Saga von Dray Prescot 27 - Pandahem-Zyklus 01 - Die Labyrinthe von Scorpio
deiner Unterstellung herauszufordern.«
Wir traten durch die rechte Tür und folgten der Gruppe, deren Anführer bereits eifrig vorauseilten.
»Herausfordern könntest du mich, Kalu. Aber ich würde dich wegen einer so wichtigen Sache nicht bekämpfen. Dafür bedeutet mir die Ehre der Pachaks zuviel.«
Von vorn ertönte ein Schrei, und wir drängten uns vor und betraten eine schwarz ausgekleidete Kammer, an deren Decke ein Feuerkristall schimmerte. Eine breite Wendeltreppe führte von der Mitte aus in die Tiefe. Das brachte ein Problem.
»Vorwärts geht es nicht mehr«, stellte Ornol fest. »Also in die Tiefe.«
Die Treppe war breit und glatt, die Stufen aus dem Gestein herausgehauen. Ein Geländer gab es nicht. Undurchdringliche Schwärze schlug uns von unten entgegen.
»Mein Herz und meine Lungen!« rief Exandu japsend. »Schlimm für mein Rheuma.«
»Sobald wir Rast machen, Herr«, sagte Shanli, »reibe ich dir die Gelenke mit Mutter Rashis Kräutermittel ein.«
»Ach ja, Shanli. Danach kann ich mich immer leichter bewegen.«
Seg und Kalu schauten sich lächelnd an, und schon ging es die Wendeltreppe hinab.
Die Dunkelheit am unteren Treppenende wurde bereits durch unsere Fackeln erhellt, als wir Clawsang vor uns auftauchen sahen. Er wartete mutig auf der Außenseite, während die meisten sich furchtsam an der Wand entlangtasteten. Als wir auf gleicher Höhe mit dem abscheulichen Leichengesicht waren, wandte es sich zu Seg und Kalu um, die noch immer miteinander sprachen.
»Der Strom bittet ab hier um absolute Stille.«
Kalu wollte aufbrausen, doch schon sagte Seg verbindlich: »Das ist vernünftig, guter Skort.«
Sein Tonfall machte klar, daß seine Worte nicht ironisch gemeint waren. Natürlich war es sinnvoll, Lärm zu vermeiden. Wortlos marschierten wir weiter, allerdings begann sich nun die bedrückende Stille dieses Ortes bemerkbar zu machen.
Die Wendeltreppe endete auf einer flachen Felsfläche, die an zwei Durchgängen endete, einer vor uns, der andere zur Rechten. Nach links hin war die Fläche von einer glatten Felswand begrenzt. Die beiden Öffnungen waren nicht durch Türen verschlossen. Ein Krieger wagte sich vor, indem er mit seiner Holzstange den Boden abklopfte und sie schließlich über die Schwelle der mittleren Öffnung streckte.
Er war ein Chulik mit unverzierten Hauern und einem blaugefärbten Zopf. Er wandte sich um und winkte uns herbei. Alles in Ordnung.
Chuliks, die von Geburt an zu Söldnern ausgebildet werden, lassen äußerlich jeden menschlichen Zug vermissen; dafür sind sie – das muß man ihnen lassen – hervorragende, mutige Kämpfer. Dieser Chulik stand in Strom Ornols Diensten.
Wir rückten nach und befanden uns auf einem scharf nach links abbiegenden Korridor, der etwa fünfzehn Fuß breit war. Wände, Decke und Boden bestanden aus Felsgestein. Unsere Fackeln schickten Lichtstreifen voraus, und die Prozession der Köpfe erzeugte grotesk zuckende Schatten.
Der Korridor wurde durch keinerlei Räume unterbrochen. Am Ende des Durchgangs bog der Gang scharf nach rechts ab. Ein Stück davor gähnte eine weitere Öffnung, allerdings zeigten die forschend hindurchgesteckten Fackeln nur Dunkelheit. Strom Ornol marschierte ohne irgend zu zögern an diesem Durchgang vorbei und schritt mit seinen Leuten um die rechtwinklige Ecke.
Als Kalu die Biegung erreichte, zeichnete er mit der Schwertklinge ein Mal an die Felswand.
Eigentlich hätte er sich das sparen können, denn an jeder Ecke gab es eine Menge von Zeichen: Zahlen, Buchstaben, Namen, Ausrufe – sie drängten sich im Fackellicht auf dem Gestein. Seg deutete mit einem Kopfnicken auf diese Überreste uralter Kartographie.
Der Pachak beugte sich zu ihm hinüber und flüsterte: »Ich habe ein System.«
Ich begnügte mich damit, nach einem Zeichen Ausschau zu halten, das, da es andere teilweise überdeckte, offenbar zu den jüngsten Markierungen gehörte. Das Zeichen stellte ein rundliches Herz dar, und mir ging auf, daß der durch das Herz gezeichnete Pfeil in die Richtung wies, aus der wir kamen.
Immer weiter führte uns unser Weg. Da Ornol die Spitze nicht abgab und Skort bei ihm blieb und Fregeff dicht dahinter schlurfte, blieb es meistens Exandu, Kalu, Seg und mir vorbehalten, die Nachhut zu bilden. Dies erschien mir durchaus vernünftig. Wenn hier unten Gefahren lauerten, konnten sie von hinten ebenso auftreten wie von vorn – vielleicht waren wir hinten sogar gefährdeter.
Der Marsch unserer Gruppe, die
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