Saga von Dray Prescot 29 - Pandahem-Zyklus 03 - Die Feuer von Scorpio
schrill.
Als ich Fischilis Mann den Speer weggenommen und zu Boden geworfen und ein wenig herumgebrüllt hatte, kam mir plötzlich ein böser, egoistischer Gedanke.
Wenn ich diese beiden nicht dazu brachte, ihr Kind zurückzunehmen - warum sie sich weigerten, lag auf der Hand -, hatte ich kaum eine Chance, jemand anders zu überreden. Die verdammten Leem-Freunde hatten sich umgetan und das Kind gekauft. Sie hatten einen lebenden Menschen gekauft - mit billigen Kleidern und Messingohrringen! Nun ja, die Sklaverei gehörte auf Kregen zu den Dingen des Lebens, bis es uns eines Tages gelang, diese Erscheinung total zu verbannen. Hier aber lagen die Dinge anders. Wenn das Gesetz diesen Vorgang nicht verbot, der schon auf der Erde alltäglich war, dann hatte ich keinerlei Rechte. Die Eltern hatten das Kind verkauft - folglich war das Kind tot.
Mein egoistischer Gedanke lief nun folgendermaßen: Was sollte ich mit einem Mädchen anfangen, während ich unter den kregischen Monden mit meinem verdammten Langschwert Abenteuer bestand?
Ja - was...?
Der gesunde Menschenverstand redete mir ein, es müßte doch möglich sein, Fischilis Mann und vielleicht auch der Frau Vernunft einzubleuen, bis sie Ashti zurücknahmen. Ja, das wäre nicht sehr schwierig.
Aber wie würde Ashtis Leben danach aussehen?
Da war es sicher besser, ihr ein Zuhause zu suchen, in dem sie willkommen war.
Und natürlich wußte ich bald, wo ich ein solches Zuhause finden konnte - wenn die Everoinye mich in Ruhe ließen. Ich verzichtete also auf weitere Aktionen und sagte nur: »Ich gehe jetzt.«
Ich machte kehrt und wanderte weiter. Dann hielt ich kurz inne, wandte mich zurück und brüllte so laut, daß nicht nur Fischili und ihr Mann mich hören konnten: »Ich sorge für Ashti! Wenn ihr mir folgen wollt, werde ich euch wahrscheinlich umbringen!«
Ashti hatte schon ziemlich bald nach dem Beginn unserer kurzen Wanderung zu weinen aufgehört. Auch nun weinte sie nicht, als wir Mutter und - wahrscheinlichen - Vater verließen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie jemals große Zuneigung zu den beiden empfunden hatte. Ihre anfängliche Freude war auf die Rückkehr in eine bekannte Umgebung mit bekannten Gesichtern zurückzuführen; von nun an würde ich dafür sorgen müssen, daß sie in eine freundliche Umwelt mit freundlichen Gesichtern kam.
Zunächst schien es das beste, meine Wanderung nach Osten fortzusetzen; die Dschungelbewohner hatten davon gesprochen, daß es in dieser Richtung im Mündungsgebiet eines Flusses eine Stadt gebe. Vermutlich war es keine mir bekannte Stadt (Mahendrasmot befand sich ein gutes Stück weiter westlich), doch immerhin bot sich dort vielleicht eine Chance, eine Schiffspassage zu arrangieren.
Niemand schien das Dschungelleben dieser Leute ändern zu wollen. Es waren keine Primitiven. Ihr Lebensstil war schlicht, basierte weitgehend auf selbstproduzierten Dingen und mehr auf der Jagd und der freien Ernte als auf der Landwirtschaft. Mahendrasmot war, wie der Name schon sagt, eine Stahlstadt, und so herrschte hier im Dschungel kein Mangel an Werkszeugen aus Metall - und das ließ vermuten, daß in der Siedlung, der ich mich näherte, die Eisen- und Stahlindustrie ebenfalls eine gewisse Rolle spielte.
Vielleicht sollte ich erwähnen, daß ich gleich zu Beginn meiner Wanderung die braune Robe zerrissen und mir daraus einen Lendenschurz und einen Beutel für die beiden Silbermasken gemacht hatte. Ein Schwert an der Hüfte, Ashti auf dem linken Arm und den Dreizack in der rechten Faust, so machte ich mich wohl ziemlich seltsam aus; jedenfalls ließen das die Gesichter der meisten vermuten, mit denen ich in Berührung kam.
Es hatte große Schwierigkeiten mit Ashti gegeben, als ich ihr das Kleid ausziehen wollte, um es zu waschen. Es war schon ziemlich fleckig und schmierig. Sie besaß kein anderes Kleidungsstück. Entschlossen redete ich auf das Kind ein und zog ihr das Gewand über den Kopf. Wir befanden uns gerade am Ufer eines Flusses - ein vernünftiger Ort, wenn man ein Kleid waschen will -, und ich säuberte Kleid und Kind zur gleichen Zeit. Dies geschah kurz vor unserer Ankunft in ihrem Heimatdorf, wo ich die Ehre hatte, die Eltern des Kindes kennenzulernen. Ha!
Wie auch immer - als wir schließlich die Stadt Hukalad erreichten,waren wir zu einer Übereinkunft gekommen. Ashti konnte ziemlich gut sprechen, doch würde es noch einige Zeit dauern, bis sie Vertrauen zu mir faßte und ihre Zunge sich lockerte. Dies war
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