Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia
lösen. Versucht hatte man es oft genug. Eine Zeitlang gab es Fortschritte, doch auf lange Sicht blieb eben niemand übrig.
»Majestrix?«
Sie hatte nichts gesagt; aber der aufgeschlossene alte Tandu wußte, wann es an der Zeit war, eine Herrscherin aufzumuntern.
»Wenn es je eines Beweises bedurft hätte«, sagte Dalki, »was nie der Fall war und nie erforderlich sein wird, bei Djan - dann wissen wir jetzt, daß die Königin eine wahre Königin der Djangs ist!«
Da hielt es Delia für angebracht, die Totrixes einzufangen, alles zu überprüfen und weiterzureiten. Tandu, der seine Heimat verlassen hatte, um den Valkaniern das Flutduinreiten beizubringen, war kein echter Söldner, war kein Paktun. Das gleiche galt für Dalki. Die beiden Männer wollten schon aufsteigen, da seufzte Delia und mußte sich das Lachen verkneifen.
»Zuerst müssen wir die drei durchsuchen. Vielleicht haben die Männer Dinge bei sich, die für uns interessant sind. Und sollten sie Gold mitführen, gehört es uns. Ist das nicht so?«
»Gewiß, Majestrix…«
»Tandu! Hör gut zu. Ihr beiden müßt mich nicht immer mit diesem langweiligen ›Majestrix‹ anreden, sondern dürft mich auch ›meine Dame‹ nennen - das wißt ihr.«
»Quidang, meine Dame!«
Nachdem dies geregelt und die Leichen durchsucht worden waren (es fand sich nichts Interessantes außer sechs Lederbeutel mit insgesamt hunderteinundzwanzig Goldstücken, zweihundertfünfunddreißig Silbermünzen und keinem einzigen Kupfer-Ob dazwischen), führten die beiden Djangs und ihre Königin die Totrixes vom Ort des Geschehens fort. Nach einiger Zeit stiegen sie auf und verließen die Ockerwüste.
Delia hing ihren Gedanken nach. Die Ereignisse beunruhigten sie. Offenbar war die Situation in Vindelka, der Provinz ihres Halbbruders, alles andere als gesichert.
Flutsmänner? Bezahlte Posten, die arme Frauen angriffen? Man hätte annehmen können, sich in einem barbarischen Land zu befinden und nicht im zivilisierten Vallia!
Natürlich hatte Vallias Zivilisation in den Zeiten der Unruhe einen großen Rückschlag erlitten und den alten Stand bis heute nicht wieder erreicht. Aber was war mit Vindelka? Delia wurde ein wenig warm ums Herz bei dem Gedanken an einige der Vorhaltungen, die sie Vomanus machen wollte.
An den Fluß zurückgekehrt, wurde sie erneut daran erinnert, daß das jetzige Vallianische Reich nur noch wenig mit dem Vallia gemein hatte, in das sie hineingeboren worden war. Sie konnte nicht einfach ins Wasser springen und ausgiebig schwimmen und sich reinigen. Reißzähne und Klauen… In ihrer Jugend hatte man die Flüsse sicher gemacht. Nun ja, darum würde man sich eines Tages wieder ebenso kümmern wie um die Abwehr von Leems und anderen Wildtieren.
Auf einer malerischen Lichtung oberhalb des Flußufers schlugen die drei ein Lager auf und bereiteten ein Essen zu. Die Männer holten so viel Wasser, wie es in die zur Verfügung stehenden Behältnisse paßte, woraufhin sich die Königin gründlich wusch. Im warmen Schein von Zim und Genodras, der Zwillingssonne, reinigte sie sich auch das Haar. Einige Duftwasser und Salben der armen Pansi waren beim Absturz des Flugbootes zerstört worden; es blieb ihr aber noch genug, um sich einen feinen Duft ins Haar zu zaubern und sich wieder ein wenig mehr wie Delia zu fühlen. Trotz der vielen Titel, mit denen sie sich hatte abfinden müssen, spürte sie keine Überheblichkeit. Manche Titel bedeuteten ihr sehr viel; anderen begegnete sie gleichgültig, und wiederum andere - nur sehr wenige - trug sie mit wenig Begeisterung. Allerdings war sie sich ihrer Bedeutung viel zu bewußt, um irgendeinen Titel grundsätzlich und rundheraus abzulehnen.
Tandu schien unruhig zu sein.
Delia musterte ihn aufmerksam.
Er begann das Feuer auszuschlagen. »Wenn wir sofort aufbrechen, meine Dame, erreichen wir Mellinsmot noch vor Einbruch der Dunkelheit.«
»Ausgezeichnet! Dann reiten wir sofort los.«
Während die zwei Sonnen am Himmel niederstiegen und der westliche Horizont sich in schlierige jadegrüne und rubinrote Flammen auflöste, genossen die drei den Ritt am Flußufer und die angenehme Frische des späten Nachmittags und frühen Abends. Weit vorn tauchten die anheimelnden Lichter der Stadt auf.
Beim Reiten dachte Delia an ihren Mann. Sie hatte keinen besonderen Grund, nicht an ihn zu denken, und die Tageszeit hatte darauf keinen Einfluß, denn er war ihr eigentlich ständig im Sinn - so wie seine Gedanken oft ihr galten. Beide
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