Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
bekommt er meine Klinge zu schmecken, wenn er mich ärgern will.«
Der Lobur, der da vor mir stand, unterschied sich doch sehr von dem Begleiter aus früheren Tagen. Mit dem Fuß schob ich die Truhe zur Seite.
»Wir werden jetzt zu Thefi gehen, Lobur. Bete zu deinen Göttern, daß sie bei Gesundheit und guter Laune ist. Hast du Tyfar vergessen?«
»Nein.« Er leerte den Kelch mit einem Schluck. »Ich vergesse Tyfar niemals!«
Im Hof der Unterkünfte stießen wir auf einen kleinen Och-Sklaven mit nur drei Armen, der den ganzen Tag mit einem Besen unterwegs war; Lobur zuckte zusammen und verschwand in den Schatten. Mit einer Stimme, wie sie für die eingebildeten Sklavenherren typisch ist, rief ich:
»Sklave! Geh sofort zu Hikdar Bonnu auf der Mathdi und sag ihm, Jiktar Jak befiehlt ihm zu warten. Er wird in Kürze weitere Nachrichten erhalten. Ist das klar?« Ich warf einen Kupfer-Ob in die Luft.
»Klar, Herr«, stotterte der Och. Er ließ den Besen fallen und fing geschickt die Münze auf. Dann lief er über den staubigen Hof.
»Du kannst rauskommen, Dolch«, sagte ich zu Lobur. »Der kleine dreiarmige Och-Sklave ist fort.« Nun ja, im Augenblick war ich nicht gerade zufrieden mit Lobur dem Dolch. »Wir dürfen keine Zeit verlieren. Man weiß nie, was meine Burschen anrichten, wenn ich nicht bei ihnen bin.«
»Dann sollten wir uns beeilen, um Havils willen!«
Er ahnte nicht, wie eilig ich es wirklich hatte, bei Krun! Gerade hatte ich alles organisiert: Ich hatte Zutritt zum Kartenraum, und meine Mathdi -Besatzung sollte ein bißchen herumtoben und sich dann Seg anschließen – da mußte dieser Idiot sein chaotisches Liebesleben auf die Bühne schleppen! Nicht umsonst heißt es: Der Mensch sät, Zair erntet.
Im vagen Mondschein fiel mir auf, wie lang und hager Lobur geworden war, welch tiefe Falten um seine Mundwinkel spielten, wenn er sprach. Er machte einen gehetzten Eindruck, er schien nicht mehr er selbst zu sein.
Meine erste Sorge galt dem Wohl Thefis. Es war nicht Loburs Schuld, daß er sich in ein Mädchen verliebt hatte, deren Hand er nur mit größter Anstrengung würde erringen können, so willig sie selbst auch sein mochte. Wie Tyfar auf seine behutsame Art formuliert hatte, schien Lobur dazu überhaupt keine Anstrengungen machen zu wollen. Sobald ich mich vergewissert hatte, wie es Thefi ging, konnte ich an Lobur denken, an die beiden. Wenn Ihnen mein Verhalten prüde und selbstgerecht vorkommt, kann ich nichts dagegen tun. So würde die Sache laufen – jedenfalls aus meiner Sicht.
Wir fanden Thefi auf einer Liege in einer elenden Dachstube, zugig, schmutzig, irgendwo im Häusergewirr der Fischflossen-Straße, die zum Havilthytus hinabführte. Ein unangenehmer Gestank lag in der Luft. Ich mag keinen Fisch. Thefi sah besser aus, als ich befürchtet hatte. Sie fuhr hoch, als wir eintraten, und zog einen Schal um sich. Ihr Haar war gekämmt, ihr Gesicht sauber und das alte weite Kleid wenigstens sauber und geflickt.
»Jak! Aber ... aber ...« Dann fuhr sie beinahe anklagend fort: »Lobur! Du hättest Jak nicht in die Sache hineinziehen dürfen! Wir könnten alle in Gefahr ...«
»Schon gut, Thefi! Jak ist unser Freund. Du erinnerst dich an den Moder? Wart's ab, er wird uns einen Voller organisieren.«
»Prinzessin«, fragte ich, »geht es dir gut?«
»Ja, ja. Aber wir müssen fort ...«
Beantwortete dies meine unausgesprochenen Fragen? War Thefi mit vollem Herzen dabei? Ein gewisses Zaudern ließ sich ohne weiteres mit den Umständen und ihren natürlichen Ängsten erklären. Trotzdem glaubte ich ein Zögern wahrzunehmen.
Ich erfuhr, daß die beiden dem Gauner, dem das Haus gehörte, eine erpresserisch hohe Miete zahlten, daß Thefi nicht viel Bargeld hatte mitnehmen können und daß sie bei der aufregenden Flucht ihren Beutel mit Schmuck verloren hatte. Da konnte sich jemand über einen Fund freuen. Ich reichte den beiden den Beutel, den ich bei mir trug; der Betrag mußte dem Hauswirt für zwei Sennächte Miete genügen.
»Bei Krun! Er nimmt euch wirklich aus – aber ihr bleibt am besten hier, bis ich euer Verschwinden arrangieren kann.«
»Wenn Prinz Nedfar erfährt, wo wir stecken ...«
»Von mir wird er es nicht erfahren, Lobur.« Dann wandte ich mich offen an Thefi. »Und du, Prinzessin?«
Sie verstand genau, was ich meinte. Sie neigte den Kopf in den Nacken und streifte sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
»Ich hatte nicht gedacht, daß es ... so sein würde.«
Mehr bekam
Weitere Kostenlose Bücher