Saga von Dray Prescot 20 - Jikaida-Zyklus 02 - Ein Schwert für Kregen
Moment ab und wich zurück und hörte schwaches Geschrei. Sishi und Pompino waren offenbar gebannt von diesem Schauspiel.
Es wurde Zeit, alles auf eine Karte zu setzen ... ich brachte mich in Position, und in diesem Augenblick bohrte sich fauchend ein Pfeil in Meftos rechte Schulter zwischen den raffiniert angeordneten Doppelgelenken.
Er schrie auf.
Er torkelte kreischend rückwärts und ließ alle seine Waffen fallen.
Ein zweiter Pfeil sirrte an meinem Kopf vorbei und bohrte sich mit dumpfem Laut in das bemalte Holz von Scatulos Kutsche. Instinktiv ließ ich mich zu Boden fallen und rollte unter die Kutsche.
O ja.
Die Drikinger hatten uns gewähren lassen, und jetzt stürmten sie heran, um uns fertigzumachen und auszuplündern.
Vom logischen Standpunkt aus hatten sie sich einen guten Zeitpunkt ausgesucht. Wir rasteten, wir waren knapp an Wasser, wir waren müde und angespannt, und bis auf die Wächter hätten wir eigentlich alle schlafen müssen – und die armen Teufel lagen bestimmt mit durchschnittener Kehle irgendwo in der Dunkelheit. Der Kampf hatte die Banditen zögern lassen, bis dann irgendein Hitzkopf auf uns schoß und den Alarm auslöste.
Die Drikinger hatten Probleme mit mir, das kann ich Ihnen sagen.
Ich will aber ehrlich sein – der zweite Pfeil hätte mich getroffen, wenn ich mich nicht instinktiv bewegt hätte, als ich Mefto niedersinken sah. Reaktionsschnelligkeit – das war der einzige Vorteil, den ich bei meinem Kampf gegen Mefto gehabt hatte, und diese Schnelligkeit rettete mir schließlich das Leben.
Die Karawane erwachte, Paktuns stürmten vor, Bevon holte sich sein Schwert aus Meister Scatulos Kutsche – und dann kämpften wir.
Es war ein wilder, unangenehmer, blutiger Kampf, doch endlich gelang es uns, die Drikinger zu vertreiben. Erschöpft sanken wir zu Boden.
Solche Scharmützel hatten mir als Herrscher von Vallia gefehlt ... wie wenig hatten doch die geordneten, geplanten Manöver der Phalanx mit solchen forschen kleinen Umtrieben zu tun!
Doch in beiden war der Tod in gleichem Maße zu Gast.
Am nächsten Morgen begruben wir unsere Opfer oder verbrannten jene, deren Glaube ein Eingehen zu den Eisgletschern Sicces erforderte. Zum Wohle der Ibs der Verstorbenen wurden die verschiedensten Götter angerufen. Was die Drikinger betraf, so fanden wir nur drei Tote in der Nähe der Wagenräder, und begruben sie ebenfalls. Es handelte sich um hagere, zähe Apims mit ledrig wirkender Haut und purpurn gefärbten Haarschöpfen, bekleidet mit Rüstungsteilen, die sie sich zusammengeraubt hatten. Die anderen toten Banditen waren von ihren Kameraden mitgenommen worden.
Ächzend setzte sich die Karawane schließlich wieder in Bewegung, erreichte ohne weitere Zwischenfälle die Wasserstelle und rollte von dort durch das Ödland zum Ziel.
Die Landschaft verflachte und zeigte sich, nachdem wir den Fluß der Purpurnen Binsen überquert hatten, grün und fruchtbar. Jenseits der Furt wartete ein Fort, und wir wurden von Aidrin-Kriegern den Rest des Weges geleitet. Man begrüßte uns scherzhaft, lachte über unsere Probleme, erzählte uns vom Schicksal früherer Karawanen, die nicht so viel Glück gehabt hatten. So mancher Wagenzug war von Songaslad, der Stadt der Diebe, aufgebrochen und hatte den Fluß der Purpurnen Binsen nicht erreicht. Weißgelbe Knochen, die hier und dort in den Ödgebieten zu finden waren, kennzeichneten die Stellen, an denen ihr Schicksal sie ereilt hatte.
Von dem Fort wurde Prinz Mefto im Eilmarsch nach Jikaida-Stadt gebracht; seine Männer begleiteten ihn. Er trennte sich von der Karawane. Er hatte kein Wort mehr mit mir gewechselt und war angeblich schwer verwundet; ich vermutete, daß eine Verwundung des komplizierten Doppelgelenks viel schlimmer war als eine entsprechende Wunde für einen Zweihänder. Ich hielt die Augen offen, um nicht von einer Racheaktion überrascht zu werden, doch nichts geschah. Welcher Ehrenkodex in unserer Situation gelten mochte, wußte ich nicht. Doch hatte ich das starke – und unangenehme – Gefühl, daß ich nicht zum letztenmal mit Prinz Mefto dem Kazzur zu tun gehabt hatte.
Wenn ich meine Reaktionen auf diesen Kampf nicht im einzelnen schildere, so verstehen Sie sicher den Grund. Ich hatte einen Schock erlitten – doch hatte ich zugleich auch dazugelernt. Ich würde künftig anders an Kämpfe herangehen; doch glaubte ich Dray Prescot gut genug zu kennen, um zu wissen, was er tun würde, wenn es wieder einmal so weit war. Man
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