht zur Währung Mefto des Kazzur.
Er sagte nur: »Yetch, du bist des Todes!«
Und sprang über Bevon und stürzte sich mit zwei pfeifenden Schwertern auf mich. Beide Waffen waren Thraxter.
Ich zog meinerseits die Klinge und parierte die ersten Hiebe. Dazu wich ich zurück, ging im Kreis und gewöhnte mich an den Gedanken, daß ich mich hier auf einen Kampf einlassen mußte. Diesen Burschen töten zu müssen, würde höchst unangenehme Folgen haben, denn er war ein Prinz und ich nur ein in Diensten stehender Paktun.
Mir wollte in jenen ersten Momenten des Kampfes scheinen, als wagte ich ihn nicht niederzustrecken und müßte es daher darauf anlegen, ihn bewußtlos zu schlagen. Ich würde ihn angreifen müssen wie einen Djang, der die zusätzliche Komplikation seiner Schwanzhand ins Spiel bringt. Mit seinen vier Armen erinnerte er mich an einen Djang und an einen Kataki zugleich. Ich hatte schon gegen Djangs und Katakis gekämpft, und ein Djang vermag ... nun ja, viele Katakis zu erledigen.
Dieser unangenehme Cramph war ein Kildoi.
Ein neun Zoll langer Dolch zuckte in seiner Schwanzhand empor und raste funkelnd zwischen seinen Beinen hindurch auf mich zu.
Mit schnellem Satz brachte ich mich in Sicherheit. Ich hackte den Schwanz nicht ab. Während der Kampf weiterging, redete ich mir ein, ich hätte den Schwanz nicht abgeschnitten, weil das nur zu neuem Ärger geführt hätte – weil ich ihn doch ohnmächtig schlagen müßte. Im weiteren Verlauf des Kampfes ging mir auf, daß er es nicht zugelassen hatte, daß ich ihm den Schwanz abhackte.
Er war großartig.
Wir fochten. Die Klingen zuckten und klirrten und kreischten aneinander entlang. O ja, er führte drei Klingen gegen meine eine, aber das war bei weitem nicht alles. Ich wußte Bescheid, und er erkannte es nach einer Weile auch.
Er trat einen Schritt zurück. Er lächelte erfreut.
»Wer du auch sein magst, Paktun, ich bin noch nie einem besseren Schwertkämpfer begegnet. Aber ich glaube, jetzt sind deine Tage gezählt.«
Der beste Schwertkämpfer in der Welt, so hatte Sishi ihn genannt.
Ich wußte nicht, ob er das war. Doch wußte ich, daß ich hier endlich einen Gegner gefunden hatte, der mir standhalten konnte.
12
Jedem Schwertkämpfer muß bewußt sein, daß er eines Tages auf einen ihm überlegenen Gegner stoßen kann, daß dieser Kampf dann sein letzter ist.
Oft liest man von einem unbesiegbaren Helden, der anderen Kämpfern so ungemein überlegen ist, daß er förmlich mit ihnen spielen kann und daß der Ausgang des Kampfes praktisch von vornherein feststeht. Wie Sie wissen, bin ich in jeden Kampf mit dem Bewußtsein gegangen, daß ich diesmal meinen Meister finden könnte. Gewiß, ich habe so manchen Gegner niedergemacht. Man weiß ja, wie sprichwörtliche Helden so etwas anfangen. Doch hier, unter den leuchtenden Sternen Kregens, im Licht der aufsteigenden Monde und rötlicher Feuerstellen rings um die lagernde Karawane, hier wurde mir keine sanfte Lektion zuteil, hier wurde ich sadistisch gequält, mit der Absicht, mir schließlich den Garaus zu machen.
Mit konvulsivischer Bewegung vermochte ich meinen Dolch zu ziehen und in den Kampf einzuführen. Damit stand es zwei Klingen gegen drei. Der Kildoi aber war ein meisterlicher Klingenkämpfer. Die Schwerter zeichneten täuschende Muster aus Stahl in die Luft.
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