Sagan
mein Liebling. Wie kommst du darauf, dass ich auf einmal damit aufhöre?«
Malaya schwieg ziemlich lange, während sie in anblickte und herauszufinden versuchte, was seine wahren Gefühle waren. Weil er nicht zornig war, blieben sie ihr wie üblich verborgen. Er sprach von seiner Fürsorge und von seinen Ängsten, doch er war immer so verschlossen, dass sie nicht begriff, was er von ihr wollte.
»Du kannst mich wahrscheinlich nicht vor allem beschützen«, sagte sie und sah ihn aufmerksam an. »Und du scheinst nicht zu begreifen, dass zum Wohl der Gemeinschaft manchmal ein Opfer nötig ist. Ich muss dafür sorgen, dass mein Volk die Traditionen schätzt und hochhält, Guin. Das wird uns stark machen. Eine Schattenbewohnerspezies, die sich den Völkern der Dunkelheit gegenüber als würdig erweist und die ebenbürtig ist, was Fähigkeiten, Nächstenliebe und den Wunsch nach Frieden betrifft. Ich möchte, dass wir genauso großartig sind wie sie. Aber sie müssen das auch erkennen können. Und wenn das bedeutet, dass eine Frau eine arrangierte Ehe akzeptieren muss, um ein Beispiel zu geben und dadurch eine bessere Zukunft zu schaffen, dann soll es so sein.«
Je länger sie sprach, desto dunkler schien das Grau seiner Augen zu werden. Der Griff um ihren Nacken wurde fester, doch ansonsten verharrte er stumm und friedfertig, während er ihr zuhörte.
Als sie geendet hatte, spürte sie, wie sein Körper leicht zitterte. Es war die einzige Warnung, bevor er sie mit einem Ruck aus dem Wasser zog und mit dem Rücken auf den eiskalten Fliesenboden legte. Guin hatte sich tief über sie gebeugt, und sie stemmte in instinktiver Abwehr die Hände gegen seine Brust, wobei ihre nassen Handflächen über die weiche Lederweste glitten.
»Guin!«
»Dann soll es so sein?«, wiederholte er zwischen aufeinandergepressten Zähnen. »Dann soll es so sein. Sieh mal an, was für eine hübsche kleine Märtyrerin du abgibst! Aber ich werde nicht zusehen, wie du dich opferst, meine hübsche Prinzessin. Ich zeige dir einmal, wohin dich dein Opfergang führt, Malaya.«
Sie war regelrecht gefangen unter seinem prächtigen Körper, und dann, als machte er einen Liegestütz, ließ er sich beinahe auf sie herabsinken und berührte sanft ihren Mund mit seinem.
»Du sagst, ich sei wie ein Bruder für dich. Komm, gib deinem Bruder einen Kuss,
K’yatsume
. So wird es sich anfühlen, wenn du einen auserwählten Fremden küsst. Glaubst du, dass so eine Person je in der Lage sein wird, das leidenschaftliche kleine Tier in dir zu wecken, das du so gut versteckst? Wird er überhaupt erfahren, dass es da ist? Ich bezweifle, dass irgendeiner deiner früheren Liebhaber überhaupt eine Ahnung davon hatte. Wenn er auf dir liegt …« Guin ließ sich mit seinem ganzen Gewicht und seinen starken Muskeln auf zweideutige Weise über sie gleiten. »Willst du hören, wie er in Gedanken den Lehrstoff seines Unterrichts in Geschlechtsverkehr wiederholt, damit er ja alles richtig macht? Das geht so und das geht so!« Er machte sich darüber lustig, indem er zuerst eine Hand auf ihren Oberschenkel legte und ihr Bein dann auf seine Hüfte zog.
Malaya rang bei jeder seiner Bewegungen nach Luft und rieb unabsichtlich mit den Lippen über seine, als deutete sie einen Kuss an. Er war so überwältigend, seine Intensität und seine bloße Körpermasse, dass es ihr den Atem nahm. Ihr Bein auf seiner Hüfte erlaubte es ihm, sich mit dem Körper zwischen ihre Beine zu schieben, wobei das harte Leder und die kalte Metallschnalle seines Waffengurts sie auf intime Weise berührten.
»Guin! Geh sofort runter von mir!«, befahl sie ihm und wand sich, um sich von ihm zu befreien.
»Aber du hast deinen Bruder noch gar nicht geküsst«, höhnte er.
»In Ordnung!«, fauchte sie wütend.
Sie packte seinen Kopf, richtete sich mit dem Oberkörper ein Stück auf und küsste ihn hart auf den Mund. Malaya war so versessen, es diesem arroganten Kerl zu zeigen, dass sie alles hineinlegte. Sie spürte, wie er überrascht zusammenzuckte, doch sie ließ nicht zu, dass er sich zurückzog. Es war ein langsamer und verführerischer Kuss, und in ihrer Entschlossenheit, ihn auf die Palme zu bringen, leckte sie mit der Zunge geschickt über die Konturen seiner Lippen. Ihre Lehrer wären verdammt stolz auf sie gewesen.
2
Für Guin war jede Sekunde, die er auf ihrem Körper mit der wunderbaren, makellosen Haut lag, eine Qual, während ihr Duft nach Lavendel und Jasmin ihn umhüllte. Er wusste,
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