Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
grünbewachsenen grauen Ufersteine, und wir ließen Nedfar vor uns an Land springen. Wie immer mußte ich mein instinktives Bestreben unterdrücken, ein Boot als erster zu verlassen, es als letzter zu besteigen. Die Wächter erstarrten zu bronzenen Denkmälern, und wir marschierten durch eisenbeschlagene Tore in den Palast des Hammabi el Lamma.
Im Innern herrschte ein unbeschreiblicher Luxus. Drei Zorcawagen hätten nebeneinander durch die Korridore fahren können. Die Decken waren so hoch, daß man für Vollerakrobatik Platz gehabt hätte. Marmor und Gold bedeckten die Wände. Vorhänge waren kunstvoll gerafft, und die Gobelins mußten Millionen wert sein. Der dumpfe Geruch eines ganzen Bienenstocks von Menschen konnte den Eindruck der Größe nicht zerstreuen. Wie Ameisen schritten wir aus. Wächter, Paktuns, Offiziere aller Abteilungen der Streitkräfte, Schriftgelehrte und Sklaven begegneten uns in einem beständigen Murmeln vieler tausend Stimmen. Ich merkte mir unseren Weg, indem ich die riesigen Krüge aus Pandahem-Porzellan zählte, die blumenschwer an allen Ecken standen. Wahrlich – dieser Bau war ein Labyrinth des Reichtums.
Wir kamen an einer wunderbar gekleideten Frauengruppe vorbei – sauber und tüchtig und weiblich, wie es kregische Damen lieben. Nedfar blieb stehen und wechselte mit der Anführerin einige Worte, die ihn gnädig anlächelte. Ihr perlenschweres Haar war hochgesteckt, das Kleid war ein Wunder aus Blau und Silber. Als er zu uns zurückkehrte, sagte Nedfar:
»Kovneva Dorena, eine sehr mächtige Dame, charmant und verständnisvoll. Die Damen sind gekommen, um ihren Schmuck als Spende anzubieten, damit Hamal seine finstere Zeit schnell überwinden kann.«
Natürlich spitzte ich die Ohren, als ich von finsteren Zeiten für Hamal hörte. Wie die meisten einfachen Leute hatte ich über die eigentliche Lage keine Ahnung, und je finsterer sie für Hamal aussah, desto günstiger für die Verbündeten. Wie auch immer, ich schwor mir, daß das Gerede von finster und hell aufhören würde, sobald der Krieg vorüber war. Als vereinbartes Paz mußten wir uns gegen die gefürchteten Shanks behaupten.
Weitere Wächter grüßten, und so kamen wir durch zahlreiche Korridore. Tief unter uns lagen die Verliese und Zellen, in denen ich einst gedarbt hatte. Was den Saal des Notor Zan betraf, so kamen wir nicht einmal in die Nähe dieses finsteren Ortes. Thyllis' Thronraum mit seiner schrecklichen Syatra-Grube befand sich in einem anderen Flügel des Gebäudes; wir erstiegen hier die letzte marmorne Treppe im Flügel, der der militärischen Planung vorbehalten war. Ich spürte ein Zittern in den Armen und Beinen. Der berühmte Moorn-Vew, der Kartenraum, war nur noch wenige Schritte entfernt. Würde ich nach diesen ganzen Mühen auf den streng bewachten Karten womöglich nichts finden, was meinen Freunden nützen konnte?
Und dann blieben wir drei Adjutanten in einem Vorraum stehen, und Nedfar sagte: »Amüsiert euch ein paar Burs lang!« Dann marschierte er weiter, aufrecht, zielstrebig, die peinigende Angst um seine Tochter zunächst mit der Sorge um seine Heimat verdrängend.
Ich riß die Augen auf. Ich mußte meinen Mund zuklappen.
Ich wandte mich an Trylon Handur, der sich an einen Tisch setzte, auf dem Wein uns erwartete. »Trylon – begleiten wir den Prinzen nicht?«
Handur warf mir einen kurzen Blick über die Schulter zu. »Nein«, sagte er leichthin. »Er ist ins Kartenzimmer gegangen. Das dürfen wir nicht betreten.«
Irgendwie brachte ich es fertig, stehenzubleiben: das Gesicht höflich fragend verzogen, das Idealbild eines dienstbeflissenen Adjutanten. Irgendwie brachte ich es fertig, nicht wild hinter Nedfar herzustürzen, ihn zur Seite zu drängen und in den Raum zu stürmen, in dem die Geheimnisse des feindlichen Aufmarschs ausgebreitet waren. Vielleicht aber auch nicht. Jedenfalls blieb ich reglos stehen und schaute mich langsam nach dem Wein um. Noch immer war ich Dwa-Jiktar Jak der Schuß. Wie ich das schaffte, weiß ich heute gar nicht mehr.
Strom Nath folgte mir: »Ich wünschte, der Prinz hätte nicht gerade jetzt den schlimmen Kummer mit seiner Tochter.« Ich nahm mich zusammen, und gemeinsam füllten wir unsere Gläser. »Der Prinz ist die größte Hoffnung Hamals. Das Gretchuk-Reich Vallia ist sehr stark ...«
»Aber wir sind stärker, Nath«, sagte Trylon Handur.
»Gewiß. Aber wir dürfen Hyrklana und die Länder der Morgendämmerung nicht vergessen ...«
Eine seitlich
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