Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
lustige Gruppe, die ich auf den Kieswegen gehört hatte, betrat nun die Straße. Man lachte noch immer. Lampenschein fiel auf Edelsteine und Gold und Spitze. Schwerer Nachtblütenduft lag in der Luft. Aus der nächsten Taverne am Veilmon-Kyronik drang Gelächter. Die Frau der Schleier verbreitete ihr vages goldenes Licht.
Ein schriller Schrei hallte durch die milde Nacht, ein Ruf, in dem abgrundtiefer Haß zum Ausdruck kam.
»Spikatur! Spikatur Jagdschwert! Tötet! «
Dunkle Gestalten sprangen aus den schmalen Schatten zwischen den Mauern und stürzten sich auf die verblüfften hamalischen Edelleute. Stahl funkelte wie eiskaltes Feuer in einer abgrundtiefen Hölle.
Lobur und ich griffen gleichzeitig zu den Rapieren und sprangen vor. Im fröhlichen Heiligen Viertel gab es immer wieder Auseinandersetzungen. Doch im Klirren der Klingen, im gnadenlosen Kampf gegen die dunkelgekleideten Gestalten, die Prinz Nedfar und seine Begleitung angriffen, war uns klar, daß es sich hier nicht um einen normalen Streit unter Klingenschwingern handelte. Allein der Ruf »Spikatur!« machte dies klar. Der Blutrausch schien wie mit Händen greifbar zu sein.
»Nimm dir den großen Kerl vor, Jak!« und: »Achtung, hinter dir, Hallam!« Und: »Bei Krun – ich bin durch das Bein gestochen wie ein Bosk!«
Doch allzu schnell verstummten diese munteren Rufe in Nedfars Begleitung, die um ihr Leben kämpfen mußte.
Zahlenmäßig waren wir unterlegen; aber Lobur entpuppte sich als guter Schwertkämpfer, und auch Prinz Nedfar stand wie ein Felsen, während ich mich mit meinem üblichen Hüpfen und Ducken behalf. Aber die Mörder ließen nicht locker. Immer wieder schrien Kämpfer auf und torkelten zur Seite. Männer mit blutenden Gesichtern und Stichwunden, Männer, die sich sterbend am Boden wanden.
Es war knapp. Ich geriet an einen zähen Burschen, der unbedingt an mir vorbei wollte, um Prinz Nedfar niederzustrecken. Ich lenkte seine Klinge ab, die in hohem Bogen durch die Luft wirbelte. Keuchend atmete er unter seiner Bronzemaske. Die Angreifer trugen unauffällige Kleidung, doch hatte sich jeder mit einer Bronzemaske geschützt. Die grauen Hüte mit den weichen Krempen, die keinerlei Verzierungen aufwiesen, auch keine Federn, waren tief in die Stirn gezogen.
Ich schnappte mir einen Burschen am Kragen und zerrte ihn heran.
»Ich will dich nicht töten.« Ringsum ging der Kampflärm weiter: das Stampfen von Füßen, das unangenehme Kreischen von Klingen, die sich aneinander rieben. Ich setzte ein Gesicht auf, das einem Boten aus Cottmers Höhlen angestanden hätte: ein Teufelsgesicht mit hochgezogenen Augenbrauen und vorgestrecktem Kinn und tiefen Furchten an den Mundwinkeln. So beugte ich mich dicht an den Mann heran. »Bei Sasco!« sagte ich nachdrücklich. »Es ist ein Fehler, Nedfar anzugreifen. Er ist für Hamals Feinde von großem Wert, du Onker. Ruf deine Leute zurück. Ich möchte nicht, daß Freunde von Spikatur sterben müssen.«
»Du ...?« würgte er, als ich den Griff ein wenig lockerte.
»Verschwindet, Fambly, sonst seid ihr alle des Todes!«
Mein Gesicht tat mir weh, als wäre eine ganze Boloth-Herde darüber hinweggetrampelt. Ich würde die Teufelsfratze nicht lange halten können.
Jemand versuchte mir mit seinem Thraxter einen Schlag über den Kopf zu versetzen, doch konnte ich ausweichen und zutreten. Gleichzeitig schüttelte ich den Burschen, den ich nicht losgelassen hatte. »Ruf sie zurück! Bei Sasco! Bist du blöd?«
»Du ... kämpfst für Spikatur?«
»Natürlich! Nun mach schon – sonst bekommst du Stahl zu schmecken!«
Ein Mann rannte gegen mich an und spuckte helles Blut, das im Fackelschein schimmerte. Ich duckte mich zur Seite und schleuderte den Burschen fort, den ich festgehalten hatte. Zum Abschied gab ich ihm einen Tritt in die Kehrseite.
»Flieht!« rief er. Dann stieß er einen schrillen, auf- und abschwellenden Schrei aus, der einem Stierkämpfer das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen. Seine Begleiter, die ziemlich in Bedrängnis waren, stellten den Angriff ein. »Lauft, Brüder! Flieht!«
Loburs Gesicht zeigte unbezähmbare Wut.
»Bei Krun! Sie sollen einer Rache nicht entkommen!«
Er stand dicht neben Nedfar und sprach daher wohl nicht nur aus ehrlichem Zorn. Die Angreifer rappelten sich auf und flohen. Lobur schwenkte das Rapier hinter ihnen her.
»Komm Jak – wir schneiden denen noch ein paar Ohren ab.«
Ich wollte niemanden töten, der gegen Hamal kämpfte.
»Ich komme,
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