Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
meldete sich die gespenstisch leise Stimme: »Töricht bist du, Herrscherin, aus zwei Gründen – und davon ist der Verlust Ruathytus gar der unwichtigere.«
Thyllis sah aus wie ein funkelndes Denkmal, als sie fragte: »Ruathytu? Verlust?«
»Du wirst morgen die Blüte deiner Armee gegen die Vallianer in den Kampf schicken. Närrin! Sie werden dich täuschen und verschlingen. In einer Voller-Armada wird eine große Armee über deine Stadt hereinbrechen.«
»Du lügst!«
»Mit solchen Worten richtest du bei einem Zauberer aus Loh nichts aus. Der Herrscher von Vallia hat dich getäuscht. So wie er dich täuschte, als du ihn für Bagor ti Hemlad hieltest, so wie er dich hereinlegte, als er nach deiner Krönung fliehen konnte. Er ist König von Djanduin. Hast du das vergessen? Seine Djang-Armee würde deine Stadt morgen vernichten, würde man sie dir überlassen.«
»Das kann doch nicht sein! Unsere Kundschafter ... die Pläne ...« Thyllis schaute schweratmend in die Runde. Dann nahm sie sich zusammen. »Wenn deine Worte der Wahrheit entsprechen, Hyr Notor, dann werden wir uns zusammentun und die Djangs abwehren. Aber du hast gesagt, es gäbe zwei Gründe ...«
»Zwei Gründe, die dich wie einen Dummkopf dastehen lassen. Aye. Aber ich glaube nicht, daß du lange genug leben wirst, den zweiten zu erfahren.«
Die Herrscherin von Hamal ließ ihre zusammengekniffenen grünen Augen blitzen und nahm all ihren Hochmut zusammen. »Du ...«, sagte sie.
»Strom Rosil!« sagte die gespenstisch hauchende Stimme.
Rosil, der Kataki-Strom, trat vor, hob die Armbrust und schoß. Er handelte sehr schnell. Der Bolzen traf Thyllis über dem Herzen in die Brust. Dort blieb er stecken, hart und schwarz und häßlich. Und Thyllis gab keinen Laut mehr von sich. Sie blieb aufrecht sitzen, eine vergoldete Statue, funkelnd, prächtig, tot.
Wieder tönte die Flüsterstimme durch den Saal.
»Ich bin der Herrscher von Hamal. Wehe dem, der dies vergißt oder sich mir widersetzen will.«
Die Menschenmenge wogte wie eine Brandung hin und her. Frauen schrien, Männer brüllten ihre Angst hinaus, und einige wollten aus dem Thronsaal stürzen. Aber da erschienen Katakis, viele Katakis mit klingenbewehrten Schwänzen. Phu-Si-Yantong hatte an alles gedacht.
Ich stand in dem Durcheinander wie ein Dummkopf. Es fiel mir schwer zu begreifen, daß die verrückte Herrscherin Thyllis wirklich tot war. Sie saß wie zuvor auf dem Thron, festgehalten von ihrem Panzer aus Schmuck, und das bleiche Gesicht sah aus wie im Leben, die grünen Augen schienen boshaft und grausam auf ihre Untergebenen herabzustarren.
Wieder ergriff Phu-Si-Yantong das Wort, und ich hörte wie betäubt zu. In seinem durcheinanderlaufenden Gefolge gewahrte ich einen Mann, der mich sehr an Lobur den Dolch erinnerte. Aber er konnte es nicht sein. Er war mit Thefi in Pandahem ...
»Nun will ich euch den zweiten Fehler dieser törichten Frau nennen«, sagte Yantong, »den zweiten Grund, warum sie nicht mehr fähig ist, eure Herrscherin zu sein.« Die Katakis versperrten inzwischen alle Türen. Strom Rosil reichte seine Armbrust einem Helfer, der sie lud und neu spannte. Dann schaute sich Rosil um, die buschigen Augenbrauen zusammengezogen, die breiten Nüstern gebläht, den klaffenden Mund verzogen, die weit auseinanderstehenden Augen kalt und gefühllos. Vor seinem Blick wichen die Menschen zurück.
»Ich werde es euch sagen. Sie wußte nicht, daß der Herrscher von Vallia ihre kleinkrämerischen Pläne belauscht und verfolgt hat. Sie wußte nicht, daß der Erzteufel Dray Prescot in diesem Saal ist, hier und jetzt!«
Diese Worte lösten einen lauten Aufruhr aus. Wie in panischem Entsetzen schauten sich die Menschen um, blickten forschend in das Gesicht von Nachbarn, voller Angst, den Teufel vor sich zu sehen.
In dem nun entstehenden Durcheinander – Menschen brüllten, Männer wurden willkürlich festgehalten, die Katakis rückten in einer Reihe vor und begannen die Leute zu protestierenden Gruppen zusammenzutreiben – wurden die Flaschenzüge der Marmorabdeckung des Syatra-Schachts im Stich gelassen. Unten in der Grube wuchs im leichengrünen Licht eine monströse Pflanze mit kräftig zupackenden Tentakeln und gerippten Auswüchsen wie riesige Blüten fleischfressender Pflanzen. Wer dort hineingeriet, wurde unweigerlich zerdrückt und ausgesaugt. In diesem übelriechenden Loch wartete zuckend der Schrecken. Und ein Schrecken anderer Art ergriff die Hamalier im Thronsaal.
Die
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