Saga von Dray Prescot 27 - Pandahem-Zyklus 01 - Die Labyrinthe von Scorpio
verkündete er.
Das war also klar.
Im nächsten Augenblick steckte der zottige Rubin den Kopf durch den Türspalt.
Rubin diente übrigens – wie viele meiner alten Swods – als Zan-Deldar – ein Rang, den er auf keinen Fall abgeben wollte. Ihm lag nichts an einem Aufstieg in schwindelerregende Höhen der Befehlshierarchie. Wenn er gewollt hätte, wäre er sofort in den nächstfolgenden Rang als Hikdar erhoben worden. Und dann hätte es nicht lange gedauert, bis ich ihn zum Jiktar gemacht hätte. Ein wenig länger mochte es dann dauern, vielleicht ein Jahrzehnt, bis er Chuktar wurde. Aber dem schnurrbärtigen Rubin genügte es, Deldar zu sein, Zan-Deldar, die höchste Stufe dieses Titels. Weiter reichte sein Ehrgeiz nicht.
»Majister!« verkündete er. »Hamdi der Yenakker erbittet eine Audienz.«
»Führ ihn bitte herein, Rubin.« Ich schaute fragend zur Tür. »Du bist schon lange im Dienst.«
»Aye, Majister. Als Vertretung für den jungen Langen Wil, der sich die Schulter verrenkt hat.«
»Ach?«
Rubin wich meinem Blick aus. Seine prunkvolle Uniform erfüllte keinen praktischen Zweck; gleichwohl störten Goldbesatz, Litzen und Federn seinen Schwertarm nicht und ließen ihn nicht zu herausgeputzt erscheinen. Auf seiner Brust funkelten Medaillen – die Bobs.
»Majister, er ist gestürzt und hat sich die Schulter ausgerenkt.«
Mir kam nicht in den Sinn, weitere Fragen zu stellen. Aus einer Laune heraus und um meinen Swods klarzumachen, daß ich noch lange nicht senil war, stand ich dann aber auf und zog einen goldenen Zan-Deldy. Die Münze drückte ich Rubin in die hornige Hand.
»Boxkampf, Sieger oder Verlierer. Zan-Deldar. Rubin, du weißt bestimmt, wer diesen Lohn von meiner Hand verdient hat.«
»Aye, Majister, möge die Pracht Opaz' über uns allen leuchten.«
Er nahm Haltung an. Dies war auf Kregen keine sehr zackige Geste, doch richtete er sich auf wie einer von Segs Bogenschäften. Das Gesicht, braun und faltig und starr wie jenes harte Gestein im fernen Shalasfreel, das praktisch unzerstörbar ist, verriet nichts. Wenn der Lange Wil in einen Kampf geraten war, würden seine Gefährten dafür sorgen, daß der Kampfteilnehmer, der es verdiente, das Gold erhielt. Zehn Goldstücke, wie sie in einem Zan-Deldy zusammengefaßt waren, stellten einen gehörigen Wert dar. Ich nahm nicht an, daß der Lange Wil dem Trunk erlegen war. Ein solches Verhalten hätte zum Ausschluß aus meinen Garde-Einheiten geführt.
Während Hamdi der Yenakker den Raum betrat, überlegte ich, daß das Zwischenspiel mit Rubin nicht ohne Bedeutung war. Aus solchen Kleinigkeiten leitete sich das Vertrauen zwischen Befehlshaber und Mannschaften her; ich schüttete nicht hochmütig-willkürlich Geld über meinen Leuten aus, um ihre Loyalität zu kaufen. Meine Männer und ich definierten ihre gegenseitige Abhängigkeit mit scharfem Stahl.
»Also, Hamdi?«
»Majister! Sie ist die Frau, vor der ich dich gewarnt habe.«
»Das war mir schon klar. Wir sprechen von Pancresta. Setz dich, nimm ein Glas. Was hast du sonst noch erfahren?«
»Sie stammt aus Pandahem. Aus dem Süden. Ich traue ihr nicht. Aber sie verlangt eine Audienz bei dir, Majister.«
»Ach? Nun ja, Hamdi, du Schurke, du weißt sehr gut, daß ich auch dir nicht traue. Gewiß, wir haben schon Geschäfte miteinander gemacht, aber vielleicht passiert es diesmal ... Wer weiß?«
Hamdi machte ein gekränktes Gesicht. Er war ein großer kräftiger Bursche, der selbstbewußt durchs Leben schritt und sich nach unserem Sieg über die Herrscherin Thyllis allen vallianischen Dingen verschrieben hatte. Ihm war allerdings bekannt, daß wir seine im Grunde leichtfertige Ader kannten. Dies schien ihn nur insoweit zu beunruhigen, als er sich in der Ausübung seiner Launen behindert sah. Nun ja, über Hamdi den Yenakker brauchte man nicht viele Worte zu verlieren. Er verkaufte uns Informationen. Er lieferte Verbindungen. Er war uns nützlich.
Und bis jetzt hatte er uns nicht verraten.
»Habe ich dir nicht gut gedient, Majister? War ich es nicht, der dich und Kov Seg in die Zerdrückte Schildkröte führte, um mit Nath dem Dwa zusammenzutreffen? Habe ich euch nicht zuverlässige Informationen geliefert? Habe ich dem jungen Strom Nomius nicht das Leben gerettet?«
»Aye, Hamdi, du hast uns so frühzeitig gewarnt, daß wir seine Ermordung verhindern konnten. Aber in der Sache mit der Frau ...«
»Ja, Majister, ich glaube, sie will dich hintergehen, indem sie dir falsche
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