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Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio

Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio

Titel: Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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kleinen Lohn für meine schlechte Laune und ihr freundliches Lächeln. Ich stand auf, sie gab mir meinen Umhang, und ich rang mir ein gepreßtes Lächeln ab.
    Der Stallbursche hatte sich um Frupp gekümmert, und ich gab ihm einige Münzen Trinkgeld, stieg auf und hielt mit dem willigen, gut gefütterten Freymul auf das berüchtigte Theater zu.
    Unter dem Torbogen am Ende des verlassenen Hofes – der Stallbursche hatte die Hand um die Münzen verkrampft und sich schleunigst entfernt – brannte eine Lampe in einem krummen Halter. Die Eisenstäbe schickten lange schmale Schatten über den Hof. Der Duft nach Mondblüten lag schwer in der Luft. Unter dem brüchigen alten Torbogen erschien eine Frau.
    Sie verharrte mit gesenktem Kopf, doch nicht so tief, daß ich nicht sicher war, ob sie mich musterte. Lampenschein fing sich in ihrem kastanienbraunen Haar; es schimmerte nicht ganz so, wie es hätte sein müssen; die Schatten warfen Projektionen an die falschen Stellen. Ihr langes hellblaues Gewand legte einen Kreis um ihre Füße, und die Hände hatte sie im Schutz der Ärmel verschränkt.
    Stumm und reglos stand sie da, den Kopf ein wenig geneigt, die Nase und hohen Wangenknochen von einem Licht angestrahlt, das unmöglich von der Lampe über ihrem Kopf kommen konnte.
    Plötzlich setzte sie sich in Bewegung.
    Die Gestalt erbebte – wie ein ferner Gegenstand, den man durch erhitzte Luft wahrnimmt.
    Ich drängte Frupp vorwärts, denn ich wollte mit der Frau sprechen.
    Sie hob den Blick, dann schaute sie in die Runde. Ich sah ein hübsches, anrührendes Gesicht, das jedoch von einer finsteren, tieferen Macht kündete, als man es von einem zarten Frauengesicht normalerweise erwartete. Sie schaute mich an, und ihre Augen nahmen meine Sinne gefangen, dann hob sie die Hand, wie um einen Schlag abzuwehren.
    Dann verschwand sie.
    Einfach so.
    Sie löste sich nicht auf – nun ja, jedenfalls nicht auf erkennbare Weise.
    Fabelwesen und Gespenster – solche Erscheinungen sind auf Kregen nicht unbekannt.
    Noch eben hatte ich an Deb-Lu-Quienyin gedacht. Es hätte mich nicht überrascht, vielmehr sehr gefreut, wenn er am Tor erschienen wäre. Wo immer er war, in Vallia oder Valka oder unten in Hamal – er konnte sich in den Trance-Zustand des Lupu versetzen und mit Hilfe seiner Kharma ein Gespensterbild seiner selbst an ferne Orte ausschicken, um dort interessante Ereignisse zu beobachten. Der gute alte Deb-Lu! Aber er erschien mir nicht, und die Laterne unter dem Torbogen beleuchtete nur Steinmauern und Kopfsteinpflaster.
    Frupp spitzte die Ohren. Er reagierte nervös auf solche seltsamen Ereignisse, auf das unerklärliche Kommen und Gehen. Ich beugte mich vor und tätschelte ihm beruhigend den Nacken.
    Während wir unter dem verspukten Tor hindurch zur nächsten Straße trotteten, überlegte ich, daß es wirklich nützlich wäre, auf welcher Seite diese rätselhafte Hexenfrau in dem hellblauen Gewand stand. Ja, du rätselhafte Erscheinung – das wäre mehr als nützlich!
    Eine Tatsache stand einwandfrei fest.
    Auf Kregen ist es weitaus besser, eine Hexe oder einen Zauberer auf der eigenen Seite zu haben, als dagegen ankämpfen zu müssen.
    O ja, bei Vox!

15
     
     
    Als ich mir überlegte, was noch vor mir liegen mochte, hätte ich nicht übel Lust gehabt, loszuziehen und den Tempel Lems des Silber-Leem anzustecken. Die Versuchung war groß.
    Wenn ich aber die Wahrheit hinter den Aktionen gegen Vallia herausfinden wollte, mußte ich viel behutsamer vorgehen, als wenn es nur darum gegangen wäre, zuzuschlagen, anzuzünden und zu fliehen, oder wenn Pompino mir mit seinem Rat zur Seite gestanden hätte.
    Die Erregung, die das Eintreffen des Stroms ausgelöst hatte, lief durch die Straßen und Plätze von Port Marsilus. Viele Menschen würden heute abend ausgiebig feiern. Auf den Gesichtern stand ein eifriger, begieriger Ausdruck, als wüßten alle, was hier vorging, als hätten sie einen Anteil daran und könnten es gar nicht mehr abwarten. Daß dieser Eindruck völlig falsch war, darauf kam es nicht an. Sie ließen sich lediglich von der allgemeinen Aura anstecken. Angesichts der Probleme, die mir auf der Seele lagen, verbitterte mich dieser Eindruck aber sehr, das kann ich Ihnen sagen.
    Mit schlaffem Zügel lenkte ich mein Tier behutsam voran und näherte mich dem verlassenen Theater, das die Tarnung für den Tempel lieferte. Plötzlich warnten mich laute Rufe und Hufgetrappel hinter mir, und ich drückte Frupp zur Seite, um den

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