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Sagen aus Bayern

Sagen aus Bayern

Titel: Sagen aus Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Aschaffenburg auf den Markt zu tragen. Es war bitterlich kalt und alles gefroren, und die Kahl sah aus wie ein Gletscher. Die Leute hatten schwere Trachten und mußten tief im sandigen Schnee waten; sie waren darum bereits ermüdet, als sie an die Kahl kamen, warfen ihre Trachten ab und ruhten eine Weile.
    Da hörten sie plötzlich ein lautes Gepolter auf dem Eise der Kahl. Erschrocken sprangen sie auf, denn sie dachten alle zu gleicher Zeit an den Nix; um aber ihren Weg fortzusetzen, mußten sie über die Kahl, und es wollte auf dem Stege keiner der erste und keiner der letzte sein. Ein junger Mann sagte endlich scherzend: »Der Hannes soll vorausgehen, der ist ein frommer Mann, vor dem der Wassermann Respekt hat; der letzte will ich sein, der Wassermann und ich sind alte Freunde! « Und so schritten sie über den Steg. Als sie bald hinüber waren, rief der, welcher zuletzt ging, spottend ihnen zu: »Habt Acht, daß euch der Wassermann nicht holt! Hoho, Wassermann, hoho!« Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, da ergriff ihn eine unsichtbare Hand und zog ihn hinab durch das Eis in die Kahl. Die andern Männer befiel ein solcher Schrecken, daß sie zwar lautlos ihren Weg fortsetzten, aber nach dem Verkaufe ihrer Besen auf einem andern Wege heimkehrten und den Steg bei Schimborn niemals mehr betraten. – Von dem Manne, der in die Kahl versank, hat man nichts mehr gesehen; ein Wasserwirbel bezeichnet aber jetzt noch die Stelle.

Der Weber und die Zwerge
    Nicht weit vom Ort Fichtelberg ist eine verfallene Burg, Zwergennest oder Zwergenburg genannt. Aus diesem Ort ging ein Weber in die Fremde; als er heimkehrte, waren die Eltern tot; er wollte sein Geschäft beginnen, seinen Webstuhl aufschlagen; niemand nahm ihn auf, denn seine Mutter war als böse Hexe bekannt gewesen. Sie wiesen ihn hinaus mit seinem Webstuhl in die Schafhütte am Zwergennest. Diese hatte der Schäfer verlassen müssen, weil die Zwerge nachts die Schafe versprengten und zu Fall brachten.
    So ging er denn hinaus und richtete sich die Hütte zurecht und schlug seinen Webstuhl auf. Als er nun die erste Nacht zu Bett lag, erwachte er plötzlich und sah einen Zwerg beim Licht des Vollmondes hereinkommen in die Kammer, der, ein Hütchen auf dem Kopfe, in Frack und kurzen Höschen, mit Schnallenschuhen und einem Stöckchen in der Hand, mehrmals auf und ab ging und sich neugierig alles besah; er schien vergnügt zu sein, alles so wohlgeordnet zu finden. Zuletzt sprang er auf den Tisch, setzte sich – er war nur spannlang – auf den Brotlaib, der noch dort lag, und schnitt sich ein Stückchen ab, das er aß. Da redete er den Gesellen an, daß, wo er hier wohnen wolle, Mietlohn gezahlt werden müsse. Er verlange nicht Silber noch Gold, denn er wisse ja, daß er arm sei, aber drei Bedingungen setze er, welche genau zu erfüllen wären. Das erste sei, daß an jedem Vollmond der Webstuhl abgeräumt sein müsse, das zweite, daß der Weber niemals bei Nacht in die Werkstätte hineinsehe, das dritte, daß er schweigsam bleibe. Damit war der Geselle zufrieden, und der Zwerg ging.
    Nun hatte er in Bayreuth einen Kaufherrn gefunden, der ihm Arbeit gab, und richtete es so ein, daß mit nächstem Vollmond der Stuhl abgeräumt war. Als er daher am Morgen darauf in die Werkstatt trat, war er nicht wenig erstaunt, am Stuhl einen Streifen seidenen Gewebes, ein Muster, zu finden, welches seinesgleichen nicht hatte. Damit ging er zum Kaufherrn und bat um Seide, um nach dem Muster zu wirken. Er erhielt, soviel er deren bedurfte, und schon am nächsten Vollmond brachte er ein wunderschönes Stück Seidenstoff, welches dem Herrn so gefiel, daß er dem tüchtigen Gesellen sogleich neue Arbeit gab.
    So hatte der Geselle Brot, und öfter traf es sich, daß er am Morgen nach der Vollmondnacht ein neues schönes Muster am Stuhl fand, was ihm stets neue Bestellungen verschaffte. Darüber wurden aber die anderen Handwerksgenossen voll Neid, besonders der Werkmeister; sie bemühten sich auf alle Weise, ihm sein Geheimnis zu entlocken; er schwieg. Da führten sie ihn öfter zum Wein und machten ihn trunken; aber auch so hielt er sein dem Zwerg gemachtes Versprechen. Doch einmal kehrte er berauscht heim: Neugier hatte ihn erfaßt, die Werkstätte zu besehen. Schon hatte er den Griff der Tür in der Hand, als sein guter Geist ihn noch zurückhielt. Am Morgen fand er zwar ein Muster am Stuhl hängen, aber ganz verworfen. Gleichwohl machte er es nach, und die Arbeit gefiel mehr als alle

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