Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
großen Armee losgeschickt. Wenn er sich nun so aufführt, müssen wir ihm eine Lektion erteilen. Vallia ist ein vereintes Land ... nun ja, wird es sein, sobald wir alle Blutegel losgerissen haben.«
»Majister ...« Wenn er mich so nannte, führte er etwas im Schilde. »Prinz Drak kümmert sich um die Affäre. Ich empfinde große Zuneigung zu Prinz Drak und vertraue ihm. Vielleicht ...«
Drak war von meinen Söhnen der Nüchterne, Ernste, Konzentrierte. Ja, ja, ich begriff, was Deb-Lu mir sagen wollte. Ich hatte Drak das Oberkommando anvertraut und wollte ihm außerdem die Herrschaft über ganz Vallia überlassen, sobald das Land wieder geeint war. Wenn ich bei jedem kleinen Problem angelaufen kam ... wie würde er sich fühlen? Nein, die Sache war simpel und geradlinig, und Drak würde damit fertigwerden.
»Quidang, Deb-Lu! Übermittle Drak meine herzlichen Grüße. Ich wünsche ihm eine schnelle Beendigung seines Feldzuges.«
Nun war es an Deb-Lu-Quienyin, »Quidang!« zu sagen.
Dann fügte er hinzu: »Ach, noch eine Sache. Der große Teufel ist in Pandahem aktiv. Es hat Aufstände gegeben, die gewaltsam unterdrückt worden sind. Einige Leute hier sind der Ansicht, ein Angriff auf Hamal sei verfrüht, und wir sollten lieber zuerst in Pandahem aufräumen.«
»Bist du sicher, Deb-Lu, daß uns der besagte miese Zauberer aus Loh nicht belauscht?«
»Ganz sicher. Khe-Hi überwacht unser Gespräch.«
»Hm. Wenn das so ist ... nein, laß mich erst darüber nachdenken.«
Ich wollte nicht offen davon sprechen, daß uns die Insel Pandahem, die zwischen Hamal und Vallia gelegen war, wie eine reife Frucht in den Schoß fallen würde, sobald wir in Hamal Erfolg gehabt hatten. Das kühnste Ziel anvisieren – das war stets meine Maxime. Verbündete aus den Ländern der Morgendämmerung im Süden, Verbündete aus dem östlich gelegenen Hyrklana und wir von Norden – so würden wir vereint gegen Hamal vorgehen und das Reich zwischen uns aufreiben. Ich wollte nicht, daß meine vallianischen Kämpfer in Pandahem festsaßen.
»Noch etwas, Majister. Die Fünfte Armee, die mit Kov Kaldi in den Südwesten gezogen ist – die Söldner haben sich natürlich auf seine Seite geschlagen. Dagegen weigerten sich die Phalanx und viele Regimenter unserer Armee und kehrten nach Vondium zurück. Zwar wimmelt es nun im Südwesten von Söldnern und Flutsmännern – aber dich interessiert sicher zu wissen, daß die Armee im wesentlichen loyal geblieben ist.«
»Vielen Dank, Deb-Lu. Das ist wenigstens ein Lichtblick.«
»Remberee, Jak. Beste Grüße an Tyfar, wenn du ihn zu sehen bekommst.«
»Remberee, Deb-Lu.«
Die gespenstische Erscheinung verblaßte. Die Wandverkleidung zeigte sich wieder braun gemasert, wo eben noch Deb-Lu-Quienyin, Zauberer aus Loh, gestanden und mit mir gesprochen hatte. Das Entscheidende war etwas, das er nicht offen ausgesprochen hatte. Phu-Si-Yantong, der böse Zauberer aus Loh, hatte das Heft in die Hand genommen und war wieder aktiv gegen uns. Soviel stand fest ...
9
Als die Sonnen untergegangen waren und den Zwillingen Platz gemacht hatten, den beiden zweiten kregischen Monden, die sich stets umkreisten und ein verschwommenes rosafarbenes Licht verbreiteten, hatte sich Nath Tolfeyr noch immer nicht im Blauen Zhyan blicken lassen.
Ich hatte nicht übel Lust, einige der verruchteren nächtlichen Vergnügungsstätten Ruathytus aufzusuchen. Nath hätte mich bestimmt begleitet, denn er war stets für solche Ausflüge zu haben. Nun ja, sollte der Klingenkämpfer nicht zur Stelle sein, wenn die Ob-Bur-Clepsydra durchgetropft war, würde ich ohne ihn aufbrechen.
In Gedanken beschäftigte ich mich weiter mit den Dingen, die Deb-Lu-Quienyin gesagt und nicht gesagt hatte. Er hatte mich Jak genannt, wie es auch meine Tochter Jaezila tat, und das tröstete mich. Ich hatte diesen Namen in letzter Zeit ziemlich häufig benutzt; um so mehr amüsierte mich der jüngste Wechsel zum lächerlichen ›Zaydo‹. Viele Leute kannten mich als Jak dies oder Jak das; im Augenblick wollte ich nichts anderes sein als Hamun ham Farthytu. Meine Gedanken wandten sich auch Deb-Lus seltsamem Mangel an Fortschritt zu, was die Erforschung von Spikatur Jagdschwert betraf. Wir wußten in breiten Umrissen, was geschehen war, wenn uns auch die Gründe unbekannt waren, hatten allerdings nicht die geringste Ahnung, was die Spikatur-Verschwörung erreichen wollte. Angeblich gab es in dieser Organisation keine Anführer, sondern nur
Weitere Kostenlose Bücher