Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
Nenner gebracht, lauteten meine Worte: »Ihr könnt gegen die verflixten Hamalier unternehmen, was ihr wollt, doch werdet ihr letztlich dieses Schiff Kov Segs Armee zuführen. Ihr werdet dabei keinen einzigen Mann verlieren und euch nüchtern und vernünftig präsentieren. Dernun?«
Die ›Quidang!‹-Rufe ließen das alte Schiff erbeben. Die Männer verstanden meine Motive. Ich ahnte, daß sie dieses Ende ihres Abenteuers als zu zahm empfanden, aber ich durfte ihr Leben nicht sinnlos aufs Spiel setzen. Außerdem mochte die Mathdi zwar alt und heruntergekommen sein, doch bildete sie eine hervorragende Verstärkung für Segs Luftstreitkräfte. Ich entließ die Leute und begab mich in die Unterkünfte, um meine Sachen zu holen.
Von dem Gold, das ich aus dem Paline-Tal mitgebracht hatte, war bisher wenig verbraucht, allerdings war Blaunase wie erwartet von einer Mirvol-Kundschaftereinheit der Hamalier beschlagnahmt worden. Dieser Gedanke brachte die Erinnerung an Nath Tolfeyr, der längere Zeit nicht in der Hauptstadt gewesen war. Wieder einmal fragte ich, ob dieser rätselhafte Mann vielleicht für die Herrscherin arbeitete. Schon damals zweifelte ich daran. Im Charakter paßten die beiden zu wenig zusammen; Thyllis' starke Persönlichkeit war es dermaßen gewöhnt, ihren Willen durchzusetzen, daß sie keinerlei Opposition vertrug, während Nath Tolfeyr stets eigene Wege ging. Daß ich meine echte, wenn auch geheime Identität als Hamun ham Farthytu, Amak des Paline-Tals, hatte retten können, freute mich sehr. So trat ich nun als Dwa-Jiktar Jak der Schuß in die nächste Phase meiner Pläne ein.
Soeben hatte ich die Finger um die Griffe einer meiner Lenkenholztruhen gelegt, als sich aus den hinteren Räumen eine Gestalt näherte. Der Mann trug einen Mantel und ein das Gesicht bedeckendes Halstuch, und er trug eine gespannte Armbrust. Der Stahlpfeil schimmerte. Er war auf mein Herz gerichtet.
»Jak!« rief die Stimme heiser. »Jak, ich bin am Ende. Um unserer alten Freundschaft willen bitte ich dich um deine Hilfe!«
Das Tuch rutschte herunter. Das hagere, ausgemergelte, verzweifelte Gesicht Loburs des Dolchs wurde sichtbar.
»Du mußt mir helfen! Oder wir sind beide tot!«
17
Der lederverkleidete Seilgriff gab unter meinen zudrückenden Fingern ein wenig nach. Die Truhe bestand zwar aus Lenkenholz, war aber nicht groß und nicht ganz mit Kleidung gefüllt. Loburs Armbrust zitterte. Er wußte es nicht, doch ich stellte mir vor, daß ich die Truhe ein kleines Stück vor mich heben und das Armbrustgeschoß damit auffangen konnte. War die Waffe erst abgeschossen, konnte mich Loburs berühmter Dolch nicht davon abhalten, ihm die Kehle zuzudrücken und einige gezielte Fragen zu stellen.
Mit langsamer Bewegung ließ ich den Griff los und richtete mich auf. Ich starrte Lobur an, der sich mit der Zunge über die Lippen fuhr.
»Ich meine es ernst, Jak! Du mußt mir helfen, sonst ...«
»Wo ist Prinzessin Thefi?«
»Sie ist jetzt in Sicherheit ...«
»Jetzt?«
Mein Tonfall ließ ihn zusammenzucken. »Sie war krank; aber es ist alles in Ordnung, Jak! Hör zu: Wir müssen aus Ruathytu verschwinden ...«
Mein Gesichtsausdruck gefiel ihm nicht. Ich bewegte behutsam eine Hand. »Am besten erzählst du mir alles, Lobur. Ich habe hier irgendwo eine Flasche stehen, einen mittelguten Stuvan, aber er muß reichen.« Ich begab mich zum Wandschrank und nahm die strohumhüllte Flasche heraus. Die Armbrust folgte meiner Bewegung.
»Jak! Hast du gehört, was ich gesagt habe? Wir kommen an keinen Voller oder Flugvogel heran. Überall stehen Wachen. Prinz Nedfars Leute suchen überall ...«
»Du kommst also nicht aus Ruathytu heraus und möchtest, daß ich dir einen Weg freimache. Hier!« Ich reichte ihm einen Kelch, den ich bis zum Rand gefüllt hatte. »Wie sollte mir das gelingen? Soll ich dir eine verzauberte Zorca verschaffen?«
Er schaute auf den Wein und benetzte sich erneut die Lippen. Sein unrasiertes Gesicht war verdreckt und angespannt. Die Armbrust bebte.
»Willst du den Wein oder nicht?«
Er gab nach. Er legte die Armbrust fort und griff nach dem Wein.
»Sei bedankt, Jak. Ich wüßte sonst niemand, an den ich mich wenden könnte.«
»Du weißt, wie schwer Nedfar diese Sache nimmt?«
»Er wird letztlich einlenken. Ihn ärgert vor allem, daß seine großartige Ehre befleckt ist. Wäre er ein normaler Mann und kein hochmütiger Prinz, gäbe es keine Probleme. Und was Thrangulf angeht, diesen Dummkopf, so
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