Saga von Dray Prescot 23 - Spikatur-Zyklus 01 - Die Bestien von Antares
von deinem Großvater erwiesen wurde, Koter, berufe ich dich in die Gelbjacken des Herrschers, wenn du damit einverstanden bist. Zunächst als Ob-Hikdar. Du wirst es schnell zum Jiktar schaffen. Es gilt Rekruten auszubilden ...« Sein völlig verwirrter Blick brachte mich zum Schweigen.
»Danke, Majister. Ich bin einverstanden. Aber ... Großvater hat nie davon gesprochen, daß er dem Herrscher von Vallia begegnet sei!«
»Ich hoffe, es geht ihm gut.«
»Er ist zu Opaz aufgestiegen, Majister, und hat seine Ruhe – das hoffe ich wenigstens.«
»Bestimmt. Er war ein guter Mann. Opaz wird für ihn einstehen.«
Ich erwähne dieses Gespräch, weil damit ein altes Kapitel geschlossen wurde ... nun ja, wenigstens zur Hälfte. Es gab viele Männer, die bei uns dienen wollten. Vallias verlorene Söhne kehrten allmählich heim. Die Nachricht, daß Vallia keine Söldner mehr beschäftigte, sprach sich herum. Außerdem verbreitete sich der Ruhm der vallianischen Armee. Die Jungs, die nach Übersee gegangen waren, um Abenteuer zu erleben und Gold zu erringen, strömten nun nach Vallia zurück, um sich der Flut seiner Angreifer entgegenzustellen.
Jeder einzelne wurde gebraucht. Ian Vandrop war ein ganzes Regiment wert, weil er in den bevorstehenden blutigen Schlachten ein solches Regiment ausbilden und befehligen würde.
Was ich mir anläßlich der Rückkehr meiner fröhlichen Kameradenschar ausgemalt hatte, wurde Wirklichkeit.
O ja ...
Was für ein Aufstand! Das wilde Feiern nahm kein Ende – eine ganze Sennacht verging mit wildem Toben. O ja, während des Tages arbeitete ich wie üblich, und die Männer gingen auf Parade und hielten sich am Faden ihrer Willenskraft aufrecht. Ihre Namen kennen Sie – viele davon. In ihren Reihen gab es auch neue Namen. Die beiden Einheiten, die Schwertwache und die Gelbjacken, waren nicht nur hübsch herausgeputzte Gardisten oder erfahrene Kämpfer, sie bildeten einen wichtigen Kader, der das Kämpfen lehrte und den Geist der Jurukker des Herrschers an die ganze Armee weitergab.
Dieses sinnvolle Ziel aber muß in der richtigen Perspektive gesehen werden, denn die vallianische Armee besaß inzwischen eigene Traditionen und ein eigenes Wir-Gefühl. Aus dem Nichts geschaffen, gegründet auf Mut und Hingabe, sich aus Guerillabanden rekrutierend, erblühte die Armee und gewann eigene Erfahrungen. Die Aufgabe wäre zweifellos viel mühseliger gewesen, hätten wir uns nicht auf den Dienst und den Rat und die Ausbildungsfähigkeiten meiner valkanischen Freiheitskämpfer verlassen können. Zurückkehrende Söldner, gezeichnet von jahrelangem Kampf, verstärkten unsere Kader. Das Ziel wäre auf jeden Fall erreicht worden. Die vallianische Freiheitsarmee hatte ausschließlich vallianische Ursprünge.
Das war die Lektion und der Sieg.
Das Tageslicht währte niemals lange genug; das Licht der kregischen Monde beschien unsere Mühen. Und in der ganzen Zeit begann ich das Heranrücken des Tages zu ahnen, da ich nach Hyrklana würde aufbrechen können. Deb-Lu-Quienyin kehrte mit Drak nach Vondium zurück und führte lange Gespräche mit Khe-Hi-Bjanching. Als die beiden mich schließlich empfingen, wirkten sie viel entspannter, als ich zu hoffen gewagt hatte.
»Wir sind inzwischen davon überzeugt, daß die Störungen Phu-Si-Yantongs – der wirklich dahintersteckte – mit dem Durchbrennen Lady Franshas und Ortyg Voinderams nichts zu tun hatten.«
Ich starrte die beiden Zauberer an. »Warum hat er sich dann so angestrengt?«
Beide antworteten gleichzeitig und stockten wieder. »Deb-Lu?« fragte ich.
»Wir kennen Yantongs verrückten Wunsch, ganz Paz zu beherrschen, physisch zu unterwerfen. Eine Verrücktheit. Dazu muß er den okkulten Schild einreißen, den wir errichtet haben. Diese Dinge sind für jemanden, der kein Zauberer ist, schwer zu begreifen, aber ...«
»Der kein Zauberer aus Loh ist«, fügte Bjanching hinzu.
»Richtig. Wir stehen in einem lebhaften Kampf auf den ätherischen Ebenen, um es primitiv auszudrücken, und dieser Angriff war ein konzentrierter Kundschaftervorstoß.«
»Und es gibt nichts Neues von Fransha und Ortyg?«
»Ein Zauberer aus Loh muß Einzelheiten über den Menschen wissen, den er in Lupu suchen soll – am besten kennt er ihn persönlich, oder er besitzt ein Artefakt, einen Teil dieser Person, zum Beispiel die sprichwörtliche Haarlocke ...«
»Aber ihr konntet doch den Aufenthaltsort meiner Freunde feststellen ...«
»Gewiß, Majister. Aber sie waren
Weitere Kostenlose Bücher