Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen
vier oder sechs Beinen, ihre Schwänze waren mit Schuppen bedeckt und mit Widerhaken versehen. Die Augen waren rot oder gelb und funkelten vor unbändigem Haß oder bargen in glosendem Grün einen unsäglichen Abscheu. Eine ganze stinkende Menagerie unbeschreiblich geformter Monster fiel über uns her – und keines war größer als eine irdische Katze.
Wir hieben nach ihnen, schlugen die Wesen zurück und mußten doch erleben, daß Männer kreischend zu Boden gingen, aufgespießt von langen orangeroten Reißzähnen, die sich in verkrampfte Hälse bohrten. Das Gewühl, der Gestank, das Schrecknis dieses Ereignisses ließen uns mit hektischer Panik reagieren.
Wie viele verschiedene Arten von Ungeheuern es gab, wußte ich nicht. Unter den vielen Hunderten, die sich kreischend aus dem Höllenschlund ergossen, waren mindestens zwanzig verschiedene Gattungen zu beobachten. Und sie alle – jedes einzelne Geschöpf – hatte nur unsere Vernichtung im Sinn.
Die Sklaven hielten sich nicht lange.
So gut wie nackt, ungeschützt, waffenlos, wurden sie im Nu niedergemacht.
Ich sah Quienyin mit dem Kurzschwert mutig um sich hauen; er war von einer ganzen Wolke flatternder Monster umgeben. Ich mußte förmlich durch packende, reißende Zähne und Krallen waten, um ihn zu erreichen und ihm dabei zu helfen, den sinnesverwirrenden Schwarm zu vertreiben.
»Fliktitors, Jak«, sagte der Zauberer aus Loh keuchend und hieb weiter um sich. »Fliktitors, so nennt man diese Wesen.«
Der Drexer in meiner rechten Faust hieb und stach zu. Die Main-Gauche machte sich kraftvoll Platz – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Schrecknisse bildeten eine dermaßen gedrängte Masse, daß ich mit jedem Hieb sichtbare Spuren hinterließ.
Prinz Tyfar wehrte sich mit hervorragendem Kampfgeschick, und seine Axt fauchte durch die Luft und traf immer wieder auf gerippte Rücken und ledrige Flügel.
Die beiden Pachaks und der Numim schirmten ihre Herrin ab und kämpften, wie es nur Pachaks und Numims vermögen.
Der Ansturm schuppiger Ungeheuer ließ nach. Die warzenbedeckten Kreaturen hasteten auf sechs Beinen heran und wurden zerdrückt. Die haarigen Biester kletterten mit spitzen Krallen aufwärts und wurden niedergemäht.
Doch auch Menschen mußten daran glauben.
Als wir schließlich den letzten jaulenden Teufel niedergestreckt hatten, standen wir keuchend da und sahen uns auf dem Schlachtfeld um.
Sklaven waren nicht mehr am Leben.
Außer sich vor Zorn, marschierte Kov Loriman hin und her und hieb ziellos mit dem Schwert nach den übelriechenden toten Fliktitors.
Lady Arianes weißes Gewand bebte, so heftig atmete sie, und war von rotem und grünem Blut verunstaltet.
Wir Überlebenden hätten uns am liebsten ausgeruht und erfrischt, ehe wir uns weiter den Rätseln und Schrecknissen dieses verhexten Ortes widmeten.
Laut erhoben sich die streitenden Stimmen, laut wurde die Auseinandersetzung zwischen Diffs und Apims ausgetragen, zwischen Männern derselben Rasse, zwischen Kriegern und Gefolgsleuten. Doch wußten wir, wußte jeder einzelne von uns, daß wir zusammenhalten mußten.
Wutschnaubend stapfte Loriman auf mich zu. »Dummkopf – eine wirklich tolle Idee von dir! Das hast du uns also gebracht!«
Ich nahm die heruntergestürzte Krone zur Hand. Sie war eiskalt.
»Schau hier hinein, Kov! Schau dir an, was es hier zu sehen gibt!«
Die Anführer drängten sich herbei, als Loriman die Krone ergriff und zu schütteln begann. Ein seltsam geformtes Bronzestück fiel heraus.
»Ah!« sagte Tyfar.
»Der Schlüssel!« rief Ariane. »Der Teil aus der fünften Zone!«
Loriman brummte etwas, hob das Stück vom Boden auf und wollte es sich unter die Rüstung stecken.
»Kov«, sagte ich. »Darum möchte ich mich lieber kümmern.«
»Du Rast! Ich bin ein Kov – ich werde ...«
»Du wirst mir das Stück aushändigen, sonst kannst du etwas erleben, Kov oder nicht ...« Aber dann riß ich mich doch zusammen und atmete mehrmals tief ein und aus. Voskschädeliger Onker aller Onker, Dray Prescot! Quienyin trat vor und sprach mit einer Betonung, die uns ablenkte.
»Vielleicht wäre Lady Ariane so nett, wo sie doch so gut bewacht wird ...?«
»Ich würde mich selbst erbieten, den Teil des Schlüssels zu tragen«, schaltete sich Prinz Tyfar ein, »doch überlasse ich die Ehre gern der hohen Dame.«
Damit war Loriman überstimmt. Ich warf Tyfar einen kurzen Blick zu. Ein kluger, energischer Prinz, so hatten die Sklaven ihn beschrieben –
Weitere Kostenlose Bücher