Saga von Dray Prescot 29 - Pandahem-Zyklus 03 - Die Feuer von Scorpio
ihn. Ich hatte nicht die Absicht, ihn zu verfolgen und damit das Kind wieder in Gefahr zu bringen - geschweige denn mich selbst.
Wir machten uns auf den Weg, das kleine Mädchen und ich. Unser Ziel war der Dschungel.
Ich trug den Dreizack in der Rechten und wog ihn von Zeit zu Zeit prüfend ab. Um den Schaft, dicht unter den drei langen, schmalen und grausam schwarzen Spitzmessern, war ein braunes Seidenband verknotet. Es hatte einen Silberrand.
Sobald wir den Schutz der Bäume erreicht hatten, waren wir eines Problems ledig - hatten dann aber ein neues und viel bunteres. Ich stellte unser Glück nicht so sehr auf die Probe und wagte mich nicht allzu tief zwischen die Bäume. Zum Sandstrand hin zeigte sich der Dschungel ziemlich ausgedünnt. Es war sicher sinnlos, an meinen Ausgangspunkt zurückzukehren, um den Mann und die Frau zu befreien, die ich dort gefesselt zurückgelassen hatte. Bestimmt suchten ihre Gesinnungsgenossen eine Antwort auf die Frage, wie ich in den Tempel gekommen war, und mochten sie längst gefunden haben. Außerdem wußten sie bestimmt nicht, aus welchem Dorf das Mädchen stammte.
Die Kleine schniefte und heulte. Es widerstrebte mir, ihr eine Hand über dem Mund zu legen, um sie zum Schweigen zu bringen, doch nachdem ich sie ein wenig saubergemacht und sie ein süßes klebriges Etwas in einer Tasche gefunden hatte, kam sie zur Ruhe. Das Saubermachen bewerkstelligte ich mit Hilfe einiger Blätter, an denen in einem kregischen Dschungel wahrlich kein Mangel herrschte.
Die Sonnen gingen unter, und der Himmel verwandelte sich von einem rostroten Meer in einen Ozean der Dunkelheit, durchsetzt mit den kregischen Sternen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der erste kregische Mond, die Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln, ihren rosagoldenen Schimmer verbreiten würde. Wenn dann noch der zweite und dritte Mond aufstiegen, die Zwillinge, würden die Lichtverhältnisse mehr als zufriedenstellend sein - etwa für einen gemütlichen Spaziergang durch das Vergnügungsviertel einer Stadt. Versuchte man dagegen vor Feinden zu fliehen, war einem soviel Licht während der Nacht weniger recht.
Ich versuchte die kurze Periode der Dunkelheit vor der Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln auszunutzen und eilte den Strand entlang. Der Sonnenuntergang hatte keine Abkühlung gebracht; es war noch immer sehr schwül.
Nachdem der Priester mir entwischt war - ich umfaßte den Dreizack fest -, nahm ich mir vor, die östliche Richtung einzuschlagen. Wenn das Mädchen aus einem Dorf im Westen stammte, hatte ich Pech. Woher sie auch stammte, es mußte außer dem Priester auch andere Leute geben, die das wußten. Ihn mitzunehmen, war eigentlich ein bißchen Angeberei gewesen - und prompt hatte er mir gezeigt, wie groß der Bissen war, den ich hatte abbeißen wollen.
Der Sand knirschte unter meinen Füßen, und das Mädchen auf meinen Armen entschlummerte, von der Bewegung müde gemacht. Ihre Erschöpfung war schließlich doch größer als Aufregung und Angst. Und ich kannte nicht einmal ihren Namen.
Das alte Schiff brannte prächtig.
Obwohl das Bild wahrlich nichts mit einem Wikingerbegräbnis zu tun hatte, mußte ich daran denken. Orangeroter Feuerschein verfärbte den Himmel. Sterne funkelten und schwächten sich eine Zeitlang ab. Trocken war der alte Argenter, brüchiger Zunder, der leicht brennen würde. Das schöne Schiff loderte und zerfiel zu Asche, die Dunkelheit saugte es in sich auf.
Mit meiner Last eilte ich durch die Schatten.
Von Zeit zu Zeit hielt ich inne, um mich vorsichtig umzusehen und vor allem nach hinten zu sichern. Doch ich bemerkte keine Verfolger, und so gelang unsere Flucht. Das kleine Mädchen zählte in diesem Zusammenhang als vollwertige Teilnehmerin des Abenteuers - so ist das nun mal in der Gefahr. Ich behielt die Augen offen, und sie schlief, aber uns gelang die Flucht.
Zu Beginn des Tages hatte ich mich in dichtem Dschungel aufgehalten, und nun am Ende wanderte ich am Rand eines Dschungelwaldes durch den Sand und wich den Auswüchsen der Vegetation aus. Im Licht der Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln und der Zwillinge, die später aufstiegen, schritt ich weiter aus. Müdigkeit störte mich nicht, die würde sich später bemerkbar machen. Ich mußte die nächste Siedlung oder Stadt finden und das schlafende Etwas versorgen, das die Herren der Sterne mir in Obhut gegeben hatten.
Ein ereignisreicher Tag war vergangen. Vielleicht waren die aufregenden Ereignisse etwas
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