Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
Gegensatz zu meinen Abenteuern mit Tyfar und Jaezila, die eine große Bindewirkung hatten. In diesen schlimmen Tagen, da sein Land sich gegen Invasoren wehren mußte, legte Nedfar eine Charakterstärke an den Tag, die seine persönlichen Probleme in den Hintergrund treten ließ. Kopfschüttelnd ließ er sich wieder in den alten Schwarzholz-Stuhl sinken und wiederholte: »Niemand hat sie gesehen oder von ihnen gehört.«
Thrangulf machte irgendeine Bemerkung. Da Kov Naghan nicht im Schankraum saß, erkundigte ich mich höflich nach seinem Aufenthaltsort.
»Im Hammabi el Lamma«, antwortete Nedfar mit müder Stimme. »Wir verbringen dort schon allzuviel Zeit. Ich fühle mich schon ganz schuldbewußt, weil ich mich mal auf ein paar Stunden fortgeschlichen habe.« Er hob den Kopf. »Du hast mit Kov Naghan etwas zu besprechen?«
»Ich wollte meine Versetzung beantragen ...«
Die Leute, die mir mitgeteilt hatten, Naghan befände sich im Ank des Rokveil, waren ihrer Sache ziemlich sicher gewesen; vielleicht tat sich etwas Großes, wenn er in den Palast zurückgekehrt war ...
»Eine Versetzung, Jak?« Nedfar ließ sein Glas auf der Tischfläche herumrutschen. Er hatte zartgliedrige Hände. »Du bist des Luftdienstes überdrüssig?«
»Nein. Eher fühlte ich mich dort eingeengt.«
»Verstehe.« Er sprach knapp und offen, doch fehlte ihm etwas von der alten schwungvollen Sicherheit. »Lobur – mein Adjutant – hat mich verlassen, Jak. Ich kann einen Ersatzmann bestimmen. Würdest du diese Aufgabe übernehmen?«
»Aber gern, Prinz«, sagte ich, ohne zu zögern. »Es wäre mir eine Ehre ...«
Er lächelte und unterbrach mich. »Du hast den Dienst meines Sohnes verlassen.«
»Nur weil er einen Posten erhalten hat, der ihn von jedem Kampfgeschehen fortführte, Prinz.«
»Ja, das kann ich mir bei dir vorstellen. Wir haben unten im Moder viel Schreckliches überstanden, Jak. Ich vergesse diese Tage nicht.«
So fiel mir die Chance, Thyllis' Kartenzimmer zu betreten, wie eine reife Frucht in den Schoß.
Bei Zair! Wenn ich die Entscheidung als einfach hinstelle, so stimmt das ganz und gar nicht. Solche moralischen Grenzgänge sind offenbar Teil des Lebens, und wir suchen uns einen Weg von Klippe zu Klippe und hoffen, der Katastrophe möglichst lange zu entgehen. Ich mußte an meine Freunde an Bord der Mathdi denken. Ich durfte nicht zulassen, daß der wilde Haufen in Ruathytu herumstreifte – oder doch? Warum nicht? Während ich meine Vorbereitungen traf, wuchs die Begeisterung in mir. Warum nicht? Wenn ich mir vorstellte, welch ein Durcheinander sie anrichten würden, ehe sie alle erwischt und zu Tode gefoltert wurden!
Das durfte nicht geschehen. Die gefürchteten hamalischen Gesetze waren sehr präzise in der Beschreibung von Verbrechen und Strafen, bis hin zu der Zahl der Drehungen an Streckbank und Daumenschrauben, bis hin zu den Zeiten, die die Opfer leiden mußten, ehe sie hingerichtet wurden. Nein, nein – so etwas durfte nicht geschehen. Meine Männer an Bord der Mathdi waren viel zu wertvoll, um ein solches Schicksal zu erleiden.
Chuktar Thorfrann seufzte, als ich ihm eröffnete, daß ich ihn verließ, und wünschte mir alles Gute. Wenn er neidisch war, so verbarg er dies hinter seinem üblichen lebhaften, explosiven Auftreten. Ich packte meine Sachen. Die jüngsten Meldungen von den verschiedenen Fronten sprachen von einem ständigen Vorrücken. Einige Schlachten hatten wir hinter uns, doch war es zu großen Zusammenstößen bisher nicht gekommen, und die Ruathyter sonnten sich in dem erregenden Gefühl, daß das Oberkommando alles im Griff hatte und auf den richtigen Moment des Zuschlagens wartete.
Wieder erwog ich die Möglichkeit, die Hauptstadt zu verlassen und mich einer unserer Invasionsarmeen anzuschließen, und wieder drängte sich mir die Schlußfolgerung auf, daß mein wirkungsvollster Einsatzort genau hier war – an dem Ort, zu dem ich bald Zutritt erhalten würde, bei Vox! Befand ich mich als akkreditierter Adjutant Prinz Nedfars erst im Hammabi el Lamma, war mir auch der Kartenraum nicht mehr verschlossen; dazu brauchte ich dann keine Erlaubnis mehr.
Ich ließ die gesamte Mannschaft der Mathdi antreten. In einer einfachen grauen Tunika, darunter Hosen, die ich in flache Stiefel gestopft hatte, trat ich vor die Männer hin. Doch um die Hüfte und über der Schulter trug ich herausfordernd eine scharlachrote Schärpe.
Ich äußerte mich knapp und, so könnte man sagen, brutal.
Auf einen
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