Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen
schloß sich mir an, und wir begannen die Zone zu verlassen, in der die Sklaven noch immer zitternd hockten, ohne zu wissen, wie sie die Herrschaft der Peitsche brechen sollten; dabei beobachteten wir ein vielsagendes kleines Zwischenspiel.
Einer der Sklaven, kühner, erfahrener als die anderen, verließ vorsichtig kriechend die ängstliche Gruppe. Es handelte sich um Sklaven, die schon seit langer Zeit dienten; viele waren in diesen Stand hineingeboren worden. Der kühne Ausreißer schob sich über eine umgestürzte Kommode, schnappte sich einen Messingteller, preßte ihn in die Magengrube, wobei er den Rücken krümmte, und huschte zurück. Wir beobachteten ihn. Er begann Brocken der Masse zu verteilen, die die Messingschale füllte. Die Sklaven stopften sich die Brocken in den Mund und begannen zu kauen. Es handelte sich um Chem – eine bei armen Kregern weit verbreitete Kau-Masse, die für Sklaven eine Delikatesse darstellte. Quienyin und ich schauten uns an und gingen weiter. Wenn sich die Sklaven schließlich doch ein Herz faßten, hatten wir immer noch genug Zeit zu reagieren.
Das Verhalten der hohen Herren, die um Prinz Nedfar geschart waren, verriet, daß die meisten gefunden hatten, was sie suchten. Tyr Ungovich, der noch immer seine rot-grün karierte Robe trug, stand mitten unter ihnen. Wir gesellten uns dazu, und San Yagno sagte: »Du hast bei uns deinen Platz, Meister Quienyin. Aber wer ist dieser Bursche, der sich hier blicken läßt, obwohl er nicht willkommen ist?«
»Ich überlasse euch eurer Beratung«, sagte ich und entfernte mich. Es war nichts zu gewinnen, wenn ich wegen dieser Unwichtigkeit zu streiten begann; ich wußte, daß mich der Zauberer aus Loh über die getroffenen Entscheidungen unterrichten würde. Statt dessen machte ich mich auf die Suche nach Tyfar und Lobur.
Arianes Zofen hatten ihre Herrin in eine abgeschiedene Ecke entführt und waren jetzt dabei, sie wieder herzurichten. Für diese Frau war Sklavenarbeit etwas Selbstverständliches – und die Zofen waren zweifellos Sklavinnen.
Prinzessin Thefi sagte: »Du weißt gar nicht, wie sehr ich in deiner Schuld stehe, Notor Jak! Mein Bruder hat mir von deinen Abenteuern berichtet ...«
»Du hast Glück, einen solchen Bruder zu haben«, sagte ich höflich. Dabei mußte ich nicht einmal lügen. »Wir werden durchkommen, wir alle, ohne Schaden zu nehmen.«
Lobur der Dolch rief: »Bei Krun! Ich wußte es!«
Nun ja, da wußte er mehr als ich zu dem Zeitpunkt.
Kov Thrangulf verharrte ganz in der Nähe, doch irgendwie brachten es die drei fertig, ihm den Rücken zuzukehren. Dies erfüllte mich mit Unbehagen. Aber schon wandte sich der Mann ab, als trüge er eine Last, die er gewöhnt war, und kehrte zu den Schätzen zurück.
Nach kurzer Zeit rief Prinz Nedfar Kov Thrangulf herbei, der sich dankbar der Konferenz anschloß, wie auch einige stellvertretende Kommandoführer. Lobur der Dolch lachte, und in seinem bronzebraunen Gesicht blitzten die Zähne. »Den muß man doch bedauern.«
»Ja«, sagte Thefi. »Wenn er nur nicht so ... so ...«
»Habe ich dir dies schon gezeigt?« fragte Tyfar, hob ein hübsches Schmuckstück empor und wechselte damit das Thema.
Inmitten der verwirrenden Reichtümer und herumliegenden magischen Objekte fanden sich auch, hier und dort verstreut, Schätze des Weinanbaus. Einige Söldner, die einem freien Trunke nicht widerstehen konnten, hatten es sich munden lassen, offenbar ohne unangenehme Nachwirkungen zu verspüren. Wir vier wollten lieber darauf verzichten, von den Weinen oder Speisen zu kosten. Lobur setzte ein schelmisches Lächeln auf und brachte eine gedrungene grüne Flasche zum Vorschein, aus der wir nacheinander tranken. Es handelte sich um hamalischen Portwein, dunkel und braun und schwer, der angenehm auf der Zunge zerlief.
Es war ein seltsames Gefühl, hier im Zentrum des schrecklichen Moders in dieser Runde zu plaudern und hamalischen Portwein zu trinken – und gleichzeitig zu wissen, daß die drei, denen ich zuprostete, verschworene Feinde meines Landes waren. Ein wirklich seltsames Gefühl ...
Prinzessin Thefi hatte sich hübsch herausgeputzt; sie trug enge schwarze Hosen und eine blaue Bluse mit Bolerojacke in dunklerem Blau und einem Kummerbund um die Taille, die entzückend schmal war, bei Krun! Sie trug Rapier und Main-Gauche. Ein prächtiger Anblick!
»Prinzessin, meine Dame ...«, sagte ich. »Stammt deine Kleidung von hier – oder hast du sie in den anderen Zonen des
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