Saga von Dray Prescot 20 - Jikaida-Zyklus 02 - Ein Schwert für Kregen
einen lauten und doch ernsten Abend, der der Erinnerung an unsere verstorbenen Gefährten galt. Es wurde viel getrunken, wir stimmten wilde Lieder an und prahlten und hüpften herum und gerieten gelegentlich auch mit den Waffen aneinander. Wer etwas über die Vergangenheit der Toten wußte, stand auf und verkündete es laut und klar, und wir applaudierten und tranken auf die Männer und riefen alle Götter an, die die Toten sicher über die Eisgletscher Sicces geleiten sollten. Die Gelbe Prinzessin saß in unserer Mitte auf einem Podest, angekettet, ihrer gelben Robe beraubt. Dies entsprach aber lediglich einer Tradition; die Tage, da die eroberte Aeilssa der siegreichen Seite wirklich gehörte, waren längst vorbei; ein solches Verhalten war nicht mehr zeitgemäß. Der unterlegene Spieler würde sie natürlich auslösen, und Konec würde seinen Leuten eine Prämie zahlen lassen und den größten Teil der Summe einstecken. Einer der kleinen Vorteile, die dem Sieger zukamen.
Das Mädchen, das bei uns die Blaue Prinzessin gespielt hatte, war die Tochter Nath Resdurms, eines prächtigen Numim, Strom von Kov Konecs Gnaden. Sein Löwengesicht leuchtete stolz, während seine Tochter Resti den Siegestanz vorführte und mit jeder überlebenden Spielfigur eine Runde drehte. Die Getränke strömten reichlich. Dav hatte bald zuviel. Er tanzte und hüpfte mit Resti herum, die ihn lachend gewähren ließ, und ihr goldenes Haar wirbelte im Kreis und vermengte sich mit Davs Mähne bei den heftigen Pirouetten.
Strom Nath Resdurm hatte neben Fropo den zweiten Kapt gestellt. Wir hatten alle unsere Hikdars, unsere Paktuns und Hyr-Paktuns verloren, ausnahmslos gute Kämpfer. Allzu viele Tänzer konnte das Löwenmädchen also nicht finden.
Als Dav sie lachend einem Deldar überließ, der mit ihr davontanzte, drängte er sich zum Biertisch durch und nahm einen schäumenden Humpen zur Hand. Dann fiel sein Blick auf mich.
»Aye, Jak«, sagte er und trank durstig. »Aye, man muß schon kräftig sein, um den Speer so zu halten – oder sehr geschickt.«
»Ich hab' den Kataki erledigt.«
»Aber der Schweinehund Coner hat uns fertiggemacht. Wir sind nun nicht mehr genug Leute. Und wer würde sonst für uns kämpfen?«
»Konec braucht doch nur zur nächsten Kampfschule zu gehen und Figuren anzuheuern ...«
»Onker!«
Ich ließ ihm das durchgehen. Er war schließlich auf dem besten Weg, mein Freund zu werden, und in der leidenschaftlichen Verzweiflung über einen vereitelten Plan setzte er mehr voraus, als er gesagt hatte, und lehnte sich gegen das Schicksal auf. Jedenfalls nahm ich das an.
»Ja, Jak«, sagte er nach kurzem Schweigen, während die Feier ringsum ihren Lauf nahm. »Ja, du hast recht. Wir werden Männer anheuern, die für uns weiterkämpfen. Aber Mefto ... Mefto ...« Er trank und wurde von einer Gruppe fortgezerrt, die ihn brüllend zum Singen animierte. Schwungvoll stimmte er ›Niedergang und Aufstieg von König Naghan‹ an. Nach einer Weile ging es schon mehr zur Sache: ›Wie ich die Bauerstochter Faerly bezwang‹ und ›Eregoins Versprechen‹. Trotzdem gefiel mir die Stimmung noch nicht recht, und das beunruhigte mich. Ich ließ also meine laute Stimme erklingen und sang: ›In den hübschen Armen von Thyllis‹.
Als die anderen die ersten Zeilen und den Namen Thyllis verdaut hatten, trat Konec mit finsterem Gesicht vor.
»Wir singen hier keine verdammten hamalischen Lieder, Jak!«
»Aye!« riefen die anderen im Chor.
»Wartet, Freunde, wartet doch! Achtet genau auf die Worte!«
Und ich setzte meinen Gesang über Thyllis fort. Dieses Lied ist in Hamal bestens bekannt und bei der Herrscherin Thyllis besonders beliebt. Besingt es doch die großartigen Taten der Göttin, der sie ihren Namen und ihre verrückten Ideen verdankt. In Esser Rarioch, meiner Hohen Feste von Valkanium, hatte Erithor, ein in ganz Vallia angesehener Barde und Liederschreiber, auf die Melodie neue Verse über die vornehme Thyllis geschrieben. Die Worte waren skurril, ungemein melodisch, ganz und gar unwiederholbar und sehr lustig.
Schon beim zweiten Vers hielten sich die Manduaner die Seiten vor Lachen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Erithor jemals ein so dankbares Publikum für seinen Gesang erlebt hatte. Jedenfalls nicht bei Liedern dieser Art.
Als ich fertig war, mußte ich den Vortrag Vers für Vers wiederholen und wurde noch ein drittes- und viertesmal zur Pflicht gerufen.
In dem Gefühl, daß mein Beitrag zum Abend
Weitere Kostenlose Bücher