Sagan
zu verteilen. Sie küsste jede klebrige, schmutzige oder tränennasse Wange, wenn man sie ließ.
Malaya spürte, wie Guin ihr mit der Hand über den Rücken strich, ein Zeichen, dass sie weitergehen sollte, bevor sie hier stundenlang gefangen war. Sie straffte sich, allerdings weniger, weil er sie drängte, als vielmehr wegen des Schauers, den er durch ihr Nervensystem jagte. Ansonsten ließ sich die Kanzlerin nichts anmerken und ging rasch weiter.
Es geschah ständig. Jedes Mal, wenn Guin sie zufällig berührte, löste es eine bestimmte Kette von Reaktionen in ihr aus. Das war so, seit er …
Malaya senkte den Kopf, wobei ihr das Haar ins Gesicht fiel. Sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden, und sie wusste, dass sie errötete, wie jedes Mal, wenn sie in Gedanken drei Wochen zurückkehrte zu ihrem letzten heftigen Streit. Guin hatte um eine freie Woche gebeten, und sie hatte es ihm verweigert. Daraufhin hatte er sie auf seine herrische Art in die Ecke gedrängt und auf dreiste Weise ihre Brüste begrapscht.
»Lass mich gehen,
K’yatsume,
oder ich werde dir stattdessen ganz, ganz nah sein … So nah«,
hatte er versprochen,
»dass ich so gut wie in Euch sein werde.«
Sein Verhalten und seine Worte waren völlig unangemessen gewesen, und die Zweideutigkeit hatte sie ziemlich aus der Fassung gebracht. Nicht nur weil er sie in dieser Weise bedroht hatte, sondern weil er auch einer ihrer engsten Freunde war und … und was er getan hatte, hatte ihren ganzen Körper erbeben lassen vor unerwarteter Erregung. Wegen Guin! Was für eine Schnapsidee! Es war genauso, wie wenn Tristan ihr an die Wäsche gegangen wäre. Jede sexuelle Reaktion musste als obszön bezeichnet werden.
Jetzt schien sie diese Obszönität nicht mehr loszuwerden. Seine Aufgabe zwang ihn, die ganze Zeit in ihrer unmittelbaren Nähe zu sein, und er dachte sich nichts dabei, wenn er sie berührte, an ihr zog oder sie Dutzende Male irgendwohin begleitete. Es bedeutete ihm nichts, nur Pflichterfüllung, doch sie … Fortwährend litt sie unter Zittern und Hitzewallungen, die nicht den geringsten Sinn ergaben! Es stellte ihre Geduld auf die Probe, und unglücklicherweise konnte sie ihren Frust nicht an Guin auslassen, was die Wut auf ihren Bruder noch schlimmer machte.
Kein Wunder, dass ihr Verhalten Tristan verwirrte. Noch nie hatte sie einen so tiefen Groll gegen ihn gehegt. Doch jedes Mal wenn sie erwog, ihm zu vergeben, musste sie an die sechs Monate denken, in denen sie sich Sorgen um ihn gemacht hatte wegen seines extremen Verhaltens, mit dem er sich selbst von dem quälenden Wissen um dieses Gesetz hatte ablenken wollen. Natürlich hatte diese »Ablenkung« Tag für Tag zahlreiche Bettgespielinnen mit eingeschlossen. Wenn sie sich dieses »Leiden« ins Gedächtnis rief, wurde sie aufs Neue wütend.
Nun, zumindest hatten sich diese täglichen Sexübungen auf ein normales Maß reduziert, und der Palast war nicht länger Opfer der geräuschvollen Sinfonie, die beim Liebesspiel ihres Bruders ertönte. Sie hatte gedacht, dass zumindest das Guin freuen würde. Es war ihm sichtlich auf die Nerven gegangen. Vielleicht hat er seinen kurzen, unerwarteten Urlaub wenigstens dazu genutzt, mit jemandem Sex zu haben, dachte sie mürrisch. Aber selbst wenn das so war, hatte es an seinem Gemütszustand jedenfalls nichts geändert, und ehrlich gesagt gefiel ihr die Vorstellung auch nicht. Vielleicht war sie es, die aufregenden Sex brauchte, um sich zu entspannen.
An Sex zu denken, während Guin ihr so nah war, war nicht gerade hilfreich, wie Malaya rasch feststellte. Die Götter mochten verhüten, dass sie je eine verrückte Sexfantasie mit ihm hätte. Sie könnte ihm nie wieder in die Augen sehen.
Als sie den Palast erreichten, eilte sie in ihre Suite. Sie verabschiedete sich nicht von Tristan, als dieser und Trace in entgegengesetzte Richtungen davongingen, und sie bemerkte Rika kaum, die von Guin hergeführt wurde. Durch Crush war Rika vor ein paar Wochen vollständig erblindet, weshalb Rika in Malayas Suite umgezogen war, wo Guin ebenfalls auf sie achtgeben konnte.
Malaya nickte dem Leibwächter an der Tür im Vorbeigehen zu. Wortlos durchquerte sie das Wohnzimmer und betrat das Schlafzimmer.
»Fatima!«
Die Dienerin eilte sofort herbei und verbeugte sich respektvoll.
»Herrin«, sagte sie leise.
»Ich möchte ein Bad nehmen. Sehr heiß und mit Lavendelduft. Es ist entspannend, und das brauche ich jetzt dringend.«
»Natürlich,
K’yatsume
«,
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