Saga von Dray Prescot 20 - Jikaida-Zyklus 02 - Ein Schwert für Kregen
einigermaßen erfolgreich gewesen war, suchte ich Labung für meine trockene Kehle. Kov Konec stellte sich zu mir, begleitet von Dav und Fropo und Strom Nath Resdurm. Wir trugen die bequeme Abendkleidung, wie sie in Paz üblich war; weite Roben in unterschiedlichen Farben. Konec hatte Schmuck angelegt und sah zur Abwechslung wirklich mal wie ein Kov aus.
»Du hast nicht besonders viel übrig für die Hamalier?«
»Nicht besonders.«
Wie sollte ich ihm meine gemischten Gefühle erklären, die ich dem Reich Hamals entgegenbrachte? Ich hatte dort Freunde, gute Freunde – und doch standen unsere Länder im Krieg. Was Thyllis betraf, so tat sie mir leid, außerdem verachtete ich alles, was sie darstellte. Andererseits hatte ich das Rätsel, das ich für sie darstellte, oft genug auch in ihr zu fühlen geglaubt. Wahrlich, die Götter verspotten uns, wenn sie zwischen menschlichen Herzen politische und Klassenbarrieren errichten.
In den vielen Ländern, die von den eisernen Legionen Hamals angegriffen und überrannt worden waren und die nun in Unterdrückung lebten, gab es natürlich niemanden, der ein gutes Haar an Thyllis ließ. Das war ganz natürlich. Jetzt schlug Konec einen Ton an, der in unserer Beziehung ein neues Kapitel aufschlug. Immerhin war ich nichts Besseres als ein Paktun, der sich verdingen mußte, und er ein Kov, der seine Macht kannte, der aber dennoch nett und aufgeschlossen geblieben war.
»Mefto der Kazzur, der sich Prinz nennt. Er ist bei den Shanodrinern verhaßt, die er sein Volk nennt. Nur seine gewalttätigen Helfershelfer stützen ihn gegen das Volk: Masichieri – Abschaum.«
»Er hatte immer mindestens zwanzig Leute bei sich«, erwiderte ich. »Doch in der Karawane begleiteten ihn noch weitere Leute, die er jetzt beim Kazz-Jikaida einsetzt. Als ich ihn bekämpfte, kam er gerade von einer Shishi; das hat mir ein Mädchen erzählt. Aber als wir kämpften, da standen seine Leute in den Schatten und lachten über meine Ungeschicklichkeit.« Munter fuhr ich fort: »Das rettete uns vor den Drikingern.«
»Ein Attentat auf ihn ist also schwierig. Sehr schwierig. Es sind Stikitche ausgeschickt worden ... o ja, Jak«, sagte er, als er meine hochgezogenen Augenbrauen bemerkte. »Verzweifelte Männer kennen keine Ehre mehr. Und wir aus den mittleren Ländern der Morgendämmerung sind verzweifelt.«
»Wegen eines einzelnen Prinzen, der bei seinem Volk verhaßt ist, der sich auf gedungene Schwerter verlassen muß?«
»Nein. Gut daß du fragst. Wegen Hamal.«
»Aber ...«
»Mefto ist der Schlüssel. Durch ihn kann Hamal seine Macht dorthin ausdehnen, wo es heute noch kämpfen muß.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube dir, Konec, denn ich sehe in dir einen Ehrenmann. Ich habe allerdings vernommen, Mefto sei ein echter, königlicher Prinz, eine prachtvolle goldene Erscheinung, in Shanodrin beliebt ...«
»Dumme Geschichten von Shifs, von gehirnlos kichernden Dienstmädchen.«
In unserem intensiv geführten, halb geflüsterten Gespräch trat eine Pause ein, da wir alle tranken und dabei unseren eigenen Gedanken nachhingen.
»Eine hohe Persönlichkeit kommt aus Hamal. Ein Kov, vielleicht sogar ein Prinz. Er und Mefto treffen sich in Jikaida-Stadt unter dem Deckmantel der Jikaida-Spiele. Die Sache bleibt völlig unverdächtig. Unsere Spione haben zuverlässige Anhaltspunkte.«
In der Welt der Intrige sind Geheimtreffen sehr wertvoll. Mit dem Jikaida-Spiel ließ sich sogar das Treffen zwischen einem Zairer und einem Grodnim erklären. Doch während ich Konec zuhörte, entstand vor meinem inneren Auge ein Bild, mit dem ich nicht gerechnet hatte.
In einer Nische stand ein rundlicher neagromischer Keramiktopf mit einer herabhängenden Heasmons-Pflanze, und Kov Konec beugte sich zu den violetten und gelben Blüten hinab. Dabei beobachtete er mich aus den Augenwinkeln, und ich mußte erkennen, daß er ebensowenig zum Verschwörer geboren war wie seine Männer.
»Beim Havandua dem Grünen Wunder!« rief er und richtete sich auf. Voller Leidenschaft versuchte er die richtigen Worte zu finden. »Mefto muß ausgeschaltet werden! Wenn die Pläne, die er mit diesem Rast aus Hamal anzettelt, verwirklicht werden, dann ... ja ...« Er stockte und ballte die Fäuste. Er hatte auf Havandua das Grüne Wunder geschworen. Sie wissen, welche Einstellung ich zur grünen Farbe habe. Sie wirkt irgendwie beruhigend und paßt recht gut zu Regimentern und Rennwagen und Robin Hood und Lokomotiven und
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