Saga von Dray Prescot 26 - Spikatur-Zyklus 04 - Die Verbündeten von Antares
Tyfar den Namen vor sich hin, ließ ihn wie eine verdorbene Frucht über die Zunge rollen, ehe er ihn ausspuckte. »Der allmächtige Teufel Dray Prescot. Bei Krun! Du hast dich auf meine Kosten herrschaftlich amüsiert ...«
»Tyfar! So darfst du nicht denken! Bei Vox, Junge, das darfst du nicht glauben!«
»O nein, Ty! Du mußt einsehen, daß Vater niemals so über dich lachen würde! Beim süßen Opaz! Wir sind Klingengefährten!«
Tyfar ließ sich auf seinen Mantel sinken. Die Röte seines Gesichts hielt an, und sein Blick hatte etwas Fiebriges. Unter der Bandage erschien Schweiß auf seiner Stirn und wurde von Jaezila vorsichtig fortgewischt.
Seg stapfte herbei. Er stemmte die Hände in die Hüften und schaute auf Tyfar nieder, dann sagte er: »Prinz, ich kann dir eins sagen: Dray Prescot mag ein schlauer alter Leem-Jäger sein, aber er hat viele Freunde und weiß, was Freundschaft bedeutet. Wenn dir das Glück winkt, dich zu den Gefährten Dray Prescots zu zählen, dann bist du besser dran als die meisten Menschen. Niemand weiß das besser als ich.«
Ich zitiere diese Worte, das dürfte deutlich werden, um die Argumente zu verdeutlichen, mit denen die Anwesenden Tyfars Qual zu lindern versuchten. Vermutlich fühlte er sich mißbraucht, vor sich selbst herabgesetzt. Aber ich glaubte ihm. Jaezila war kein Dummkopf. Sie kannte Tyfar besser als ich und täuschte sich nicht in ihm, davon war ich überzeugt.
Die Szene war für uns alle schmerzhaft gewesen. Nun mußte Schluß damit sein. Im Verlauf des Abends sprach Tyfar immer wieder von den Abenteuern, die wir zusammen bestanden hatten – und sah sie nun in neuem Licht. »Während ich die ganze Zeit für Hamal arbeitete, setztet ihr euch für Vallia ein.«
»Für Vallia.« Die Flammen schimmerten auf Jaezilas Gesicht und gaben ihr etwas Leidenschaftliches. »Das ist der springende Punkt, Ty! Hättest du einige der Untaten erlebt, die in Vallia von Söldnern und Sklaven auf Anordnung dieser schrecklichen Frau begangen wurden – wer könnte ihr nachtrauern? –, dann wärst du bestimmt ...«
»Es war eben Krieg.«
»Aber nicht so, wie das neue Vallia Krieg führt. Nein! Wenn euch diese schlimmen Dinge in Hamal zugestoßen wären, hättet ihr dann nicht gekämpft?«
Er wirkte schwach, das Gesicht schimmerte bläßlich, die Bandage bildete einen ungesunden Kontrast zu seiner Haut. »Ich habe aber gekämpft ...«
»Die Sache ist die«, stellte Seg fest. »Thyllis wurde mit einem Minimum an Schaden und Mühe beseitigt. Hamal ist praktisch intakt. Dein Vater könnte ein bestehendes Reich übernehmen. Zu Hause in Vallia kämpfen wir noch mit den Problemen, die euer Land uns bereitet hat.«
Zuweilen erschöpft stockend, dann wieder leidenschaftlich belebt, dauerten die. Gespräche die ganze Nacht hindurch. Niemand kam zum Schlafen, denn zu viel stand auf dem Spiel. In diesen Stunden taten sich Dinge von ungeheurer Bedeutung, dies war uns allen bewußt. Die Luft schien erfüllt von Schwingungen, die in die Zukunft wirkten.
Irgendwann einmal richtete sich Tyfar auf und blickte gehetzt in die Runde: »Ich komme mir so schmutzig vor!«
»Das ist eine ganz natürliche, verständliche Reaktion. ›Spion‹ – das ist ein allgemein verachtetes Wort. Aber wenn ein Spion ehrenvoll arbeitet ...«
»Wie wir es getan haben, Tyfar«, warf ich energisch ein.
Jaezila nickte nachdrücklich. »Jetzt solltest du lieber schlafen. Das Loch in deinem Kopf gefällt mir nicht.«
Und Tyfar fragte: »Welches Loch?«
Barkindrar die Kugel und Nath der Pfeil, die uns durch viele Gefahren begleitet hatten, wirkten erschlagen, als sie die Wahrheit erfuhren. Sie waren sprachlos. Ich beobachtete sie aus zusammengekniffenen Augen, denn ich ahnte, daß ihre Reaktion vom Verhalten ihres Prinzen abhängen würde, war aber auf alles gefaßt. Vielleicht kamen sie zu dem Schluß, ihrem Land sei am besten damit gedient, wenn sie versuchten, den Herrscher und die Prinzessin Majestrix von Vallia zu töten.
»Jak?« fragte Barkindrar, ein Brokelsh, auf seine laute Art. »Du bist ein Herrscher?«
»In Vallia?« Die braunen Finger Naths des Pfeils krümmten sich um seinen Bogen. Obwohl die Waffe nicht aus Loh stammte, erzielte er damit bemerkenswerte Ergebnisse.
»Wenn ich mich in Vallia aufhalte. Hier bin ich Jak der Schuß, euer Gefährte – und auch Gefährte Prinz Tyfars. Ihr müßt ihm helfen, damit fertigzuwerden. Schließlich sind wir gemeinsam durch den Moder gewandert – und jene
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