Saga von Dray Prescot 26 - Spikatur-Zyklus 04 - Die Verbündeten von Antares
zwei Reihen herbei, die Speere stoßbereit gesenkt, und geleiteten die Neuankömmlinge zu uns. Die beiden Männer blieben stehen und betrachteten Nedfar, der auffällig die Mitte einnahm. Die beiden traten nicht unterwürfig auf, sondern schienen sehr selbstbewußt zu sein. Aber vor allem hatten sie es eilig. Es schien für ihre Überredungskünste zu sprechen, daß sie die Garde dazu gebracht hatten, sie zum Herrscher durchzulassen, obwohl die Schlacht unmittelbar bevorstand.
»Ich erkenne dich als Prinz Nedfar, der jetzt der Herrscher ist«, sagte Rees, und sein prächtiges goldenes Löwenmenschengesicht war angespannt. »Wir geben dir das Lahal. Wir haben eine äußerst wichtige Sache ...«
»Gemach«, antwortete Nedfar. »Ihr geht von einer Lage aus ...«
»Für eine behutsame Annäherung ist die Zeit zu knapp«, sagte Chido, der brave kinnlose Chido, der als Soldat gekleidet daherkam und gereifter, abgehärteter wirkte. Aber noch immer konnte er das R nicht richtig aussprechen, das bei ihm wie ein W klang. »Twylon Wees und ich müssen diw mitteilen ...«
»Du bist der Vad von Eurys«, stellte Tyfar fest. »Bist du gekommen, um auf unserer Seite zu kämpfen? Um dem Herrscher Treue zu schwören?«
»Hör zu, du Fambly!« brüllte Rees auf typische Numim-Art los. »Es geht um die Shanks! Eine riesige Armee dieser Rasts ist an der Küste gelandet und zieht mordend und brandschatzend binnenwärts. Es handelt sich nicht um einen schnellen und kurzen Überfall. Die Invasion hat begonnen. Sie wollen offenbar bleiben – wenn wir sie nicht sofort aufhalten!«
19
Unten im langen schmalen Tal funkelten Garnaths massiert formierte Truppen im Sonnenschein, der sich auf Helmen, Speeren und Kürassen spiegelte. In wenigen Murs würde die Luftkavallerie aufeinanderstoßen. Bald würden sich die wogenden Kolonnen unserer Armee aufstellen und Garnath in die Vernichtung treiben.
Nedfars Gesicht schien wie aus Marmor gemeißelt zu sein, wie er da vor uns stand und stumm überlegte.
»Shanks!« bellte Rees noch einmal. Er schien sich kaum verändert zu haben, ein heißblütiger, zappeliger, ungemein vitaler Mann – und ein guter Gefährte. Vielleicht hatte das Schicksal ihn doch nicht so sehr mitgenommen, wie ich befürchten mußte. Ich konnte nicht ernsthaft annehmen, daß Rees und Chido Hamun ham Farthytu nicht wiedererkennen würden. Trotz der langen Zeit, die inzwischen vergangen war. So sah ich nun wie Dray Prescot aus und ließ nichts von Hamuns Torheit auf meinem Gesicht erscheinen.
Nedfar schaute mich an, denn ich war instinktiv einen Schritt zurückgetreten, ehe ich den Impuls unterdrücken konnte. Dabei ging es mir wohl weniger um Flucht, so nehme ich an, als um mein Widerstreben, die Figur des Hamun irgendwie ins Zwielicht zu bringen. Außerdem wollte ich der Welt deutlich machen, daß hier allein der hamalische Herrscher die Zügel in der Hand hielt – und nicht Vallia.
»Dray?«
»Da können wir nur eins tun.« Als ich das Wort ergriff, spürte ich Rees' und Chidos Blicke auf mir ruhen. Die Augen des Löwenmenschen, die Augen des Apims, beide Augenpaare musterten mich abschätzend. Ja, so schienen ihre Blicke zu sagen, ja, du magst der allmächtige vallianische Herrscher sein, aber wir haben einen großen Teil unseres Lebens darauf verwendet, deine Freunde zu bekämpfen. Warum sollten wir dir jetzt trauen?
Ich äußerte mich nachdrücklich, in einem didaktischen, verkündenden, bestimmten Ton, der mir ziemlich pompös in den Ohren klang.
»Was Vallia betrifft, so bekämpfen wir die Shanks, wann immer sie auftauchen, wo immer sie auftauchen.«
»Aye!« brüllten meine Offiziere, die sich seitlich von den Hamaliern aufgestellt hatten.
»Für Djanduin gehe ich dieselbe Verpflichtung ein«, fügte ich hinzu.
Daraufhin jubelten die Djangs.
»Und ich spreche für Hyrklana!« rief Hardur Mortiljid, Trylon von Llanikar. In voller Rüstung und mit seinen schweren Waffen bot dieser breitschultrige massive Mann ein eindrucksvolles Bild. »Wir töten Shansk!«
Nun erhoben die Hyrklaner ihre Stimmen.
Alle Augen richteten sich auf Nedfar.
Nur ich schaute ihn nicht an.
Mein Blick galt Tyfar.
Hier und jetzt mußte zwischen Vorteil und Ehre entschieden werden, zwischen Leben und Tod des Geistes. Die Alternativen waren klar. Tyfar stand aufgerichtet da, als sei er bereit, sofort in Aktion zu treten. Ich glaubte ihn zu kennen seit dem Augenblick tief unten im Moder, da er seine Intelligenz eingesetzt
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