Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
angebrachte Doppeltür öffnete sich, und ein Bote stürzte herein. Er war außer Atem, bespritzt mit Dreck und hatte Grasstücke im Haar. Seine blaue Uniform, die des Melde-Korps im Luftdienst, war zerrissen. Er sagte zu Trylon Handur: »Eine dringende Nachricht, Trylon ...« Und er überreichte ein in Ölpapier gewickeltes Päckchen.
Handur ergriff es, setzte sein Glas ab und lief zu der kleineren Tür in der Ecke, wo zwei Chuliks ihm Platz machten. Er verschwand drinnen. Der Melder ließ sich in einen Stuhl sinken.
Strom Nath reichte ihm ein Weinglas, das er auf einen Schluck leerte.
Nach einiger Zeit sagte der Melder: »Es wird sich bald herumsprechen. Kapt Hlandil ham Therdun ist besiegt. Seine Armee wurde zerschlagen und flieht aus Hallandlad.«
Das war nun mal eine Neuigkeit! Ruathytu liegt etwa tausend Meilen südlich der Nordküste und Hallandlad etwa auf halber Strecke dazwischen. Die siegreiche Armee unterstand Seg. Er mußte auf diesem Feldzug viel marschieren, denn wir besaßen bei weitem nicht genügend Fliegerkapazität. Natürlich würde er alle geeigneten Regimenter über kurze Strecken voraustransportieren, aber darin lag die Gefahr, mit Teiltruppen erwischt zu werden. Der Bote sprach weiter, und aus dem, was er nicht sagte, schloß ich, daß Seg die Schwäche des gegnerischen Generals, dieses Kapt Hlandil ham Therdun, ausgenutzt hatte. Er hatte ham Therdun in der Überzeugung gewiegt, Seg habe sich übernommen. Die Hamalier hatten mit schrillem ›Hanitch!‹-Geschrei angegriffen – und schon hatte Seg ihnen mit der Hauptmacht seiner Armee im Nacken gesessen. Ich strahlte innerlich.
Trylon Handur erschien an der schmalen Tür und reichte Strom Nath einen Stapel Meldungen. »Für Kapt Naghan. Er soll sofort losrücken.«
Und schon steckte ich in der Klemme. Ich wußte, daß Naghan seine bisher in Ruathytu als Reserve gehaltene Armee nach Norden gegen Seg führen sollte. Es gab aber keine Möglichkeit, meinen Freund zu warnen. Zum Teufel, was war aus Deb-Lu-Quienyin geworden? Der teuflische Phu-Si-Yantong hatte seine gewaltigen Kräfte entfaltet und Deb-Lu in die Defensive getrieben, so daß er derzeit sein Kharma nicht dazu einsetzen konnte, mit mir Kontakt aufzunehmen.
Handur schüttelte bewundernd den Kopf. »Der Prinz ist einmalig! Diese katastrophale Nachricht; dabei wirft er nur einen Blick auf die Landkarten – die wir nicht sehen dürfen –, schreibt etwas nieder und gibt seine Befehle. Trotz seiner Sorgen um die Tochter wußte er genau den richtigen Plan, mit dem die verdammten vallianischen Invasoren zurückgeschlagen werden können!«
»Er ist wirklich ein hervorragender Anführer«, sagte ich. »Trotzdem ist dies nicht der große Wurf, der Hamal ein für allemal retten kann.«
»O nein. Aber den gibt es auch. Das wissen alle.«
Wenn ich nicht bald in den Kartenraum hineinkäme, würde ich noch platzen!
Sechs hohe Fenster links und rechts der Doppeltür ließen Licht hereindringen. Ich schlenderte – innerlich schäumend! – hinüber und schaute hinaus. An der Außenmauer zog sich eine Landeplattform hin, unter der es steil in die Tiefe ging. Auf der Plattform standen etliche Kurier-Voller. Säuberlich abgetrennt erstreckte sich an der Seite eine Reihe Stalltürme für Mirvols und Kratzstangen für Flutclepper und Volclepper. Die Voller waren alle vom gleichen Typ, kleine Zweisitzer mit einem klobigen Laderaum am Heck. Sie waren völlig grün und trugen an den Flanken die gelbgoldene Aufschrift ›Kurier‹.
Ich rieb mir das Kinn. Für Lobur und Thefi wäre so ein Voller genau das Richtige. Auch ich konnte mich später damit zu Seg oder Drak durchschlagen, wenn es erforderlich werden sollte. Diese Landeplattform mußte ich mir also merken ...
Die hier tätigen Wächter waren vorwiegend Apims, doch gab es unter ihnen auch Chuliks und Khibils und auch einige Rapas. Pacheks vermochte ich nicht auszumachen. Im Vorraum standen die Wächter starr vor ihren Türen, die sie bei Bedarf öffneten. Ehe ich sie alle beseitigen konnte, war die Verstärkung längst zur Stelle.
Die Tür in der vierten Wand öffnete sich, und eine Horde Helfer und anderer Mitglieder des Oberkommandos drängte herein. Sie hatten reichlich gegessen und getrunken; Nedfar und sein Gefolge waren spät in den Palast gekommen. Das brausende Lachen, die lebhaften Gespräche füllten den Raum. Einige Leute aus dem Oberkommando gehörten bestimmt den Gesichtlosen Neun von Hamal an, die viele Führungsaufgaben des
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