Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen
mir der kameradschaftliche Ton auf, mit dem er Lobur den Dolch begrüßte. Was Kov Thrangulf betraf, so trat ihm Tyfar auf gebotene Weise entgegen, wie es sich für einen jungen Mann und unerprobten Prinzen gehörte, wenn er einem einflußreichen hohen Edelmann begegnet.
Der unermeßliche Schatz lockte die Neuankömmlinge an wie eine Flamme die Motten. Das Lärmen in der unheimlichen Halle nahm wieder erheblich zu, und die seltsame Flammensäule erhellte die durcheinanderwirbelnden Motten.
Der Zauberer des Kults von Almuensis drängte sich nach vorn und stand mit gespreizten Beinen da, die Fäuste in die Hüften gestützt, eine leuchtende Gestalt, die sich das Mausoleum betrachtete, den Kreis der unheimlichen Wesen in den Tanks, die durchwühlten Schatztruhen, das herumliegende Vermögen. Schließlich nickte Yagno vielsagend, als habe er alles so geplant.
»Dies ist also der Tiefpunkt des Moder«, stellte er fest und blies die Wangen auf. Seine prächtige Gestalt zeigte kaum Spuren der verzweifelten Abenteuer, die uns übrige zu einem zerzausten Haufen haben werden lassen.
»Nicht ganz, San«, sagte Quienyin aufgekratzt.
Aber San Yagno beachtete den alten Magier nicht. Sein Blick fiel auf eine Truhe mit neun Schlössern, die jeweils die Form von Risslacas besaßen. Die schuppigen Dinosaurier waren in Bronze gestaltet. Yagno näherte sich der Truhe, wobei er Leute und Hindernisse aus dem Weg schob. Er baute sich vor der Truhe auf, die aus mit Balass und Elfenbein eingelegtem Sturmholz bestand und in Bronzebänder geschlagen war.
»Dieses Zeichen erkenne ich«, sagte er, halb zu sich selbst. Er griff in sein prachtvolles Gewand und zog ein in Echsenleder gebundenes und mit Gold verschlossenes dickes Buch heraus.
»Paß auf, Jak«, sagte Quienyin, »das müßte interessant werden!«
Die Chuliks aus San Yagnos Leibwache – von dem Dutzend, das den Moder betreten hatte, lebten noch fünf – bildeten einen Ring um ihren Herrn. Trotzdem konnten Quienyin und ich alles erkennen. San Yagno öffnete das Hyr-Lif, blätterte die steifen Seiten um und fand schließlich die gesuchte Seite. Er hielt das Buch dicht vor das Gesicht und begann im Singsang vor sich hin zu murmeln. Dabei ging es vor allem um Kräfte, die etwas zerreißen und zerbrechen und zerschmettern sollten.
Das erste bronzene Risslaca-Schloß sprang auf.
Ihm folgten das zweite, dritte und so weiter, bis auch das neunte aufklaffte.
San Yagno blies die Backen auf. Er atmete schwer. Hastig verstaute er das Buch wieder und gab dem Deldar der Chuliks ein Zeichen.
Der Mann öffnete den Deckel.
»Da wurde magische Folklore im Übermaß aufgeboten«, bemerkte der Zauberer aus Loh, und ich vermochte in seinen Worten nur eine ganz feine Ironie auszumachen.
»An seiner Stelle hätte Kov Loriman die Truhe mit einer Axt geöffnet«, bemerkte ich.
»Und ob, junger Mann.«
Und – ich schwöre es – wir lachten beide.
Nachdem die ersten stinkenden Gegenstände aus der Truhe geholt worden waren, interessierte uns nicht mehr, was sich sonst noch darin befand. Jedenfalls schien sich der Zauberer darüber zu freuen. Er lachte laut und verteilte die Beute in seinem Gefolge. Ich fragte mich, ob die Männer die Sachen fortwerfen würden, um sich lieber mit Geschmeide zu beladen.
Arianes vier Zofen begrüßten ihre Herrin mit Ah! und Oh! und versuchten ihr das Haar zu kämmen und eine stille Ecke zu finden, in der sie ein frisches Kleid anziehen konnte, das von geduldigen Sklaven mitgebracht worden war. Erst dieser Umstand machte mir klar, daß die Nachzügler ja Sklaven bei sich hatten.
Ich wandte mich an Lobur den Dolch. »Wie ist es euch mit den Fliktitors ergangen?« fragte ich.
Er wußte nicht, was ich meinte.
Es stellte sich heraus, daß Nedfars Gruppe nach der Trennung einen ganz anderen Weg genommen hatte als wir, daß der Moder ihr aber so übel mitgespielt hatte wie uns, wobei allerdings etliche Sklaven verschont geblieben waren. Strom Phrutius lebte nicht mehr.
»Er wird jetzt wohl gerade von einem halb unsichtbaren Geschöpf verdaut, das wir nur bei Dunkelheit sehen konnten. Sobald es hell wurde, verschwand das Ungeheuer.«
»San Orien erwähnte ein solches Ungeheuer. Es tut mir leid, von Strom Phrutius' Schicksal zu hören. Das Ungeheuer war ein Lachender Schatten.«
»In der Tat, Meister Quienyin, die Kreatur lachte äußerst bekümmert, als Tobi, ein begnadeter Bogenschütze, sein Nichts mit einem Pfeil durchdrang. Aber immerhin entfernte es sich
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