Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
lokale Gruppen, die sich dem Jagen widmeten. Die Anhänger Spikaturs fluchten auf einen unbekannten Sasco. In der üblen Feste Hanitchas des Sorgenbringers auf seiner Landspitze flußabwärts vom Heiligen Viertel hatten hamalische Folterknechte ihre ›Kunst‹ angewandt. Dieses Schreckensschloß wurde auch das Hanitchik genannt. Die Anhänger von Spikatur Jagdschwert, die einige hamalische Edelleute umgebracht hatten, gestanden vor ihrem Tod nur ihre Taten, weiter nichts.
Aus dieser unangenehmen Tatsache hatte ich die Vorstellung abgeleitet, daß sich die Spikatur-Verschwörung gegen Hamal richtete. Bekannt war uns, daß die Verschwörer Voller-Werften ansteckten. Jeder, der in diesen unsicheren Zeiten gegen Hamal war, konnte ein potentieller Verbündeter sein. Gleichwohl blieben diese Leute, wer immer sie waren, wo immer sie sich verbargen, seltsam vage und unnahbar.
Der letzte Wassertropfen strömte in die Clepsydra, Wasser, das angenehm apfelgrün gefärbt war. Ich drehte die Clepsydra um und ergriff meinen Abendumhang – ein flottes blaues Gebilde mit Goldschnüren. Wenn Nath Tolfeyr nicht kam, war das sein Problem; ich wollte nicht länger warten.
Die Garderobe, die ich aus dem Paline-Tal mitgenommen hatte, enthielt genügend lächerliche Sachen, um mich als echten Dandy herauszuputzen – von den harten, runden sombreroähnlichen Hüten mit den steifen Krempen bis hin zu blaugrauen Hosen und polierten Stiefeln. Das Cape hängte ich mir über die linke Schulter und schloß die goldene Schnalle. Mit Rapier und Main-Gauche bewaffnet, marschierte ich los, um am hektischen Nachtleben des Heiligen Viertels von Ruathytu teilzunehmen. Zu jeder anderen Zeit wäre dies eine tolle Sache gewesen, bei Krun!
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, daß meine Jacke steif vor Goldlitze war, dummes Zierwerk, das das hellgrüne Grundmaterial beinahe völlig verdeckte. Nun ja, die Zeiten ändern sich, und wir alle marschieren in eine Zukunft, die allzuschnell in die Vergangenheit übergeht. Grüne Jacken waren in Hamal die große Mode. Kurz, ich sah aus wie ein typischer hochmütiger, schnell erregbarer, sich überall einmischender Klingenkämpfer.
Sich flott zu verkleiden, ist keine Schwierigkeit und setzt keine allzu große Phantasie voraus. Über einen neuen Namen brauchte man auch nicht lange nachzudenken. Aber ein neues Gesicht ... also, das war etwas anderes.
Deb-Lu-Quienyin hatte mich gelehrt, meine Züge dermaßen zu verändern, daß selbst Freunde an mir vorbeigegangen wären, ohne mich wiederzuerkennen. Der Trick war verflixt schmerzhaft, wenn ich Gesichter aufsetzte, die mit meiner sonstigen arroganten Physiognomie wenig zu tun hatten; es war mir schon immer leichtgefallen, ein dummes, begriffsstutziges Gebaren an den Tag zu legen. Auf dieser Grundlage war auch der schwache Charakter Hamuns ham Farthytu entstanden. So zeigte ich nun ein Gesicht, das man mit Hamun in Verbindung bringen würde, allerdings in feinen Details anders als das Gesicht, das man mit Dray Prescot assoziierte – oder mit Jak oder einem sonstigen der vielen Namen, die ich auf Kregen benutzt habe.
Ich sollte gleich beim ersten unangenehmen Zwischenfall merken, wie wenig mir das alles nützte.
Die Ruathyter waren in großen Scharen unterwegs. Tavernen und Schänken waren geöffnet. Was in den Privatringen und -arenen der Reichen vorging, will ich hier lieber nicht ausführen. Ich passierte die hohen Backsteinmauern vornehmer Villen, denn nicht alle Edelleute vermieteten kleine Läden zur Straßenfront hin. Die Boulevards waren hell erleuchtet, auch die schmaleren Straßen zeigten sich einigermaßen hell, während es in den Gassen finster und teuflisch zuging.
Der betörende Duft von Mondblüten hing in der Abendluft.
Nur zweimal versuchte man mich zu überfallen, wenn ich an finsteren Gassen vorbeikam, doch vermochte ich die Burschen, die es auf meine Börse abgesehen hatten, mit schnellen Abwehrhieben des Rapiers zu vertreiben, während ich drohend ankündigte, welche Teile der Anatomie ich mir mit der Klinge zuerst vornehmen würde.
Schließlich knallte ich das Metall wieder in die Scheide und eilte in den Lichtschein einiger Fackeln an einer Mauer, die von Vegetation überwuchert war. Mondblüten schimmerten prächtig im Licht der Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln. Ich passierte eine schmale Pforte, über der eine Laterne die Schatten vertrieb. Der Durchgang war offen, und drinnen lachten und scherzten Männer, die mit lauten
Weitere Kostenlose Bücher